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"Eine fünfzügige Schule ist eine tolle Chance für Schüler und Stadt"

Sven Kienscherf

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Fachbereichsleiterin Katja Mönnigmann-Steinbeck zeigt auf dem Rechner den Grundriss einer Schule in Cluster-Bauweise. So ähnlich könnte auch die fünfzügige Grundschule in Bad Salzuflen aussehen. - © Sven Kienscherf
Fachbereichsleiterin Katja Mönnigmann-Steinbeck zeigt auf dem Rechner den Grundriss einer Schule in Cluster-Bauweise. So ähnlich könnte auch die fünfzügige Grundschule in Bad Salzuflen aussehen. (© Sven Kienscherf)

Bad Salzuflen. In einem Bürgerbegehren haben sich rund 3800 Menschen mit ihrer Unterschrift für einen Erhalt der beiden Schötmaraner Grundschulen Kirchplatz und Wasserfuhr ausgesprochen und damit gegen eine Zusammenlegung zu einer neuen fünfzügigen Schule, wie sie von der Verwaltung vorgeschlagen und von einer Ratsmehrheit befürwortet wurde. Nun wird es wohl zu einem Bürgerentscheid kommen. Katja Mönnigmann-Steinbeck, Fachbereichsleiterin Jugend, Soziale Dienste, und Schule argumentiert im Interview für den Neubau.

Frau Mönnigmann-Steinbeck, waren Sie überrascht vom Ausgang des Bürgerbegehrens?

Katja Mönnigmann-Steinbeck: Jein, weil ich denke, dass es dabei nicht nur um das Thema Schule ging, sondern auch um Fragen wie den Standort, die alle miteinander vermischt worden sind. Wir als Verwaltung sind nach wie vor überzeugt, dass eine fünfzügige Schule tolle Chancen für Schülerinnen und Schüler und die gesamte Stadt bietet.

Die Initiatoren des Bürgerbegehrens haben mehr als 3800 Unterschriften gesammelt. Wenn Sie 6500 Stimmen im Bürgerentscheid bekommen, wäre die Idee einer fünfzügigen Schule hinfällig, oder?

Katja Mönnigmann-Steinbeck: Im Prinzip stimmt das, allerdings müssen die Stimmen auch die Mehrheit sein. Soll heißen, wenn sich mehr Bürgerinnen und Bürger gegen die Frage im Bürgerentscheid aussprechen, ist der Entscheid gescheitert. Wäre er erfolgreich, müssen wir andere Lösungen finden. Auch dann geht die Welt nicht unter. Unsere Aufgabe ist es, allen Kindern eine gleichwertige Bildung zu ermöglichen. Ich fände es aber schade, wenn sich die Mehrheit gegen eine neue moderne fünfzügige Schule ausspricht. Damit wäre eine große Chance vertan.

Die Argumente für eine Zusammenlegung scheinen bei vielen Menschen nicht angekommen zu sein. Wie erklären Sie sich das?

Katja Mönnigmann-Steinbeck: Ich glaube, es ging bei dem Bürgerbegehren nicht in erster Linie um das Thema Schule. Es ging auch um den zunächst genannten Standort am Sportplatz Ehrsen. Einige Menschen fürchten um den Sportplatz als Grünanlage und um das Sporthaus, das verschiedene Gruppen als Treffpunkt nutzen. Dabei haben wir immer kommuniziert, dass es dafür in dem Fall eine Kompensation geben würde und die Bürger die Gelegenheit hätten, sich dabei miteinzubringen.

War es ein Fehler, sofort den Standort Sportplatz Ehrsen ins Gespräch zu bringen?

Katja Mönnigmann-Steinbeck: Das Grundstück liegt auf der Hand, weil es im Besitz der Stadt ist. Allerdings haben wir die schulfachliche Diskussion um die Zusammenlegung von den Standortüberlegungen getrennt.

Die Verwaltung will nun alternative Standorte vorstellen. Welche sind das?

Katja Mönnigmann-Steinbeck: Die Ergebnisse der entsprechenden Untersuchung werden im kommenden Bildungsausschuss am Donnerstag, 14. September, vorgestellt. Es sind eine ganze Reihe von Grundstücken geprüft worden. Mehr kann ich zum jetzigen Zeitpunkt dazu jedoch nicht sagen.

Die Gegner einer Zusammenlegung meinen, 500 Kinder an einer Schule sind zu viel. Pädagogisch sei das falsch. Was entgegnen Sie?

Katja Mönnigmann-Steinbeck: Wir haben uns natürlich vorab erkundigt. Auch die Schulaufsicht des Kreises war von der Idee begeistert. Dort sitzen ja auch ehemalige Schulleiter. Im Umkreis gibt es bereits mehrere fünfzügige Grundschulen wie etwa in Paderborn. Das Schulkonzept wird natürlich auf eine fünfzügige Schule angepasst. Voraussetzung für ein Gelingen ist, dass es bei Schulleitung und Kollegium auch Gestaltungswillen gibt.

Was sind aus Ihrer Sicht konkret die Vorteile einer größeren Schule?

Katja Mönnigmann-Steinbeck: Eine fünfzügige Schule hat unter anderem den Vorteil, dass sie aufgrund eines größeren Kollegiums Ausfälle leichter kompensieren kann und auch nicht so anfällig für Fachkräftemangel ist. Weiter wird es Schulsozialarbeiter geben, und ein Familienzentrum ist denkbar Auch die Räume bieten ganz andere Möglichkeiten als bei einer Flurschule, wo alle Klassenräume vom Flur abgehen. So kann der ab 2026 geltenden Anspruch auf Ganztagsbetreuung attraktiv umgesetzt werden.

Die Schulkonferenz der Wasserfuhr ist allerdings gegen eine Zusammenlegung...

Katja Mönnigmann-Steinbeck: Ich finde es schade, dass die Chance nicht gesehen wird, eine Schule ganz neu aufzubauen, sowohl räumlich als auch pädagogisch und die gute pädagogische Arbeit der Grundschule Wasserfuhr in ein größeres System mit mehr Möglichkeiten zu übertragen. Es ist nicht geplant, dass 500 Schülerinnen und Schüler alle zusammen in einem Gebäude lernen. Es werden überschaubare Einheiten.

Sie sprechen die angedachte Cluster-Bauweise an.

Katja Mönnigmann-Steinbeck: Ja, es wird nicht ein großes, sondern mehrere kleine Gebäude geben. Denkbar ist beispielsweise, dass ein Jahrgang – also etwa ein Viertel aller Schüler – in einem Gebäude unterrichtet wird, möglicherweise mit einem eigenen Schulhof.

Dennoch wäre die Schule außerhalb von Schötmar, wie die Kritiker monieren. Gilt „kurze Beine, kurze Wege“ nicht mehr?

Katja Mönnigmann-Steinbeck: Das ist ein Argument, das in der Realität für viele Eltern keine Rolle mehr spielt, viele Kinder werden von ihren Eltern zur Schule gebracht, obwohl die Entfernung für die Kinder zu bewältigen wäre... Und es würde mit der Erich Kästner-Schule auch weiter eine Schule in Schötmar geben, die ja in die Räume der Grundschule Kirchplatz einziehen soll.

Die Verwaltung und die Mehrheit im Rat versprechen sich von einer Zusammenlegung eine bessere Integration der Kinder mit Migrationshintergrund. Inwiefern?

Katja Mönnigmann-Steinbeck: Wenn Kinder von früh an miteinander aufwachsen und gemeinsam lernen, fördert das die soziale Integration und die sozialen Kompetenzen. Kinder schließen schnell Freundschaften ungeachtet der Herkunft. Wir wollen, dass alle Kinder die gleichen Chancen im Leben bekommen.

Laut Bürgermeister wird der Entscheid im November oder Dezember stattfinden. So viel Zeit bleibt also nicht mehr, die Menschen von Ihren Plänen zu überzeugen. Was wollen Sie tun?

Katja Mönnigmann-Steinbeck: Wir haben ein Flugblatt mit unseren Argumenten erstellt, das wir in Kitas, Schulen und Familienzentren verteilen. Wir bieten an, an Elternabenden zu informieren und uns persönlich auszutauschen. Auch gibt es für die fünfzügige Schule ja eine breite Mehrheit im Stadtrat, so dass ich davon ausgehe, dass die Parteien, die dafür sind, für das Projekt werben.

Der Bürgerentscheid

Der Bürgerentscheid wäre im Sinne der Gegner einer Zusammenlegung entschieden, wenn sich eine Mehrheit für den Erhalt der bestehenden Grundschulen ausspricht und diese Mehrheit mindestens 15 Prozent der wahlberechtigten Bürger beträgt. Das wären aktuell 6460 Stimmen. Am 42. Tag vor dem Entscheid wird allerdings erst die endgültige Zahl der Wahlberechtigten ermittelt, heißt es von der Stadt. Fiele der Entscheid zugunsten des Erhalts der beiden bestehenden Schulen aus, käme das einem Ratsbeschluss gleich, der zwei Jahre lang bindend wäre. Gewählt wird an einem Tag in Wahllokalen.

Wahlberechtigt ist, wer am Tag des Bürgerentscheids Deutscher im Sinne von Artikel 116 Abs. 1 des Grundgesetzes oder im Besitz der Staatsangehörigkeit eines Mitgliedstaats der Europäischen Gemeinschaft ist, das 16. Lebensjahr vollendet hat und mindestens seit dem 16. Tag vor der Abstimmung im Gemeindegebiet die Hauptwohnung hat.

Von der Abstimmung ausgeschlossen ist, wer infolge Richterspruchs in der Bundesrepublik Deutschland das Wahlrecht nicht besitzt.

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