Darum breitet sich der Waschbär auch im Stadtwald in Bad Salzuflen aus

Bad Salzuflen . Der Waschbär hat sich in Lippe und damit auch im Stadtwald stark vermehrt. &bdquo;Früher wurden in ganz Lippe etwa 100 Waschbären pro Jahr erlegt, im vergangenen Jagdjahr waren es mehr als 3000“, sagt Martin Lücking. Seit 1988 ist der heute 77-Jährige gemeinsam mit einem Kompagnon Jagdpächter eines rund 100 Hektar großen Reviers im Stadtwald.

Im sechsten Teil der Serie &bdquo;Unser Wald“ geht es um Rehe, Wildschweine, Füchse & Co. Dass sich der aus Nordamerika stammende Waschbär so breitmacht, hat mehrere Gründe. &bdquo;Er hat keine natürlichen Feinde und vermehrt sich stark, da er mehrmals im Jahr vier bis sechs Junge bekommen kann“, sagt Lücking. &bdquo;Er kann nachts gut sehen, hervorragend klettern und schwimmen. Das einzige, was der Waschbär nicht kann, ist fliegen.“

Nicht wählerisch Da seine Pfoten Glieder haben, die den Fingern des Menschen ähnlich sind, kann er zum Beispiel Mülltonnen öffnen. Denn bei der Wahl nach Nahrung ist der Allesfresser nicht wählerisch.

Auf seiner Speisekarte stehen unter anderem Insekten, Obst, Vögel und Abfall. Um ihm Einhalt zu gebieten, werden die nachtaktiven Tiere mit Lebendfallen bejagt. &bdquo;Wenn ein Waschbär in die Falle gelaufen ist, werde ich über ein Signal auf meinem Handy informiert“, sagt Lücking.

Auch das Schwarzwild ist vorwiegend nachts unterwegs. Es war aber nicht immer so, dass es im Stadtwald Wildschweine gab. &bdquo;Als ich 1988 Jagdpächter geworden bin, gab es hier noch kein Schwarzwild“, berichtet Lücking, der 1966 seinen Jagdschein gemacht hat.

Seit etwa zwei Jahrzehnten hätten sich die Wildschweine zeitweise stark vermehrt. &bdquo;Bedingt durch die verbreitete Afrikanische Schweinepest sind sie aber verstärkt bejagt worden, sodass die Zahl wieder auf einem niedrigen Stand ist. Wir haben im Augenblick keine festen Rotten im Revier.“

Unruhe im Wald Rehwild gibt es dagegen deutlich mehr. &bdquo;Aber meiner Beobachtung nach ist es insgesamt dennoch weniger geworden“, sagt Lücking. Das macht er auch an der geringeren Zahl von Wildunfällen fest, zu denen er gerufen wird. Dass es weniger Rehe gebe, könne auch an der größeren Unruhe im Wald liegen – verursacht von Bikern, Spaziergängern und Joggern, die noch im Dunklen unterwegs seien.

Das Rehwild ziehe sich vermehrt in die dichteren Naturverjüngungen des Waldes zurück, so Lücking. Seien die Abschusszahlen für Rehe früher von der Unteren Jagdbehörde festgelegt worden, legen die Jäger diese nun selbst fest. Die früher im Abschussplan vorgegebene Zahl von 24 Rehen pro Jahr werde nicht mehr erreicht.

Auch der Bestand von Hasen habe zwar abgenommen, sei aber noch zufriedenstellend. Von den Jägern haben sie derzeit nichts zu befürchten. Gejagt werden sie trotzdem; vor allem vom Fuchs. &bdquo;Beim Fuchs gibt es ein gesundes Vorkommen im Stadtwald“, sagt Lücking. &bdquo;Der Forstbetrieb hat kein Interesse, dass wir den Fuchs bejagen, da er ein großer Mäusefänger ist“, berichtet er.

Schaden in Feldern Landwirte sähen das mitunter anders. In den Feldern richte der Fuchs einigen Schaden an, da er dort Hasen, Fasane und Enten fange. Ebenfalls heimisch im Stadtwald ist der Dachs, der aber deutlich seltener vorkomme als der Fuchs. &bdquo;Dennoch hat er sich vermehrt“, sagt Lücking.

Bei einem großen Bau könne es vorkommen, dass sich Fuchs und Dachs ein &bdquo;Zuhause“ teilen. &bdquo;Sie gehen sich aber dabei aus dem Weg“, sagt Lücking. Insgesamt, so sein Fazit, habe der Stadtwald einen gesunden Bestand an Tieren.

Und was ist mit dem Wolf? Immerhin gilt die nahe gelegene Senne als Wolfsgebiet. Der Wolf spiele in Bad Salzuflen bisher keine Rolle, stellt Lücking fest. Die Diskussion, ob und inwieweit man das Raubtier bejagen müsse, sieht er eher kühl.

Nicht nur schießen &bdquo;Ich denke, man muss den Bestand schon regulieren“, sagt er, fügt aber hinzu, dass die Jäger diese Aufgabe nicht übernehmen möchten. Der 77-Jährige fürchtet angesichts der emotionalen Debatte auch um den Ruf der Jäger, der teilweise nicht immer gut sei, wie Lücking sagt. &bdquo;Wenn ich als Jäger im Wald zu erkennen bin, fragen manche Leute positiv interessiert nach, aber andere sind auch deutlich kritischer.“

Dabei sei es ein Vorurteil, dass der Jäger nur zum Schießen in den Forst gehe. &bdquo;Meine Aufgabe ist es, auch zu wissen, was im Wald los ist, wie die Bestände sind und wo Schäden verursacht werden. Wenn ich an 30 Tagen in den Wald gehe, gebe ich eventuell nur an einem Tag einen Schuss ab.“

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