Heimatverein unterstützt Kurhaus-Pläne

Bad Salzuflen . Die Pläne, das Kurhaus für rund 17,8 Millionen Euro zu einem modernen Tagungs- und Kongresszentrum umzubauen, hat einen einflussreichen Unterstützer gefunden: den Heimat- und Verschönerungsverein ( HVV ). Unterdessen haben schon mehrere Ratsfraktionen zugesagt, für das ehrgeizige Projekt zu stimmen, das Mitte 2025 abgeschlossen sein soll. Damit scheint für die Sonderratssitzung am Mittwoch, 18. Oktober, schon mehr als eine Vorentscheidung gefallen zu sein. Doch nur eitel Sonnenschein ist auch nicht, wie jetzt ein offener Disput in der Konzerthalle zeigte.

&bdquo;Wir begrüßen, dass nach vielen Jahren des Stillstands Entscheidungen endlich getroffen werden sollen“, so beginnt ein Schreiben des Salzufler Heimatvereins an Bürgermeister Dirk Tolkemitt. Und: &bdquo;Wir freuen uns, dass der historische Ballsaal als Zentrum erhalten wird und dadurch die attraktive Dachlandschaft des Kurhauses für das gesamte Quartier prägend bleibt. Auf die Betonung des ursprünglichen Baukörpers von 1900 sollte bei der Gestaltung der neuen gläsernen ,Umbauung allergrößter Wert gelegt werden.“

Kurtheater auch sanieren Ferner schreibt HVV-Vorsitzender Dr. Stefan Wiesekopsieker: &bdquo;Wir wünschen uns, dass die Anbindung an das Kurtheater mit geplant wird. Der missratene und architektonisch fragwürdige Glasvorbau des Hauses gehört beseitigt. Die Zukunft des Kurtheaters sollte kurzfristig entschieden werden, damit diese Baumaßnahme im Einklang mit der Sanierung des Kurhauses erfolgt. Da das Landestheater Detmold voraussichtlich ab 2025 wegen Sanierungsmaßnahmen einige Jahre nicht bespielt werden kann, könnte das sanierte Kurtheater ein ideales Ausweichquartier werden.“

Ob das so kommt, ist allerdings fraglich. Zur Zukunft des Kur- und Stadttheaters (Baujahr 1906), das wie das Kurhaus (1900) derzeit wegen fehlenden Brandschutzes geschlossen ist, hat der Rat noch keine Entscheidung getroffen. Auch liegt noch kein Sanierungsplan vor. Dazu ist auch die Bühnentechnik im Theater mit seinen rund 500 Plätzen mehrere Jahrzehnte alt. Aktuell müssen alle Theateraufführungen in die Konzerthalle (1200 Plätze) ausweichen.

Eine Million Übernachtungen im Jahr als Ziel In der jüngsten Ratssitzung wurde betont, dass der Kurhaus-Umbau dabei helfen soll, dass strategische Stadtziel von einer Million Gäste-Übernachtungen im Jahr zu erreichen. Vor Corona lag die Zahl bei gut 800.000, vor den Gesundheitsreformen in den 1980-er Jahren bei bis zu zwei Millionen im Jahr.

Offene Kritik übte Bürgermeister Tolkemitt in der jüngsten Ratssitzung an dem parteilosen Mitglied Dr. Johann Malcher, der wegen des Kurhaus-Vorhabens mehrfach die Kommunalaufsicht beim Kreis Lippe angerufen habe, die wiederum jeweils einen Fragenkatalog an die Rathaus-Spitze gesandt habe.

Malcher konterte, dass er seine Fragen in einer interfraktionellen Informations-Runde zum Kurhaus gestellt hätte, zu der er als parteiloses Ratsmitglied jedoch nicht eingeladen gewesen war. Zudem bemängelte er &bdquo;Null Informationen“ zu betriebswirtschaftlichen Fragen und zum künftigen Personal des Kurhauses.

"Schlüssiges Konzept" Wiebke Kopsieker, Fraktionsvorsitzende der Grünen, bedauerte den Streit, dabei gehe es beim Kurhaus um eine wichtige Zukunftsentscheidung. Sie nennt die vorliegenden Pläne ein &bdquo;schlüssiges und nachhaltiges Konzept“. CDU-Chef Volker Heuwinkel sieht seine Fraktion in der Kurhaus-Frage &bdquo;bestens informiert“ und bereit für die Zustimmung.

Ebenfalls &bdquo;volle Unterstützung“ signalisierte FDP-Fraktionsvorsitzende Regina Perunovic – wie auch Monika Prüßner-Claus (Freie Wähler) und Heike Görder (Bad Salzufler unabhängige sachliche Demokraten). SPD-Ratsherr Michael Meier hingegen kritisierte die kurzen Entscheidungsfristen für die Ratsmitglieder. &bdquo;Wir müssen mehr Zeit haben, uns zu informieren.“

Keller wird zum großen Teil verfüllt Die SPD war es auch, die dafür sorgte, dass das Kurhaus noch einmal im Ortsausschuss Salzuflen am Dienstag, 17. Oktober (17 Uhr, Raum &bdquo;Millau“ im Rathaus), thematisiert wird, bevor die Projekt-Vergabe an die Firma Eggersmann (Harsewinkel) tags darauf im Rat erfolgen soll.

Geschäftsführer Thomas Hein von der Firma Eggersmann hat in der jüngsten Ratssitzung weitere Details zum Kurhaus-Projekt mitgeteilt, für das noch in diesem Jahr der Bauantrag im Rathaus gestellt werden soll. Demnach ist vorgesehen, weite Teile des riesigen Kellers mit Suspension zu verfüllen. Die Bodenplatte und die Wände sollen allerdings bestehen bleiben. Ein Hintergrund für die mit dem Kreis Lippe abgesprochenen Maßnahme ist der Schutz des Heilquellengebiets, in dem das Kurhaus liegt. Nur der Keller unter dem Galasaal, der bekanntlich ebenfalls erhalten bleibt, soll laut Hein bestehen bleiben.

Reine Anlieferküche Die &bdquo;neue“ Kurhaus-Küche, die früher für bis zu 1000 Gäste ausgerichtet war, wird eine reine Anlieferküche sein. Die andernorts vorbereiteten Gerichte sollen künftig über eine komplett verschließbare Lkw-Garage über die Parkstraße angeliefert, ausgeladen und dann in Konvektomaten erwärmt werden. Ausgerichtet ist das neue Tagungs- und Kongresszentrum an der Parkstraße für bis zu 600 Gäste.

Die vier Konferenzräume, die zum Kurpark ausgerichtet sind, sind variabel mit Trennwänden konfigurierbar, so Eggersmann-Geschäftsführer Hein. Durch den Abriss des sogenannten &bdquo;Briten-Anbaus“ wird der Platz zwischen Erlebnisgradierwerk und Kurhaus größer. Er soll zum Teil begrünt werden.

Allein der neue Brandschutz für den Erhalt des Galasaals schlägt laut Bürgermeister Tolkemitt mit zusätzlich rund 900.000 Euro zu Buche. Der Schallschutz für das Gebäude koste 1,2 Millionen, die Verfüllung des Kellers 320.000 Euro.

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