Pfarrer aus Bad Salzuflen berichtet über nigerianische Weihnachtsbräuche

Bad Salzuflen-Schötmar. Ein geschmückter Tannenbaum im Wohnzimmer, Kartoffelsalat mit Würstchen als Weihnachtsgericht am Heiligen Abend und Feiertagsbesuche bei verschiedenen Familienmitgliedern: In Deutschland gibt es zwar verschiedene, aber dennoch sich sehr ähnelnde Bräuche zur Weihnachtszeit. Doch wie feiern eigentlich andere Kulturen das Weihnachtsfest? Dr. Viktor Anoka, Vikar im Pastoralverbund Bad Salzuflen und Priester in der St.-Kiliansgemeinde in Schötmar, stammt aus Nigeria und berichtet, wie dort traditionell Weihnachten gefeiert wird.

Vorbereitung im Januar &bdquo;Vorab: Weihnachten ist das wichtigste Fest des Jahres in Nigeria. Bereits im Januar bereiten sich die Menschen darauf vor, arbeiten so viel, dass sie über Weihnachten und Neujahr frei nehmen können, planen und tätigen die entsprechenden Anschaffungen. An Weihnachten ist es dann so, dass alle nach Hause kommen, und zwar meist aus den Städten in die Dörfer. Dorthin, wo der Familienälteste wohnt, dessen Familienhaus als Anlaufstelle dient.“

Dr. Viktor Anoka stammt aus dem Osten Nigerias, wurde in seiner Heimat zum Priester geweiht und vom Bischof im Jahr 2006 nach Deutschland geschickt. Seit 2012 ist er in der St.-Kiliansgemeinde tätig.

Acht Tage Weihnachtsfeier In seinem Heimatdorf Nnarambia, das in dem Ort Mbaise liegt, wird ganze acht Tage lang Weihnachten gefeiert. &bdquo;Das ist eine Besonderheit, aber grundsätzlich gilt, dass in Nigeria alle Familien an Weihnachten zusammenkommen, und das sind meist viele Menschen.“ Vier Märkte gibt es in der Umgebung seines Dorfes, die von den Menschen der umliegenden Dörfer jeweils zweimal besucht werden. &bdquo;Die Menschen, die dort wohnen, versorgen dann alle Besucher mit Essen und Trinken, und wir feiern alle zusammen.“ Bereits Anfang Dezember laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, sagt Anoka, es wird alles geputzt und geschmückt.

Besondere Köstlichkeiten zum Weihnachtsfest sind unter anderem weißer Reis mit Tomatensoße, Rindfleischeintopf, Reis und Bohnen, Yam – das sind Wurzelknollen, die Esskastanien oder Kartoffeln ähneln und deren Hauptanbauland Nigeria ist – mit Soße, Bohnenkuchen, Jollof-Reis, der als Nationalgericht Nigerias gilt, gebratener Reis, Salat, Kuchen und Kekse. &bdquo;Der Reis ist in den vergangenen Jahren sehr teuer geworden. Diejenigen Menschen, denen es etwas besser geht, spenden den ärmeren Familien zu Weihnachten Reis, damit alle etwas davon essen können.“

Gemeinschaft, und Gebet Der Heiligabend beginnt in Nigeria am Morgen mit der Zusammenkunft der Familien. Sie beten zusammen und schlachten dann einen Schafbock, ein Lamm, ein Huhn, eine Ziege oder ein Rind. Auch das Fleisch wird mit denjenigen geteilt, die kein eigenes haben. Nach dem gemeinsamen Kochen und Essen wird geschmückt. Mit neuer Kleidung, worauf die Nigerianer sehr viel Wert legen, besuchen die Menschen die Christmette gegen 22 Uhr. Im Anschluss werden Feuerwerke gezündet, die Menschen freuen sich und jubeln einander zu.

Weihnachten als Fest der Gemeinschaft

Am ersten Weihnachtsfeiertag gehen die Menschen dann wieder neu gekleidet in die Kirche, um Gott zu danken. Nach dem Essen in großer Gemeinschaft werden Geschenke ausgetauscht, und die Menschen singen gemeinsam mit dem Kirchenchor, der die einzelnen Gemeindemitglieder besucht. Als Geste der Gastfreundschaft bringen die Familien ihre hausgemachten Speisen mit, wenn sie von Haus zu Haus gehen, um einander zu besuchen. &bdquo;Frohe Weihnachten“ heißt übersetzt in den nigerianischen Sprachen &bdquo;barka dà Kirìmatì“ (Hausa), &bdquo;es’ E ku odun, e ku iye’dun“ (Yoruba) und in Anokas Muttersprache Igbo &bdquo;Ekeresimesi Oma“.

Im Gegensatz zu deutschen Gewohnheiten ist das Weihnachtsfest in Nigeria keinesfalls ein reines Familienfest. Die Gemeinschaft steht im Mittelpunkt, jeder ist willkommen. Willkommen sind andere Menschen dort übrigens das ganze Jahr über, denn in Nigeria gilt: Wer zu Hause ist, öffnet die Tür, wenn es klingelt, und bietet stets etwas zu essen und zu trinken an. &bdquo;Termine wie in Deutschland werden dort nicht vereinbart“, sagt der Priester.

Niemand ist einsam Sowohl die Vorfreude auf das Weihnachtsfest als auch die Freude während des Festes sind in Nigeria riesig, sagt Anoka. &bdquo;Die Atmosphäre ist eine ganz besondere. In Nigeria kommt es nicht vor, dass ein Mensch an Weihnachten einsam ist. Wir freuen uns, mit allen Menschen gemeinsam feiern zu können. Wer dieses Gefühl in Nigeria noch nicht erlebt hat, der wird es auch nicht nachvollziehen können.“

Er selbst kann, sehr zu seinem Bedauern, am kompletten Weihnachtsfest in seiner Heimat aufgrund seiner Arbeit als Priester nicht mehr teilnehmen, versucht aber immer noch die letzten Tage des Festes zu erwischen, indem er, sobald es ihm möglich ist, nach Nigeria reist. &bdquo;Auch Silvester und Neujahr werden bei uns groß gefeiert. Meine Familie bleibt meist noch ein paar Tage länger, damit ich sie auch sehen kann und zumindest noch einen Hauch vom nigerianischen Weihnachten mitbekomme.“

Einladung zur afrikanischen Weihnachtsfeier Hier in Deutschland betreut der Priester noch die afrikanische Gemeinde, die in jedem Jahr am ersten Weihnachtsfeiertag ihren Gottesdienst in der Kirche feiert. &bdquo;Die Menschen nehmen das Essen, das sie zu Weihnachten gekocht haben, einfach mit zu diesem Fest. Sie sitzen nicht zu Hause mit ihren Familien, sondern kommen alle zusammen. Nach dem Gottesdienst feiern dann alle zusammen im Gemeindehaus.“

Jeder, der dieser Feier beiwohnen möchte, sei herzlich eingeladen, am 25. Dezember um 14 Uhr in die Christkönig-Kirche in Bielefeld-Gellershagen zu kommen.

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