Ballett, Oper, Kabarett, Rock´n´Roll - was funktioniert in Bad Salzuflen?

Bad Salzuflen. Nach den Jahren der Corona-Pandemie mit langen Schließungen und einschneidenden Auflagen könnte man sagen, dass die Kulturszene aus einer für sie schwierigen Phase wieder herausgetreten ist. Gleichzeitig wirkt auch die Digitalisierung im Kulturbereich: Online-Veranstaltungen machen Kulturangebote so sichtbar wie nie zuvor. Und trotzdem gilt es, &bdquo;echte“ Kultur-Events zu entwickeln.

In Bad Salzuflen ist die Konzerthalle im Kurpark natürlich ein Hot-Spot für die Formate Musik, Theater und Kabarett. Einer, der 2025 genau hinschauen wird, was sich lohnt und wo es kneift, ist Ralf Hammacher (54). Die LZ sprach mit dem neuen Fachbereichsleiter Kultur über Gagen und Gäste.

Herr Hammacher, ist es 2024 gelungen, das Publikum nach der Pandemie zurückzuholen?

Die Leute sind wieder da. Später als gedacht. Es war ein Trugschluss, dass es schnell gehen werde. Dafür ist der Bedarf jetzt spürbar.

Wer sind &bdquo;die Leute“ in der Realität?

Unser Publikum. Das sind nicht nur Salzufler, sondern Gäste aus dem Umland. Im Februar findet eine Lesung mit Max Mutzke statt. Da wurden letzte Woche Karten nach Bonn verkauft. Till Brönner, Kerstin Ott oder Markus Krebs waren ausverkauft. Die Gäste sind vom Alter her 45 plus. Sie haben die Zeit und die Mittel - und verknüpfen einen Besuch der Konzerthalle oft mit einem Besuch in der Gastronomie und übernachten bestenfalls hier.

Schauspiel, Ballett, Oper, Kabarett, Rock´n´Roll, Lesungen - was funktioniert in Salzuflen? Bei Westermann waren 600 Zuschauer, bei Till Brönner 1150.

Was verstehen Sie unter &bdquo;funktioniert“? Wirtschaftlich erfolgreich? Ich sehe es so: Publikum und Künstler sollten zufrieden sein. Und der Veranstalter wirtschaftlich natürlich ebenfalls. Natürlich ziehen große Namen, aber am Ende macht die Vielfalt die Attraktivität des Kulturangebotes aus. Wichtig ist es, &bdquo;Highlights“ zu bieten, die mit dem jeweiligen Spielort harmonisieren, wo Künstler und Location zusammenpassen.

Fehlt es an einer Location für 250 Leute? Muss es immer die Konzerthalle sein?

Ab Ende 2025 haben wir das Kurhaus als Alternative. Mit gut 300 Sitzplätzen. Ein Ambiente, das, neben Tagung- und Kongress, ideale Bedingungen für Kleinkunst, intimere Livemusik und Lesungen bietet.

Wo steht die Sanierung des Theaters? Droht eine millionenschwere Investition?

Die Prüfung ist noch nicht abgeschlossen. Da bislang noch keine belastbaren Varianten entwickelt worden sind, können wir keine Aussage zur Investitionssumme machen.

Welche Rolle spielen die Gagen und Eintrittspreise für die Planung einer Saison?

Kultur kostet Geld, das vorab. Technik, Strom, Reinigung, Personal und so weiter. Kultur ist immer mal wieder defizitär. Das ist ein Teil der Wahrheit. Und natürlich sind die Gagen nach der Pandemie gestiegen. Viele Künstler leben in erster Linie von den Live-Auftritten, weil sich Tonträger einfach nicht mehr so gut verkaufen lassen wie früher.

Bei Till Brönner kostete die günstige Karte 60 Euro, es kamen 1150 Zuhörer. Bleibt da was übrig?

Ich formuliere mal so: Bei solchen Konzerten braucht man erfahrungsgemäß schon ein ausverkauftes Haus für ein ausgeglichenes Ergebnis.

Steht die Stadt im Wettbewerb mit Hallen in Herford, Bielefeld oder der Lipperlandhalle in Lemgo?

Da wir aktuell nur die Konzerthalle als größere Veranstaltungsstätte haben, sehe ich uns durch die zentrale Lage sogar vorn. Die Halle bietet eine sehr gute Akustik und ein tolles Ambiente. Gäste, die das erste Mal dort eine Veranstaltung besucht haben, zeigten sich begeistert. Zudem liegt die Gastronomie vor der Tür.

Warum bietet die Stadt Kultur-Events an - welchen Effekt sollen diese Termine stützen, heben oder generieren?

Kultur ist für mich immer noch ein wesentlicher Standortfaktor. In gesellschaftspolitisch herausfordernden Zeiten umso mehr. Allerdings auch ein nur schwer messbarer Imageträger. Wir setzen auf den Wiederholungseffekt. Und hoffen, dass auswärtige Gäste sich an Bad Salzuflen erinnern, das gute Gefühl nach einer gelungenen Veranstaltung mit nach Hause nehmen und wiederkommen.

Wovon werden Sie 2025 &bdquo;die Finger lassen“?

Wir schauen erstmal auf die bestehenden Konzepte und versuchen, diese besser zu machen. Wir planen im Sommer ein Konzert der Nordwestdeutschen Philharmonie als Open-Air im Kurpark. Große Experimente mit einem kaum zu kalkulierenden Risiko werden wir nicht anpacken.

Zur Person Ralf Hammacher (54) ist seit rund 100 Tagen der neue Fachbereichsleiter der Stadt für Gesundheit, Kultur und Tourismus in der Kurstadt. Er führt einen Fachbereich mit rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Zuvor war Hammacher unter anderem bei der Stadt Lage als Fachgruppenleiter Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung sowie als Geschäftsführer der Flora Westfalica GmbH in Rheda-Wiedenbrück beschäftigt. Bereits als 18-Jähriger hatte er seine ersten Konzerte im Jazzclub in Minden organisiert. Zudem ist er Vorsitzender des &bdquo;Musik Kontor Herford“, das viele Konzerte mit bekannten Bands und Musikern in der Region veranstaltet hat. Hammacher lebt in Bad Salzuflen und kann mit dem Rad zur Arbeit kommen.

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