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Freunde trotz Gegensätzen: die Rolle von Religion in Millau und Bad Salzuflen

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Die katholische Kirche Sacré-Cœur dominiert das Millauer Stadtzentrum. - © Friedrich-Wilhelm Schulte
Die katholische Kirche Sacré-Cœur dominiert das Millauer Stadtzentrum. (© Friedrich-Wilhelm Schulte)

Bad Salzuflen/Millau. In diesem Jahr feiern Bad Salzuflen und die südfranzösische Stadt Millau das 50-jährige Bestehen ihrer Städtepartnerschaft. Besonders bemerkenswert sei die harmonische Beziehung vor dem Hintergrund unterschiedlicher religiöser Prägungen, wie Friedrich-Wilhelm Schulte vom Förderverein Bad Salzuflen-Millau im letzten Teil unserer Serie zum Jubiläum der Städtepartnerschaft schreibt.

Während heute in Bad Salzuflen etwa 50 Prozent der Bevölkerung evangelisch seien, bei rund zehn Prozent Katholiken, sei es in Millau genau umgekehrt. Noch im 16. Jahrhundert war die Partnerstadt demnach ein Zentrum des französischen Protestantismus (Hugenotten) – mit schweren Konflikten zwischen Katholiken und Protestanten.Erst das Toleranzedikt von Nantes im Jahr 1598 brachte vorübergehend Frieden.

Doch unter Ludwig XIV. wurden die Protestanten erneut verfolgt. Nach dem Widerruf des Edikts im Jahr 1685 blieb ihnen oft nur die Flucht, unter anderem nach Deutschland.

Massiver Einschnitt

Die Französische Revolution von 1789 bedeutete schließlich einen massiven Einschnitt: Kirchen wurden enteignet, der Einfluss der Religion stark reduziert. Mit der Trennung von Kirche und Staat 1905 wurde Religion endgültig zur Privatsache. Anders als in Deutschland gibt es in Frankreich keine Kirchensteuer – die fiskalische Besonderheit stößt bei französischen Besuchern häufig auf Verwunderung.

Heute ist das religiöse Leben in Millau vielfältig, so Friedrich-Wilheml Schulte. Neben katholischen und protestantischen Gemeinden gibt es eine wachsende muslimische Gemeinschaft. Zwar sei die religiöse Praxis rückläufig, religiöse Feste und Traditionen hätten aber weiterhin Bedeutung – wie auch in Bad Salzuflen.Seit 1978 verbindet die Realschule Aspe und die katholische Millauer Schule Jeanne d’Arc eine Partnerschaft. Auch das zeige: Aus ehemaligen Gegensätzen ist längst ein fruchtbarer Austausch geworden – getragen von gegenseitigem Respekt und Interesse.

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