Ausstellungshöhepunkte in Schötmar: „Fachwerk“-Künstler erinnern sich

Bad Salzuflen-Schötmar. Die Frühlingssonne scheint warm auf den Pfarrkamp. Vor dem alten Fachwerkhaus mit der Hausnummer 8 sitzen sechs Künstler um einen Tisch. Es ist ein Teil des aktiven Kerns der Künstlervereinigung &bdquo;Das Fachwerk“. Es gibt sie seit 1978. Vor Kurzem hat der Verein seine Auflösung beschlossen. Es findet sich niemand mehr für die Vorstandsarbeit. Heute soll in Erinnerungen geschwelgt werden. Was waren die persönlichen Ausstellungshöhepunkte dieser Mitglieder?

Irena Kyeck hat einen dicken Ordner dabei. Sie war - vor Carsten Timm, der ebenfalls mit am Tisch sitzt - viele Jahre Vereinsvorsitzende und hat alle Aktivitäten während ihrer Zeit gesammelt. &bdquo;Wir haben jedes Jahr ein Sommerfest veranstaltet“, sagt Kyeck und blättert dabei durch den Ordner. &bdquo;Mit Kaffeetafel und jeder Künstler hat eine Arbeit gespendet.“ Die wurde dann unter den Gästen meistbietend versteigert.

Das Geld floss hauptsächlich in die Gebäudeunterhaltung, denn das namensgebende denkmalgeschützte Fachwerkhaus mit Baujahr 1618 brauchte regelmäßig viel Aufmerksamkeit. Kunstinteressierte seien so oft für relativ wenig Geld an tolle Kunstwerke gekommen, erzählt Kyeck. &bdquo;Einmal hatten wir eine riesige zehn Meter lange Leinwand, auf die jeder Künstler etwas gemalt hat.“ &bdquo;Ja und für die Gäste gab es handliche Rahmen und jeder konnte sich ein Stück, das ihm gefiel, aus der Leinwand herausschneiden und einrahmen“, erinnert sich Gründungsmitglied Redzep Memisevic.

Chinesischer Künstler muss verkaufte Werke neu malen Ulrike Schönfelder-Hellwig hat den ersten Ausstellungskatalog vom 6. September 1980 aufgehoben und zeigt ihn in die Runde. Sie erinnert sich besonders an die internationalen Ausstellungen des &bdquo;Fachwerks“. Ein Professor aus China, der in Bad Salzuflen ausstellte, habe Bilder zum Verkauf neu malen müssen, weil er alle Ausstellungsobjekte wieder nach China zurückbringen musste, erinnert sie sich. 1984 sei ein Künstler aus Italien ins &bdquo;Fachwerk“ gekommen. Daraus habe sich ein Gegenbesuch mit zwei Ausstellungen in Rom ergeben. Der Weißrusse Michail Budavai habe 1995 eine Ausstellung von Fachwerk-Kunstwerken in der Staatlichen Kunsthalle in Minsk ermöglicht. Der Ausstellungskatalog war damals zweisprachig: russisch/deutsch.

Deutlich jünger ist ein gegenseitiger Austausch seit 2011 mit der dänischen Künstlergruppe ThyArts mit mehreren Ausstellungen.

&bdquo;Wir waren auch mehrmals in Millau - insgesamt viermal“, erinnert sich Kyeck. &bdquo;Die Franzosen waren auch 1980 hier, bei der Einweihung des Hauses“, wirft Memisevic ein.

Zwei Jahre hatte die Renovierung und Herrichtung des alten Fachwerkhauses als Vereinsdomizil und Ausstellungsraum gedauert. &bdquo;Stimmt, bei der Einweihung war die Gruppe aus Millau hier - und dadurch haben wir die Kontakte für regelmäßige Ausstellungen geknüpft“, erinnert sich auch Schönfelder-Hellwig.

Ausländische Künstler nutzen &bdquo;Das Fachwerk“ als Atelier auf Zeit In Michael Hellwigs Rede zum 25-jährigen Bestehen der Künstlervereinigung, die seine Frau als Ausdruck dabei hat, werden weitere Besuche im Ausland erwähnt: Vilafames in Spanien und Istanbul. Das sei auch deshalb möglich geworden, weil man ausländischen Künstlern im Gegenzug Ausstellungsmöglichkeiten in Bad Salzuflen bieten konnte. &bdquo;Wie eng die persönlichen Beziehungen zum Teil wurden, zeigt sich auch darin, dass einige dieser Künstler das Fachwerk-Haus gerne für eine gewisse Zeit als Atelier nutzten, ehe sie wieder in ihre Heimat zurückkehrten“, heißt es in Hellwigs Text.

Manchmal waren es auch einzelne Mitglieder, die Kontakte ins Ausland knüpften. &bdquo;Erol Attila hatte über Lederkäufe Kontakte nach Polen“, erinnert sich Memisevic. &bdquo;So kam der Kontakt zu Michal Bajsarowicz zustande.“ Der daraufhin seine Werke mehrmals in Schötmar ausstellte und den die Fachwerkler auch im polnischen Gorzow besuchten. &bdquo;Da war ich auch mit dabei“, bestätigt Antje Memisevic.

Kyeck zeigt den Zeitungsartikel zum 30-jährigen Bestehen des &bdquo;Fachwerk“. &bdquo;Dafür haben wir alte Koffer gesammelt.“ Ein mit Kunst gefüllter Koffer für jedes Jahr des Bestehens. Beim Sommerfest wurden diese unter den Gästen verlost.

Gemeinschaftsausstellungen zeigen große Bandbreite &bdquo;Für mich waren die Gemeinschaftsausstellungen immer bedeutsam“, sagt Georg Kälble. &bdquo;Wir haben ja unter den Mitgliedern eine große künstlerische Bandbreite - von Malerei über Skulpturen bis zur Fotografie.“ Außerdem habe man oft jungen Künstlern die Gelegenheit gegeben, in Bad Salzuflen auszustellen. &bdquo; Maxi Holder aus Dörentrup oder die mexikanische Künstlerin Chavira Goretti , die durch ihren Mann nach Deutschland gekommen war.“

An die familiäre Stimmung erinnern sich alle gerne zurück. Alle waren jung, hatten Familien mit Kindern - die also notwendigerweise auch oft Zeit beim &bdquo;Fachwerk“ verbrachten und mit auf die Fahrten ins Ausland kamen. &bdquo;Heute sagen die jungen Leute ja oft: Ich habe keine Zeit, ich habe einen Beruf“, bedauert Schönfelder-Hellwig. &bdquo;Am Vatertag war dann immer Großreinemachen“, erinnert sich Kyeck. &bdquo;Da hatten wir hier eine Mulde stehen und haben vieles aus den Fenstern geworfen, was sich in einem Jahr so alles angesammelt hatte.“

Die Künstler rund um den Tisch vor dem Pfarrkamp 8 erinnern sich an Dichterlesungen, an Ausstellungen, die Literatur mit bildlicher Kunst verbanden, an Bratäpfel-Abende im Herbst, an die tolle Musik bei den Jazz-Silvester-Veranstaltungen... &bdquo;Es sieht ja nicht so aus, als ob wir hier rumgeklüngelt haben“, sagt Schönfelder-Hellwig.

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