Lithografie-Karten erinnern an Dorfgaststätten in Bad Salzuflen

Bad Salzuflen. Einst waren sie der Mittelpunkt in jedem Ort: die Dorfgaststätten. In weitläufigeren Orten gab es bisweilen mehrere. Sie waren Treffpunkt und Meinungsbörse, hier wurde geklatscht, getratscht, gestritten, gelacht – und vor allem gefeiert. Heute sind sie vielerorts zur Rarität geworden. Auch in den Ortsteilen Bad Salzuflens sind viele dieser traditionsreichen Häuser verschwunden – aber einige existieren bis heute.Einen Blick in die Vergangenheit ermöglichen Lithographie-Postkarten aus der Sammlung des Historikers Dr. Stefan Wiesekopsieker. Die meisten dieser Karten stammen aus der Zeit um 1900, als die Lithografie das bevorzugte Verfahren für farbige Abbildungen war &bdquo;Die Karten waren im Aufbau fast immer gleich“, erklärt Wiesekopsieker. Zu sehen war das Gasthaus selbst, oft auch die Gartenwirtschaft – also das, was man heute als Biergarten bezeichnet. Kirche und Schule Daneben fanden sich meist ein oder zwei weitere Bauten aus dem Ort, etwa die Kirche oder die Schule. &bdquo;Denn so viele spektakuläre Sehenswürdigkeiten gab es in den meisten Dörfern nicht“, sagt Wiesekopsieker. Die Postkarten wurden in der Regel von den Wirten selbst in Auftrag gegeben – als eine Art Werbung für ihre Gastwirtschaft. Ausflügler konnten sie vor Ort kaufen und direkt an Freunde und Bekannte verschicken.

In vielen Gasthäusern gab es damals einen Briefkasten, oft sogar eine kleine Poststelle. Gedruckt wurden die Karten meist in Detmold oder Herford, manchmal auch in Hannover. &bdquo;Gut möglich, dass die Wirte von Vertretern der Druckereien direkt angesprochen wurden“, vermutet Wiesekopsieker. Die Auflagen waren meist klein, doch die Karten erfreuten sich einiger Beliebtheit.

Ausflug als Ereignis Denn anders als heute war ein Ausflug um 1900 noch ein echtes Ereignis – und ein guter Anlass, eine Karte zu schreiben. Mit dem Aufkommen der Fotografie veränderte sich ab den 1910er-Jahren auch die Ansichtskarte: Die Lithografie wurde abgelöst.

Ansichtskarten, denen Fotografien zugrunde lagen – und sie zeigten die Gebäude so, wie sie wirklich waren. Genau darin lag aber auch der Unterschied: &bdquo;Die Lithografie erlaubte künstlerische Freiheiten“, sagt Wiesekopsieker. Perspektiven mussten nicht exakt stimmen, und aus bildgestalterischen Gründen wurde so manches Haus näher an die Kirche gerückt oder der Biergarten ein wenig grüner und größer gezeichnet, als er in Wirklichkeit war.

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