Ein LZ-Artikel als Auslöser: 95 Jahre altes Motorrad wird in Salzuflen flott gemacht

Bad Salzuflen-Holzhausen. Das historische Kennzeichen klemmt in Fahrtrichtung auf dem vorderen Schutzblech, blau schimmert der Tank, der Name &bdquo;Triumph“ prangt auf dem Blech. &bdquo;Es ist unglaublich, fast alles an der Maschine ist noch im Originalzustand.“ Klaus Siekmann staunt, und das will etwas heißen. Der Bad Salzufler hat das sprichwörtliche &bdquo;Benzin im Blut“. Jahrelang betrieb er ein kleines Museum für Oldtimer mit zwei und vier Rädern in einer ehemaligen Gaststätte an der B239 in Holzhausen, zuletzt lud er an Christi Himmelfahrt zum &bdquo;1. Holzhauser Oldtimer Treffen“ in eine ehemalige Firmenhalle an der Max-Planck-Straße ein .

Und genau der Vorbericht in der LZ für diese Veranstaltung gab den Anstoß dafür, dass die 95 Jahre alte Maschine aus erster Hand jetzt in Holzhausen steht. Die Besitzer des Motorrades, die namentlich nicht genannt werden wollen, meldeten sich beim Verfasser des LZ-Artikels mit der Bitte, ob er nicht einen Kontakt zu Klaus Siekmann herstellen könnte. Der Grund: Man wolle das Motorrad, das zuletzt jahrzehntelang unbenutzt in einer Garage in Jerxen-Orbke stand, in gute Hände weitergeben. Gesagt, getan: Klaus Siekmann fuhr zur Besichtigung nach Detmold, und jetzt soll die Triumph eine Renaissance erfahren. &bdquo;Die Maschine ist prinzipiell in einem guten Zustand, ich will sie wieder fahrbereit machen“, sagt Siekmann.

Sechs Pferdestärken &bdquo;Zweitakter, drei Gänge, von 195 auf 200 Kubikzentimeter aufgebohrt, sechs PS“, berichtet Siekmann. Er schätzt, dass die Maschine für bis zu 50 Stundenkilometer gut sein kann. Gekauft wurde sie neu 1930 vom Vater des letzten Besitzers. &bdquo;Bei der Firma Siekmeier an den Detmolder Pinneichen. Und ich meine, mich erinnern zu können, dass mein Vater damals 800 Mark dafür bezahlt hat“, berichtet der Sohn. Dieser durfte auf dem Sozius bei vielen Fahrten dabei sein. &bdquo;Zum Beispiel ging es wöchentlich zur Verwandtschaft nach Billinghausen.“ Aber auch die Externsteine, das Hermannsdenkmal, der Märchenwald Elfenborn in Kalletal oder der Bögerhof in Extertal seien Ziele von Vater und Sohn auf der Triumph gewesen.

Hinten am Motorrad prangt übrigens noch eine Teilnahme-Plakette von einer Westfalen-Lippe-Fahrt. Das Datum: 12. Juli 1931. Die erste Westfalen-Lippe-Fahrt fand nach Informationen des ADAC übrigens 1925 statt - zum 50-jährigen Bestehen des Hermannsdenkmals. Heute ist die jährliche Tour die drittälteste noch bestehende Motorsportveranstaltung der Welt.

In den Anfängen sei ein Starterfeld von bis zu 600 Fahrzeugen - Motorräder wie Automobile - nicht ungewöhnlich gewesen, so der ADAC. Und an der Rennstrecke hätten bis zu 100.000 Zuschauer gestanden. Nach dem 2. Weltkrieg folgte die Wiederaufnahme 1950. Die 83. Westfalen-Lippe-Fahrt Klassik fand am 10. Mai dieses Jahres statt, in dem das Hermannsdenkmal 150. Geburtstag feiert. Die 75. ADAC Westfalen-Lippe-Fahrt für Motorrad-Veteranen startet übrigens am 19. Juli. &bdquo;Dafür wird es für die Triumph noch nicht reichen“, sagt Siekmann.

1980 eine letzte Runde mit rotem Kennzeichen Gefahren ist die Maschine das letzte Mal nach der Erinnerung des ehemaligen Besitzers 1980. &bdquo;Damals hat mein Vater sie noch einmal flott gemacht und eine rote Nummer drangeschraubt. Laut war die Maschine, und hinten kam wegen des verbrannten Öls viel Qualm heraus.“

Regelmäßig gefahren wurde die Triumph bis in die Nachkriegszeit. &bdquo;Dann kaufte sich mein Vater einen Motorroller.“ Einen guten Tipp hat der Sohn des Erstbesitzers noch: &bdquo;Mein Vater hat mir dazu geraten, die Hand immer an der Kupplung zu halten. Damit man rechtzeitig die Motorkraft rausnimmt, falls ein Kolbenfresser droht.“

Das alte Motorrad ist aller Wahrscheinlichkeit nach in Nürnberg hergestellt worden. Dort existierte seit 1896 ein Tochterunternehmen des Motorradherstellers Triumph Motorcycles Ltd aus Großbritannien. 1956 wurde die Zweiradproduktion in der fränkischen Metropole eingestellt.

Neue LZ-Serie Besitzen auch Sie einen Oldtimer mit einer besonderen Geschichte? Egal ob mit zwei oder vier Rädern, die LZ-Redaktion sucht Lipperinnen und Lipper, die ihr Herz an ein betagtes Gefährt verloren haben und darüber erzählen wollen. Die neue LZ-Serie &bdquo;Mein Oldie und ich“ will diese Menschen und ihre Leidenschaft vorstellen. Wer mitmachen möchte oder gerne weitere Informationen haben will, wendet sich an LZ-Redakteur Thomas Reineke per Mail an treineke@lz.de oder unter Tel. (05222) 931111.

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