Erpressung ohne Einsicht: Salzufler muss für Straftaten-Serie mehrere Jahre in Haft

Detmold. Das Urteil ist längst gefallen, da fragt der Vorsitzende Richter Karsten Niemeyer vorsichtig nach, ob doch noch Zeugen vor der Saaltür sitzen. Schließlich hatte die Große Strafkammer extra einen zweiten Prozesstag anberaumt, um fehlende Aussagen zu hören. Es bleibt dabei, auch zur Fortsetzung erscheinen der Kumpel des Angeklagten und die mutmaßlich ebenfalls um Geld betrogene Ex-Freundin nicht vor Gericht. Das Verfahren kommt trotzdem zum Ende.

Nach seinem selbstbewussten Auftritt beim Prozessauftakt samt seiner ganz eigenen Version des Geschehens legt der angeklagte Salzufler (28) am Dienstagmittag ein ergänzendes Geständnis nach. Das ihm später zustehende letzte Wort schlägt er ganz aus.

Zwei Ohrfeigen gesteht der Angeklagte im Nachgang Diesmal räumt der Salzufler aber ein, seinen Bekannten im Dezember 2024 im Auto von dessen Mutter überrumpelt und ihm während der Fahrt zweimal mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen zu haben. Zuvor hatte der Angeklagte angegeben, überhaupt nicht verstanden zu haben, weshalb sein Bekannter panisch aus dem Auto gesprungen war.

Der junge Geschädigte sollte damals an einer Tankstelle Proviant und Prepaid-Karten für seine unfreiwilligen Mitfahrer besorgen, davon geht die Kammer nach der Beweisaufnahme aus. Weil er sich bedroht fühlte, sagte der Detmolder einer Tankstellen-Mitarbeiterin Bescheid und versteckte sich auf Toilette. Der Angeklagte fuhr mit dem Auto der Mutter einfach weiter - ohne Führerschein. Den Teil gab der Salzufler zum Prozessauftakt zu.

Wenige Wochen zuvor hatte der Angeklagte den Bekannten gezwungen, in drei Läden in Detmold Handyverträge abzuschließen, um seine Drogenschulden zu begleichen. Einmal soll der Angeklagte ihm dabei mit einem großen Messer, vielleicht auch einer Machete, bedroht haben. Der Salzufler hatte zunächst angegeben, der Bekannte hätte alles freiwillig getan.

Mehrfach hatte der Angeklagte zudem über fremde Kontodaten online Bier, Schnaps und Knabbereien bestellt. Einige Taten stellt das Gericht wegen der fehlenden Zeugin ein, nur die Vorfälle zum Nachteil seiner Schwester - dabei geht es um knapp 100 Euro und einen missglückten Versuch - bleiben bestehen.

Salzufler muss mehrere Jahre ins Gefängnis Am Ende sieht die Große Strafkammer die Schuld des Angeklagten als erwiesen an. Das Gericht verurteilt ihn unter anderem wegen schwerer räuberischer Erpressung, versuchter räuberischer Erpressung in Tateinheit mit Körperverletzung, dem Besitz eines Schlagrings und zweifachen Betrugs zu drei Jahren und drei Monaten Haft. Außerdem ordnet die Kammer an, 2441 Euro für die drei erpressten iPhones und den Online-Einkauf einzuziehen.

Staatsanwältin Marie Amedick beantragt für die Fülle an Straftaten zuvor dreieinhalb Jahre Haft, Verteidiger Helmut Wöhler plädiert auf drei Jahre. Die Kammer bleibt dazwischen. &bdquo;In der Mitte liegen wir richtig“, sagt Richter Karsten Niemeyer in der Urteilsbegründung. &bdquo;Es ist schon ganz schön viel Druck auf den Zeugen ausgeübt worden. Das geht so nicht.“

Wie von Verteidiger Wöhler beantragt, setzt die Kammer zunächst den Haftbefehl außer Vollzug. Dafür muss sich der Angeklagte einmal wöchentlich bei der Polizei in Bad Salzuflen melden. Seit dem Vorfall an der Tankstelle im Dezember hatte der 28-Jährige in U-Haft gesessen. Am Dienstag kann er vorerst als freier Mann das Gerichtsgebäude verlassen. Weil er zuletzt nicht durch erhebliche Gewalttaten aufgefallen war, erklärt der Richter, wirkt sich das noch strafmildernd aus.

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