Von Opfer per TikTok gestellt: Blomberger Serientäter bringt Diebesgut zurück - Haftstrafe

Blomberg/ Detmold. Er hatte schon in einigen Läden in Detmold und Blomberg Hausverbot, ließ sich davon aber nicht abhalten. Ein 43-Jähriger aus Blomberg hat sich jetzt wegen diverser Diebstähle und Einbrüche vor dem Landgericht Detmold verantworten müssen. Am Ende verurteilt die Große Strafkammer unter dem Vorsitz von Richter Karsten Niemeyer den in U-Haft sitzenden Angeklagten wegen neunfachen Diebstahls, einer Sachbeschädigung und einer Nötigung zu einer Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren.

Der vielfach vorbestrafte Mann ist bei der Hauptverhandlung in Saal 165 am Montagmorgen geständig, auch wenn er sich nicht an jeden Vorwurf erinnern kann. &bdquo;Ich bin halt drogenabhängig, hab deshalb geklaut“, sagt der Blomberger vor Gericht. Dann schiebt er aus Sicht des Vorsitzenden noch eine &bdquo;dubiose“ Erklärung hinterher. &bdquo;Meine Familie ist aber auch reich, hat bei den ganzen Märkten Geld hinterlegt, deswegen konnte ich mir einfach so etwas nehmen. Das habe ich den Verkäufern auch mehrfach gesagt.“

Zwischen Erklärungsnot und Reue Dass so eine Vereinbarung tatsächlich existieren könnte, davon geht die Kammer keine Sekunde aus. Auch der Betreiber der mehrfach von den Diebstählen betroffenen Tankstelle in Blomberg entkräftet dieses Argument direkt. &bdquo;So was machen wir nicht, jeder zahlt bar oder mit Karte.“ Der Angeklagte hatte sich erst als ganz normaler Kunde gegeben und sich dann später einige Vorfälle geleistet, die an die Nerven des Personals gingen.

Mitarbeiterinnen verbarrikadierten sich teilweise sogar in der Tankstelle, weil der Angeklagte trotz Hausverbot wiederholt in die Verkaufsräume wollte. &bdquo;Ich habe mich bedroht gefühlt“, sagt eine Aushilfe als Zeugin aus. &bdquo;Vor allem wenn ich allein war.“ Einmal setzte sie daher Pfefferspray ein, weil sich der Angeklagte an einer Kollegin vorbeischlängeln wollte, die sich ihm in den Weg stellte.

Ein anderer Tankstellen-Mitarbeiter folgte dem Angeklagten nach dem Diebstahl von zwei Jim Beam-Coladosen aufs Gelände, wo der Angeklagte ihm die Faust entgegenstreckte und einfach weiter lief. Die leeren Dosen seines vorherigen Diebstahls hatte der Angeklagte zuvor noch auf dem Verkaufstresen abgestellt.

Auf Einbruch folgt Reue Manche Situationen sind noch skurriler: Vier Tage nach dem Einbruch in eine Blomberger Autowerkstatt im März 2025 brachte der Angeklagte die gestohlenen Gegenstände wieder zurück - offenbar aus Reue. &bdquo;Weil ich einfach gesehen habe, dass mir die Gegenstände nicht gehören und wertvoll sind“, sagt der Angeklagte.

Der Inhaber der betroffenen Werkstatt erzählt die Geschichte etwas anders. Seiner Aussage nach konnte er den mutmaßlichen Einbrecher durch einen bei TikTok geteilten Screenshot der Überwachungskamera identifizieren und an seiner Anschrift persönlich zur Rede stellen.

Zunächst habe der jetzt angeklagte Blomberger alles abgestritten, sagt der Zeuge vor Gericht. &bdquo;Ich hab ihm gesagt, dass wir seine Fingerabdrücke haben. Daraufhin meinte er, er hätte Handschuhe benutzt. Naja, dann war die Sache klar.“ Am Abend soll der Täter dann das Smartphone, Tablet und den gestohlenen Schlüssel wieder zurückgebracht haben. Da hatte sich der Inhaber aber schon längst neue Software angeschafft, ihm sei ein Schaden von etwa 5000 Euro entstanden.

In U-Haft kam der Blomberger erst ein paar Monate später. 12 weitere Anklagepunkte aus diesem Zeitraum stellt die Kammer auf Antrag der Staatsanwaltschaft in der Hauptverhandlung noch ein, weil sie durch den geringen Wert des Diebesgutes nicht weiter ins Gewicht fallen, erklärt Landgerichtssprecher Dr. Wolfram Wormuth im Anschluss. Insgesamt verbleibt noch ein Schaden von knapp 1800 Euro.

Drogenproblematik keine Diebstahlsursache Staatsanwältin Zurwieden beantragt trotzdem eine Haftstrafe von drei Jahren und acht Monaten, da sie einen Fall als räuberischen Diebstahl wertet. Verteidiger Dr. David Volke plädiert dagegen auf eine milde Freiheitsstrafe unter dem letztendlich ausgeurteilten Strafmaß.

Dass diese nicht mehr wie erhofft zur Bewährung ausgesetzt werden kann, ist für den Bielefelder Rechtsanwalt am Ende nachvollziehbar. Sein Mandant bringt eine laufende Bewährungsstrafe von einem Jahr und elf Monaten wegen Diebstahls und Sachbeschädigung mit. Sein Vorstrafenregister umfasst dazu 26 Eintragungen.

Was sein Drogenproblem angeht, dazu will sich der Angeklagte nicht äußern - weder im Gerichtssaal noch im Vorfeld bei einer psychiatrischen Gutachterin. Nach einer kurzen Exploration hatte die Sachverständige dem Gericht angedeutet, den Drogenkonsum nicht als vorrangiges Problem für die Diebstahlsserie zu sehen.

Den Angeklagten deshalb möglicherweise dauerhaft in einer Psychiatrie oder Entziehungsanstalt unterzubringen, wie zunächst im Raum stand, sei daher nicht verhältnismäßig gewesen, erklärt Wormuth. Die Verteidigung will das Urteil akzeptieren. Ob die Staatsanwaltschaft das ebenfalls tut, wird sich noch zeigen.

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