Alverdisser Museum zeigt die Schrecken des Weltbrands

Barntrup-Alverdissen. Neben Fotos von Luftangriffen auf Bielefeld und Hamburg liegt eine Gasmaske, daneben steht eine Luftschutzsirene. Bilder, kurze Texte und eine Hand voll Original-Gegenstände erinnern im Alverdisser Heimatmuseum an den Zweiten Weltkrieg – und lassen den Schrecken des &bdquo;größten Weltbrands" erahnen. Die Sonderausstellung zum Saisonstart im Museum ist am Sonntag, 1. März, und eine Woche später zu sehen. Erarbeitet hat sie Helmuth Welsch, der auch persönliche Gegenstände zeigt.

Zum Beispiel, ganz am Ende der Schau, den Entlassungsschein – &bdquo;das schönste Dokument eines Kriegsgefangenen", wie der 91-Jährige dazu schreibt. Welsch ist gebürtiger Alverdisser und war unter anderem acht Jahre lang Gemeindedirektor in seinem Heimatdorf. Er kennt die Zeit aus eigenem Erleben. &bdquo;Als blutjunger Spund bin ich in Kriegsgefangenschaft geraten", sagt er. Als 17-Jähriger war er 1945 im Lager Bretzenheim in der Nähe von Bad Kreuznach inhaftiert, das anfangs unter der Regie der Amerikaner, später der Franzosen stand. Es sei nicht klar gewesen, ob er die Gefangenschaft überstehen würde.

Heute wirbt Welsch, der das Alverdisser Heimatmuseum im Jahr 2001 gründete, mit der Sonderausstellung zum 75. Jahrestag des Kriegsendes 1945 für &bdquo;Toleranz und für erhöhte Aufmerksamkeit", damit den Menschen Krieg, Gewalt und Unfreiheit künftig erspart bleiben. In kurzen Stationen zeichnet die Schau den Weg in den Krieg nach – angefangen bei der Situation in den 30er Jahren mit hoher Arbeitslosigkeit und den Bestrebungen von Hitler und seinen Gefolgsleuten, die Jugend zu begeistern. &bdquo;Viele sind auf Sprüche wie ,Der deutsche Junge ist hart wie Kruppstahl hereingefallen", sagt Welsch.

Niemals vergessen Alles, was zu sehen ist, stammt aus Welschs umfangreichem Archiv und aus dem Fundus des Heimatmuseums. Original-Zeitungsausschnitte aus Nazi-Propagandablättern und der gleichgeschalteten Presse auch in Lippe beleuchten die Propaganda in den Medien, Fotos zeigen einen Aufmarsch von in Detmold stationierten Soldaten am Hermannsdenkmal. Aufrüstung, Kriegsbeginn, Zerstörung, Tod, Flucht und Vertreibung – eine Auflistung mit Zahlen, &bdquo;die wir nie vergessen dürfen", zeigt das Ausmaß und erinnert auch an die Millionen Opfer der Nazi-Gewaltherrschaft, in erster Linie Juden.

Vom großen Ganzen kommt die Schau auch aufs kleine Alverdissen. &bdquo;Luftangriffe auf das Dorf gab es nicht", sagt Welsch. Doch es fielen Bomben: Welsch erlebte selbst, wie britische Flugzeuge am 19. Juni 1941 sechs Sprengbomben abwarfen. Diese landeten im Wald am Hettberg. &bdquo;Außer Kratern und kaputten Bäumen keine Schäden und zum Glück auch keine Opfer", sagt der 91-Jährige. Möglicherweise warfen die Flugzeuge die Bomben als Ballast ab. Später fielen noch andere Bomben, richteten aber ebenfalls keine Schäden an. Die Abwürfe werden in der Schau erstmals dokumentiert. Auf einer von Welsch erstellten Karte sind die Einschlagstellen verzeichnet.

Unter den Exponaten ist auch eine Luftschutzsirene. &bdquo;Die hatte der Bürgermeister. Er musste sie betätigen, wenn nachts ein Bombenalarm kam." Ein Kuriosum gibt eine Ahnung, was die Rohstoffknappheit während des Kriegs für die Bevölkerung bedeutete: ein Fahrradreifen, bei dem der Gummimantel durch Spiralfedern aus Metall ersetzt ist. &bdquo;Wer damit fuhr, lag ständig auf der Straße", sagt Welsch.

Am Ende der Ausstellung sind Todesanzeigen von Lippern zu sehen, die im Krieg ums Leben gekommen sind. Ein 28-Jähriger aus Matorf, ein 19-Jähriger aus Brake, ein 20-Jähriger aus Detmold. &bdquo;Ganz junge Burschen." Wer die Zeit selbst erlebt habe, sagt Welsch, dem gehe das besonders unter die Haut.

Die Schau im Heimatmuseum Alverdissen, Vordere Straße 4 (hinter der Kirche), ist am 1. und 8. März jeweils von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Das Museum mit seinen Exponaten ist ebenfalls geöffnet. Weitere Informationen unter www.heimatmuseum.alverdissen.net .

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