Uneinigkeit bei der Barntruper SPD in Sachen Bürgermeister

Barntrup. Professor Paul Harff ( 82 ) und Herbert Dahle (72) haben vieles gemeinsam: eine langjährige Dienstzeit als Bürgermeister, ein Parteibuch der SPD und nun eine eindeutige Meinung zur bevorstehenden Kommunalwahl. Sie positionieren sich für den Kandidaten Borris Ortmeier, der gegen den Amtsinhaber Jürgen Schell antritt und CDU-Mitglied ist. Mit ihrer Wahlempfehlung folgen Paul Harff und Herbert Dahle Alverdisser SPD-Mitgliedern um Ratsmitglied Thomas Schwekendiek, die sich ebenfalls bereits für Borris Ortmeier aussprachen.

Mit diesem Bekunden stehen Teile der Barntruper SPD im klaren Widerspruch zur per Mitgliederrundschreiben angesagten Partei-Positionierung, keine Wahlempfehlung zu geben. Der eigene SPD-Bürgermeisterkandidat Hardy Friedrich hatte als einer der ersten den Hut in den Ring zur Bürgermeisterwahl geworfen, jedoch Anfang des Jahres seinen Rückzug aus der Politik verkündet. Als Grund nannte er die mangelnde überparteiliche Unterstützung seiner Kandidatur.

"Eine parteiübergreifende Mehrheit ist wichtig" &bdquo;Ich halte es für falsch, sich als Partei nicht zu positionieren“, erklärt Paul Harff in einem Gespräch mit der LZ, zu dem er in sein Haus im Barntruper Ortsteil Selbeck einlud. An seiner Seite mit dieser Meinung steht sein ehemaliger Stadtdirektor und Nachfolger im Amt, Herbert Dahle, der bei der Kommunalwahl seinem parteilosen Herausforderer Jürgen Schell unterlag. Sich nunmehr ohne eigenen Kandidaten für einen CDU-Mann auszusprechen, sieht Dahle im Gegensatz zu anderen Barntruper SPD-Mitgliedern nicht als Problem und erinnert sich an seine eigene politische Karriere in Barntrup. &bdquo;Eine parteiübergreifende Mehrheit in wichtigen Fragen zu bilden – das ist in der Kommunalpolitik richtig und in Barntrup gängige Praxis. So bin ich 1985 zum Stadtdirektor gewählt worden“, erklärt Dahle und fügt mit Blick auf Harff, den seinerzeit amtierenden Bürgermeister, hinzu: &bdquo;Mein Amtsvorgänger hat es verstanden, alle in ein Boot zu holen und damit ist Barntrup 30 Jahre lang nicht schlecht gefahren.“ Politische Brisanz werde dort, wo die kommunale Selbstverwaltung von Städten und Gemeinden funktioniere, nicht ausgelebt.

Teile der Barnt ruper SPD sehen dies offensichtlich ganz anders als die beiden Alt-Bürgermeister, wie Parteivorsitzender Norbert Wrede auf Nachfrage erklärt. Seine Stellungnahme beginnt mit einer Kritik gen Harff und Dahle , die bei der entscheidenden Mitgliederversammlung zur Positionierung der Partei nicht anwesend gewesen seien. &bdquo;Wir haben bei der Abstimmung ganz unterschiedliche Vota erlebt. Solch eine Situation hatten wir bislang noch nicht. Angesichts dieser unterschiedlichen Meinungen konnten wir als Parteiführung nur entscheiden, dass wir keine Wahlempfehlung herausgeben und jedes Mitglied so handelt, wie es möchte.“

"Ungeschicktes Verhalten" von Jürgen Schell Dass der Alverdisser SPD-Flügel sich wie Harff für Ortmeier positionierte, begründe sich aus dem &bdquo;ungeschickten Verhalten“ des Amtsinhabers Jürgen Schell bei Entscheidungen, die diesen Ortsteil betreffen würden. Andere SPD-Mitglieder hätten ganz klar geäußert, keinen CDU-Mann unterstützen zu wollen. Anders als die beiden Alt-Bürgermeister bekundet Wrede Verständnis für die Mitglieder-Vorbehalte aufgrund des anderen Parteibuchs: &bdquo;Ein bisschen Parteipolitik bleibt. Wir sind in Deutschland eine Parteien-Demokratie.“ Einig sind sich aber alle drei befragten SPD-Mitglieder, dass ein eigener Kandidat wünschenswert gewesen wäre.

Dieser jedoch müsse neben Engagement auch Verwaltungskompetenz aufweisen und juristisch sattelfest sein. &bdquo;Auf letzteres sind gerade kleine Gemeinden wie Barntrup angewiesen, deren Stellenplan keinen juristischen Beigeordneten vorsieht“, so Professor Paul Harff abschließend.

Politikneuling Paul Harff und der erfahrene Herbert Dahle standen gemeinsam an der Spitze Professor Paul Harff war ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt Barntrup von 1979 bis 1999. Von Haus aus ist er studierter Volkswirt und war als Professor an der Fachhochschule in Lemgo und später an der Universität in Paderborn tätig. Das Bürgermeisteramt musste nebenbei laufen. Wie hat er das geschafft? &bdquo;Einen großen Anteil daran hat meine Frau Gudrun, die mir immer den Rücken frei gehalten hat. Es war aber schon sehr schwierig, insbesondere die ersten sechs Jahre. Ich war vorher nie im Rat gewesen. Meine erste Ratssitzung war die, als ich zum Bürgermeister gewählt wurde. Ich hatte bis dato keinerlei kommunalpolitische Erfahrung, war in keinem Gremium und kein sachkundiger Bürger“, erinnert sich Harff. Ihm zur Seite als Stadtdirektor stand 13 Jahre sein Nachfolger im Amt: Herbert Dahle.

Er wurde 1985 zum Stadtdirektor bestimmt. Dahle hat von Anfang an eine Verwaltungslaufbahn eingeschlagen. Bevor er in die Dienste der Stadt Barntrup eintrat, war er Bauamtsleiter in Herdecke. 1986 trat er die Stelle als Stadtdirektor in Barntrup an, die er bis 1999 inne hatte. Seinerzeit gab es noch die Verwaltungs-Doppelspitze mit ehrenamtlichem Bürgermeister und Stadtdirektor. Barntrup behielt diese, bis sie 1999 gesetzlich endgültig abgeschafft wurde. In diesem Jahr wurde Herbert Dahle zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt. Ein Amt, das er bis 2014 inne hatte.

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