Telekom-Ärger: Suche nach Netz geht in Barntrup weiter

Barntrup . Mobilfunknutzer sind sauer. Kein Balken, kein Empfang. Für das &bdquo;Funkloch Barntrup" sorgt ein Anfang November abgebauter Mobilfunkmast der Deutschen Telekom. Ein nach Kundenprotesten und Einschreiten des Bürgermeisters installierter Ersatzmast hatte Startschwierigkeiten und bringt dauerhaft nicht die Leistung wie der deinstallierte Mast. Ein zweiter Standort für ein Provisorium im Barntruper Westen ist derzeit noch nicht gefunden. Eine Lösung rückt in weite Ferne.

"Es lief vorher schon nicht optimal"

&bdquo;Mobilfunk lief vorher schon in Barntrup nicht optimal. Aber was die Deutsche Telekom im Moment treibt, ist für mich nicht mehr nachvollziehbar", schimpft Bürgermeister Borris Ortmeier. Seit Antritt seiner Dienstzeit beschäftige ihn die Misere um den abgebauten Funkmasten. Dieser befand sich auf dem Dach der Firma KEB in der Südstraße. Und das &bdquo;seit vielen, vielen Jahren", wie auf LZ-Nachfrage Norbert Schwabbauer, Leiter Marketing-Leiter von KEB, erklärt.

Den Nutzungsvertrag mit der Telekom habe das Unternehmen aus Arbeitsschutzgründen, die nicht detailliert kommentiert werden sollten, gekündigt. Dass es sich dabei um eine &bdquo;außerordentliche Kündigung", wie Telekom-Pressesprecher Peter Kespohl zunächst gegenüber der LZ erklärte, handelte, bestreitet Schwabbauer. &bdquo;Wir haben 2018 von unserem Kündigungsrecht mit Ein-Jahres-Frist Gebrauch gemacht, woraufhin die Telekom die vertraglich zugesicherte Möglichkeit auf ein Jahr Verlängerung nutzte. Zum 30. November diesen Jahres lief der Vertrag dann aus", erklärt Schwabbauer.

Die Telekom habe zwei Jahre Zeit gehabt, einen Ersatzstandort zu finden – &bdquo;und auch jetzt, da offensichtlich kein neuer Standort gefunden wurde, haben wir auf unserem Gelände die Möglichkeit zur Installation eines provisorischen Funkmasten geschaffen", sagt der KEB-Mitarbeiter. Auf LZ-Nachfrage bestätigte Telekom-Pressesprecher Kespohl: &bdquo;Der Kündigungswunsch war in der Tat bereits länger bekannt".

Telekom entschuldigt sich

Angesichts von zwei Jahren Vorlauf stellen sich einige Fragen an den größten deutschen Telekommunikationsdienstleister: Warum gelang es nicht, einen Ersatzstandort zu finden? Warum wurde vier Wochen vor Vertragsablauf der Mast abgebaut, ohne ein Provisorium zu installieren? &bdquo;Ursache der heutigen Probleme ist eine fehlerhafte Analyse der Auswirkungen des Abbaus des Senders. Man war davon ausgegangen, dass die benachbarten Sender dies ausgleichen können. Daher wurde auch kein neuer Standort vorbereitet. Zurzeit laufen aber mit Hochdruck die Suche und die Vorbereitungen für einen zweiten provisorischen Senderstandort zur Überbrückung. Wir müssen uns für den Ausfall bei unseren Kunden entschuldigen", gesteht Peter Kespohl ein.

Der zweite provisorische Standort soll idealerweise im Westen der Stadt &bdquo;irgendwo zwischen Lemgoer Straße und Wierborn liegen", verrät Borris Ortmeier nach Gesprächen mit der Telekom. Diese seien für ihn Herausforderung und Ärgernis zugleich gewesen. &bdquo;Ich kann die Verärgerung von Bürgern und Unternehmen nachvollziehen. Wir versuchen hier im Rathaus alles in unserer Macht stehende zu tun. Es kann aber nicht Aufgabe des Bürgermeisters sein, für eine Kommunikation zwischen Festnetz- und Mobilfunkabteilung bei der Telekom zu sorgen", erklärt Ortmeier. Er habe die Telekom bei der Suche nach einem neuen Masten-Standort mit Anrufen bei Unternehmen und Grundstückseigentümern unterstützt.

Zwei bis drei Jahre könnte es noch dauern

&bdquo;Im Zuge meiner zahlreichen Telefonate erhielt ich unterschiedliche Auskünfte. Die Techniker vor Ort arbeiten gut, stoßen aber scheinbar an Grenzen auf höheren Entscheidungsebenen. Ich habe noch nicht wahrgenommen, dass die Ampeln bei der Telekom in allen Bereichen auf Grün stehen, was die Suche nach einem neuen festen Sendemast-Standort betrifft. Mein Eindruck ist, die Ausmaße des Problems hier vor Ort wurden noch nicht erkannt", macht Barntrups Bürgermeister deutlich.

Die Telekom ihrerseits erklärt, man sei in der Endphase für die Findung eines zweiten Standortes für ein Provisorium, das möglicherweise Anfang des Jahres installiert werden könne. Außerdem wolle man &bdquo;mit der Kommune zusammen so schnell wie es nur irgendwie geht" einen neuen Standort für einen dauerhaft zu errichtenden Funkmasten finden.

LZ-Informationen zufolge dauert es von der Findung des Standortes über die erforderlichen Genehmigungsverfahren bis zur Inbetriebnahme üblicherweise zwei bis drei Jahre – eine lange Zeit, in der die Barntruper mit provisorischen Funkmasten leben müssen.

Bürger sind verärgert

Die LZ befragte Barntruper Bürger zur aktuellen Situation nach der Inbetriebnahme des Provisoriums. Von 28 Rückmeldungen waren vier positiv. Aus Alverdissen, Sommersell und Sonneborn – als &bdquo;Ort der Vergessenen" umschrieben – werden weiterhin Probleme gemeldet. Jobst-Dieter Rodewald Tölle (CDU) erklärt, &bdquo;der Empfang im Stadtzentrum ist schwach und unten in Selbeck am Ortseingang weg". Der Kommentar &bdquo;unfassbar schlechte Internetleitung" zeigt die zweifache Problematik, einer Telekom-Kundin mit Hybrid-Anschluss, bei der auch das Internet via Funk empfangen wird. Im Bellenbruch scheint die Lage unterschiedlich von &bdquo;Telefonieren und Internet alles okay" bis zu &bdquo;hinten beim Lidl null Empfang. Man muss sich 100 Mal wiederholen", so berichten Bürger.

"Unvorstellbar unprofessionell" Ein Kommentar von Sylvia Frevert

Ein börsennotiertes Unternehmen wie die Deutsche Telekom mit knapp 100.000 Mitarbeitern reduziert ihr Mobilfunknetz in einer deutschen Kleinstadt um rund 25 Prozent und geht davon aus: Naja, wird schon klappen. Einer von vier Funkmasten wird abgebaut, ohne für ein Provisorium, geschweige denn Ersatz zu sorgen. Sehenden Auges wird eine Unterversorgung über einen Zeitraum von mehreren Jahren in Kauf genommen. Erst nach Protesten und Schadenersatzforderungen wird ein Provisorium installiert, das kurz nach der Inbetriebnahme den ersten Reparatur-Einsatz erfordert. Mitarbeiter der Service-Hotline verweisen Kunden auf Zuständigkeiten jeweils anderer Unternehmensbereiche. Das Unternehmen sagt &bdquo;Entschuldigung" – immerhin. Aber dafür kann sich keiner was kaufen. Unvorstellbar unprofessionell!

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