Wanderausstellung macht Station in Alverdissen

Barntrup. Es ist sein Herzensprojekt und nun macht es Station in Nordlippe. Jürgen Scheffler, ehemaliger Museumsleiter in Lemgo, hat &bdquo;ein ganzes Leben lang" wie er selbst sagt, Material für die Wanderausstellung &bdquo;Juden in Nordlippe" gesammelt. Sie zeigt die Geschichte der weit verzweigten Familie Hochfeld. Die Exponate sind bis nach Johannisburg in Südafrika gereist. Jetzt wurden sie in eine noch nie dagewesene Form gegossen.

Die eine Hälfte der Ausstellung wird in festen Räumen gezeigt; die andere Hälfte fand in einem Waggon der historischen Landeseisenbahn Lippe Platz. So ist die mit historischen, selten gezeigten, privaten und neuen Fotos bestückte Ausstellung zu den Lebensorten der Familie unterwegs. Am Sonntag, 3. Juli, wird der blau-gelbe Waggon angekoppelt und im Rahmen des Regionalfahrttages der Landeseisenbahn zu seiner nächsten Station nach Alverdissen gefahren. Diese außergewöhnliche Ausstellung wurde durch eine Kooperation der vier nordlippischen Gemeinden mit dem Landesverband Lippe und dem Kultur Stellwerk Nordlippe möglich.

Exponate, die bewegen &bdquo;Die Exponate und die Art und Weise der Präsentation zeigen, dass jüdisches Leben mitten unter uns stattfand. Die Fotos zu sehen, die zeigen, wie jüdische Menschen, die in Alverdissen ihren Lebensmittelpunkt hatten, vor dem Barntruper Rathaus öffentlich diffamiert werden, das ist schon sehr bewegend", kommentiert Barntrups Bürgermeister Ortmeier eines von vielen zu Herzen gehenden Fotos. Es zeigt den Juden Gustav Arensberg vor dem Rathaus in Barntrup.

Arensberg betrieb seinerzeit in Alverdissen einen Landhandel. Er wurde festgenommen und in einem offenen Wagen nach Barntrup gebracht. Dabei musste er ein überdimensional großes Schild halten, das ihn als Dieb bezeichnet. &bdquo;Er hatte sich zu spät entschieden. Er glaubte, in Alverdissen eine Heimat zu haben, ein Nachbar zu sein wie jeder andere", so Kurator Scheffler. Vor Augen hatte Arensberg seinerzeit vielleicht das Beispiel seines Verwandten Samson Hochfeld, der als erster Jude in die Lemgoer Bürgerschaft aufgenommen wurde. Andere Familienmitglieder verließen Deutschland rechtzeitig.

Geschichte der Familie Hochfeld ist gut aufgearbeitet Dass das Schicksal der Familie Hochfeld stellvertretend für viele jüdische Familien Thema der Ausstellung wurde, ist laut Scheffler dem Umstand zu verdanken, dass ihre Geschichte &bdquo;sehr gut aufgearbeitet ist". Viele Fotos aus Familienalben, ein Stammbaum, der von einem Familienmitglied in Los Angeles erstellt wurde, eine Landkarte von Bega im Jahr 1807, die das der Familie ihren Namen gebende &bdquo;Hohe Feld" zeigt.

Während die statische Ausstellung Fotos von Situationen wie Hochzeiten, Kinderbilder oder den Moment vor dem Barntruper Rathaus zeigt, liegt der Schwerpunkt des &bdquo;rollenden" Teils der Ausstellung auf den &bdquo;Orten jüdischer Geschichte" entlang der Bahnstrecke. Gebäude, wie das ehemalige Firmengelände der Lippischen Thonwarenfabrik aus dem Jahr 1955 und die jüdischen Friedhöfe sind zu sehen. &bdquo;Viele von ihnen können von der Bahnstrecke aus zu Fuß erreicht werden", erklärt Martha Johannsmeier vom Kultur Stellwerk Nordlippe. Sie freut sich, dass der ansonsten überwiegend am Bahnhof in Farmbeck als Jugendzentrum genutzte &bdquo;Europa-Waggon" nun auch auf diese Weise zum Einsatz kommt.

Besichtigung während der Zugfahrt Beim Regionalfahrtag am 2.Juli kann die Ausstellung während der Fahrt im Waggon besichtigt werden und von 14 bis 17 Uhr im Heimatmuseum in Alverdissen. Weitere Öffnungstage für beide Ausstellungs-Teile sind der 8. Juli von 14 bis 18 Uhr sowie der 17. und der 28. Juli jeweils von 14 bis 17 Uhr. Im August zieht die Wanderausstellung weiter nach Bösingfeld. &bdquo;Hier wird der blaue Waggon am Bahnhof stehen, aber nur für einen Tag im Rahmen des Regionalfahrtages. Für den festen Teil der Ausstellung haben wir noch keinen Ort festgelegt", erklärt Johannsmeier. Im September reist die Ausstellung ins Kalletal. Weil Kalletal keinen Anschluss an das Streckennetz der Landeseisenbahn hat, wird hier nur der stationäre Teil der Ausstellung zu sehen sein – dafür aber an einem denkbar historischen Ort: bei der Familie Fischer in Lüdenhausen, die in ihrem historischen Fachwerkhaus ein altes Judenbad, eine Mikwe, restauriert haben.

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