Diese Projekte werden in Dörentrup, Extertal und Barntrup mithilfe des ISEK umgesetzt

Barntrup/Dörentrup/Extertal. Vor einem Jahr haben die Räte in den Gemeinden Dörentrup und Extertal sowie der Stadt Barntrup ein Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, kurz ISEK, auf den Weg gebracht. Es hat ein Volumen von 27 Millionen Euro und ist etwas Besonderes, denn es ist das einzige NRW-weit, das von den Verwaltungen selbst erstellt wurde - und das sogar kommunalübergreifend. Die Bürgermeister Borris Ortmeier, Friso Veldink und Frank Meier erklären im Gespräch mit der LZ, warum ein ISEK aus ihrer Sicht sinnvoll ist und welche Projekte darin stecken.

Wie kam es zum gemeinsamen ISEK?

Borris Ortmeier: Die bisherigen ISEK-Programme in unseren Kommunen sind ausgelaufen. Darum stellte sich uns die Frage: Wie können wir bei einer erneuten Bewerbung beim Land sichtbar werden? Denn dass Kommunen unserer Größenordnung nachdem sie mit dem einen ISEK durch sind, direkt wieder mit einem neuen aufgenommen werden, ist alles andere als selbstverständlich, weil die Programme überzeichnet sind.

Warum ist Kalletal nicht dabei wie bei Leader?

Friso Veldink : Kalletal befindet sich noch in einer laufenden ISEK-Förderperiode .

Sie haben drei relativ kleine Verwaltungen hinter sich. Wie konnten Sie ein ISEK allein, ohne externe Hilfe, stemmen?

Friso Veldink: Wir haben unser gemeinsames ISEK verschlankt und uns bei der Beantragung aufs Wesentliche konzentriert.

Frank Meier: Genau, das haben wir mit der Bezirksregierung so abgesprochen, die am Anfang auch Bedenken hatte, ob wir das alleine hinkriegen. Aber es ist ja auch alles schon einmal ausgearbeitet worden und ihr hat bei den Terminen vor Ort gefallen, dass wir in den Kommunen natürlich besser in den Themen drin sind als es ein externes Büro sein kann. Zur Wahrheit gehört aber, dass wir zunächst einen Probetext abgeben mussten. Die Hürde haben wir genommen. Und wir haben uns aufgeteilt, jeder hat ja seine Stärken.

Ohne Hilfe von außerhalb ließ sich sicher Geld sparen.

Frank Meier: Ja, wir reden da über einige Hunderttausend Euro. Außerdem: Wenn wir das ISEK mit einem externen Büro gemacht und dann keine Zusage gekriegt hätten, wäre das Geld verloren gewesen.

Warum ist das ISEK so wichtig?

Borris Ortmeier: Das ISEK bietet für alle drei Kommunen erhebliche Entwicklungsmöglichkeiten, die wir ohne diese Förderung nicht in Ansätzen hätten.

Es geht bei allen um die Ortskerne, oder?

Borris Ortmeier: Ja. In den vorherigen Städtebauförderungen gab es die Möglichkeit, mehrere Sanierungsgebiete festzulegen. In Barntrup war das neben dem Ortskern auch Sonneborn, in Extertal Silixen und in Dörentrup Bega. Wir dürfen jetzt nur noch ein Gebiet haben und das ist das Zentrum - da, wo noch Infrastruktur vorhanden ist, um diese möglichst zu erhalten.

Auf welchem Stand sind Sie mit dem ISEK aktuell?

Borris Ortmeier: Wir wurden erst im August vom Land ausgewählt. Umgesetzt ist daher noch kein Projekt, wir haben noch nicht mal einen formellen Bewilligungsbescheid erhalten. Das Ministerium hat uns aber den vorzeitigen Maßnahmenbeginn genehmigt.

Welche Projekte haben Sie sich vorgenommen?

Frank Meier: Wir fangen diesen Monat mit einer Nahwärmeverbindung zwischen dem Rathaus und dem alten Pfarrhaus an. Wir bekommen aufs Rathaus jetzt eine Photovoltaikanlage, haben dort ein Blockheizkraftwerk am Laufen und wollen mit diesem in der Übergangszeit, wenn es nicht voll ausgelastet ist, das alte Pfarrhaus mitbeheizen und es auch mit dem Solarstrom versorgen. Dann wollen wir nächstes Jahr den Schulhof der Grundschule Bösingfeld und den Bereich des Südhagens aufwerten.

Wie soll das aussehen?

Frank Meier: Die Schule möchte ein Grünes Klassenzimmer haben und den Schulhof unter Klimagesichtspunkten anpassen, zum Beispiel mit zusätzlichen Schattenbereichen. Wir wollen außerdem zwei Häuser im Ortskern abreißen und dann das Baufeld privaten Investoren zugänglich machen. Es haben sich dazu schon örtliche Investoren zusammengetan. Und wir wollen das Thema Mobilitätswende angehen.

Und wie?

Frank Meier: Unser Zentrum mit den Läden liegt jetzt am Bruchweg. Wenn wir die Leute dazu bringen wollen, dass sie mit dem Rad oder zu Fuß einkaufen gehen, müssen wir dafür entsprechende Wege vorhalten. Da steht uns die Feuerwache im Weg, die sowieso sanierungsbedürftig ist. Deshalb soll der Platz umgestaltet werden. Wir wollen gleichzeitig für die Musik- und Volkshochschule Räume vorsehen. Wir müssen im Unterschied zu Dörentrup im Ortskern noch relativ viel machen.

Friso Veldink: Wir haben ja in dem Sinne auch keinen Ortskern wie in Barntrup oder Bösingfeld. Einiges ist hier in den vergangenen Jahren schon umgesetzt worden wie das Bürgerhaus, das Schwimmbad, der Mehrgenerationenpark und die Mehrzweckhalle. Von daher sind unsere ISEK-Maßnahmen etwas anders gelagert. Wir haben zum Beispiel nur kommunale Projekte und wollen erst einmal eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben.

Welche Projekte könnten daraus folgen?

Friso Veldink: Das ganze Areal rund um die Mehrzweckhalle und die Grundschule soll ertüchtigt werden. Dort führt auch der Hillbach entlang, bei dem wir Starkregenvorsorge betreiben wollen. Außerdem soll dort die gesamte Fußwegesituation verbessert werden, Schulwegsicherung spielt da eine Rolle. Dann haben wir das Areal Birkenfeld. Dort stellen wir uns die Frage, wie wir den ersten Eindruck in Dörentrup etwas positiver darstellen können? Das letzte Projekt ist das ehemalige LAG-Gelände an der Mittelstraße, dort hängt viel damit zusammen, wie sich die Begatalbahn entwickelt.

Was ist in Barntrup vorgesehen?

Borris Ortmeier: In Barntrup geht es insbesondere um die Mittelstraße. Wie soll sie in Zukunft aussehen? Denn die Ortsumgehung wird Ende 2023 fertiggestellt und für den Verkehr freigegeben. Dazu wollen wir eine Studie unter Beteiligung der Bürger und der Kaufmannschaft machen. Im nächsten Step geht es dann um die Umsetzung. Wir können die aber erst beantragen, wenn uns die Straße gehört. Sie ist aktuell im Eigentum von Straßen.NRW und wird mit der Freigabe der Umgehung in unser Eigentum übergehen. Wir wollen die Zwischenzeit nutzen, um alle Vorarbeiten zu leisten.

Gibt es weitere Projekte?

Borris Ortmeier: Das Rathaus 2 soll energetisch überholt und innen ausgebaut werden. Das war schon im alten ISEK inbegriffen und ist dem Bau des Schul- und Bürgerforums zum Opfer gefallen. Dieses wurde damals auch durch Städtebaufördermittel finanziert und wurde deutlich teurer als geplant. Die Stadt entschied sich dafür, die Mittel, die fürs Rathaus vorgesehen waren, komplett in die Schule zu stecken.

Es können also auch dieses Mal Projekte hintenüberfallen?

Borris Ortmeier: Das anerkannte ISEK bildet sozusagen den Gesamtrahmen.

Frank Meier: Genau. Es gilt, immer zum 30. September die Maßnahmen für das Folgejahr zu beantragen. Das heißt nicht, dass diese dann auch genehmigt werden.

Friso Veldink: Und die Politik muss ja auch jedes Projekt unterstützen. Wir haben also das ISEK beschlossen, aber noch nicht die einzelnen Projekte. Die Ausgestaltung wird erst in den Ausschüssen und im Rat besprochen.

Borris Ortmeier: Es kann auch sein, dass Maßnahmen zu teuer werden, nicht mehr in den zeitlichen Rahmen passen oder der Eigentümer nicht mitspielt. Das ist aber normal bei Konzepten, die eine lange Laufzeit haben. Wenn ich mir jetzt die Leader-Bewerbung von 2017 anschaue, würde ich recht viele Projekte sehen, die wir nicht umgesetzt haben. Dafür sind aber andere Projekte realisiert worden, die das gleiche Ziel erfüllen.

Klingt so, als sei jede Kommune bei der Umsetzung nun wieder auf sich gestellt.

Borris Ortmeier: Nein, sobald wir den Bewilligungsbescheid haben, werden wir ein Büro suchen, was für alle drei Kommunen parallel das Thema ISEK betreut, zum Beispiel was die sogenannten Förderfibeln für private Eigentümer angeht. Außerdem wird es einen regionalen Verfügungsfonds geben. Das ist ein imaginärer Geldtopf, der vom Land, dem Bund, den Kommunen und privaten Investoren gefüllt werden kann. Damit können dann in den Sanierungsgebieten kleinere Investitionsprojekte umgesetzt werden. In der Vergangenheit wurden damit beispielsweise Bücherschränke oder kleine Umgestaltungen finanziert.

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