Windräder bei Sonneborn genehmigt - Bürger kritisieren Landesverband bei Versammlung

Barntrup-Sonneborn. Mehr als 50 Bürger, darunter Vertreter aus der Politik und Bürgermeister Borris Ortmeier, hat das Thema Windkraft am Montagabend ins Bürgerhaus nach Sonneborn gelockt. Die Interessengemeinschaft (IG) aus dem Ort hatte zur Informationsveranstaltung eingeladen, denn demnächst sollen vier Anlagen auf dem Eilenberg unterhalb des bekannten Windmühlenstumpfes in unmittelbarer Nähe gebaut werden. Es ging um Schallwellen, Aussicht, Schattenwurf, Gesundheit und insbesondere gab es Kritik an Bürgermeister Borris Ortmeier und am Landesverband Lippe für falsche Informationen.

Denn Letzterer plant am Eilenberg, zusammen mit der Stadt Barntrup und den Stadtwerken Lemgo, drei Anlagen mit einer Nabenhöhe von 160 Metern zu bauen. Sie sollen im Jahr 60 bis 70 Millionen Kilowattstunden Strom liefern. Doch die IG Sonneborn hält den Standort für falsch, betont aber, kein Gegner von Windkraft zu sein.

Umzingelt von Windkraft &bdquo;Aber das arme Sonneborn wird umzingelt von Windenergieanlagen“, sagte Wolfgang Blome von der IG. Im Norden gibt es bereits sieben Windräder auf dem Saalberg, eines befindet sich im Dorotheental, zwei sind im Süden geplant und fünf weitere im benachbarten Niedersachsen im Westen. Die Frage sei: Können die Bürger überhaupt noch rausschauen, ohne eine Anlage zu sehen? Laut IG muss zweimal ein 60-Grad-Sichtfeld frei sein. &bdquo;Das wird schwierig“, sagte Axel Kunze und belegte seine Aussage mit einem Dreieck auf der Karte.

Blome ergänzte: &bdquo;Außerdem werden wir von Schallwellen umgeben, teilweise ist Barntrup davon sogar mehr betroffen als Sonneborn. Wenn wir im Sommer draußen sitzen, werden wir die Geräuschkulisse wahrnehmen.“ Hinzu komme der von Menschen nicht, aber von Tieren durchaus wahrnehmbare Infraschall.

Schädliche Chemikalien Er wies außerdem darauf hin, dass das Material der Flügel sogenannte Ewigkeitschemikalien enthalte, die sich im Boden und im Körper anreichern können. Laut Bundesumweltamt befinden sich solche per- und polyfluorierten Chemikalien (PFAS) zwar in zahlreichen Produkten wie Kosmetika, Kochgeschirr und Textilien, in den vergangenen Jahren wurden für bestimmte PFAS jedoch gesundheitsschädliche Wirkungen nachgewiesen. Das macht der IG Sorgen, zumal ein Windrad laut dem Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik bis zu 45 Kilogramm Abrieb im Jahr erzeugt.

Wenig Vertrauen habe die IG darüber hinaus in den Hersteller Vensys Energy. Es gibt beispielsweise Berichte über abgebrochene Rotorblatt-Teile von Anlagen des Unternehmens aus Neunkirchen an der Saar. Und sollte ein Windrad in Brand geraten, können die Feuerwehren in Deutschland es derzeit nicht löschen.

Sven Eisenhauer von der IG zeigte einen Auszug aus einem Gutachten, dass den Schattenwurf der Windradflügel auf Sonneborn belegte. Das widerspricht der Aussage des Landesverbandes. Über Abschaltautomatiken in den Anlagen sollen die Sonneborner aber maximal 30 Minuten Schatten durch die Windräder am Tag ertragen müssen.

&bdquo;Keine Symbolpolitik“ Doch die größte Kritik richtet sich gegen Ortmeier: &bdquo;Warum wurde keine Info-Veranstaltung vom Bürgermeister gemacht? Wir mussten uns sämtliche Infos selbst zusammensuchen. Warum gab es kein Gespräch direkt nach unserer ersten Versammlung im Sommer? So entstand der Eindruck, dass die Anlagen möglichst still und leise am Bürger vorbei genehmigt werden sollten. Viele Bürger wollten doch einfach nur mitgenommen werden. Stattdessen springt die Stadt selbst auf den Zug der Goldgräber auf“, sagte Tobias Krumsiek von der IG und nannte das Beispiel Horn-Bad Meinberg. Dort hatte die Stadt ihr gemeindliches Einvernehmen zu elf Anlagen des Landesverbands nicht gegeben.

Auf Nachfrage sagte Ortmeier nach der Veranstaltung: &bdquo;Es gibt keinen rechtlichen Grund, die Anlagen abzulehnen. Das gemeindliche Einvernehmen abzulehnen, ändert also nichts. Das haben wir in Barntrup mit dem Bromberg schon hinter uns. Dazu gibt es ein höchstrichterliches Urteil. Es wäre also reine Symbolpolitik, das zu tun.“

So ist es wenig überraschend, dass der Kreis die drei Anlagen auf dem Eilenberg - trotz der 250 Einwände - vor wenigen Tagen genehmigt hat. Und nicht nur das, mittlerweile wurde der Bau einer vierten Anlage des Herstellers Vestas mit einer Nabenhöhe von 175 Metern beantragt . Einwände zur Anlage sind noch bis Montag, 20. Januar, möglich. Die IG hatte dafür am Montagabend Formulare vorbereitet.

&bdquo;Unglückliche Ausdrucksweise“ Der Landesverband weist die Kritik an der Informationspolitik zurück. Er habe den Stadtrat frühzeitig in die Planungen eingebunden. Der übliche Verfahrensweg sei eingehalten worden, bei dem die Pläne einen Monat lang ausgelegen haben und Bedenken geäußert werden konnten. Zum Thema Schattenwurf schreibt Verbandsvorsteher Jörg Düning-Gast: &bdquo;Durch eine unglückliche Ausdrucksweise unsererseits ist der Irrtum entstanden, dass es keinen Schattenwurf gibt. Dies wurde jedoch ausdrücklich im Erörterungstermin beim Kreis Lippe erläutert.“ Gemeint gewesen sei, dass Schattenwurf wegen der einprogrammierten Abschaltautomatik kein Problem darstelle.

Zum Hersteller Vensys heißt es, dass es sich um einen seriösen Anbieter handele, dessen hochwertige Produkte dem aktuellsten Stand der Technik entsprechen würden. Die Beauftragung war das Ergebnis einer europaweiten Ausschreibung.

Stadt und Landesverband planen nun eine Veranstaltung, bei der über eine mögliche Bürgerbeteiligung für die drei bereits genehmigten Anlagen informiert werden soll.

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