Warum der Kreis Lippe die Pläne für ein Windrad bei Sonneborn nun abgelehnt hat

Barntrup-Sonneborn. Rund um Barntrup entstehen derzeit sechs neue Windkraftanlagen , drei davon von LVL Windenergie Barntrup auf dem Eilenberg, westlich des Ortsteils Sonneborn und unterhalb des Baudenkmals Windmühlenstumpf. Die Genehmigung für ein viertes Windrad von Energieplan Ost West in diesem Gebiet hat der Kreis Lippe nun abgelehnt. Das kommt nicht oft vor. Daher stellt sich die Frage nach dem Warum.

Das Unternehmen aus Bad Wünnenberg (NRW) wollte seine Anlage auf dem Flurstück 10, das sich direkt südlich des Baudenkmals Windmühlenstumpf befindet, errichten. Dabei handelt es sich um ein Windrad des Herstellers Vestas mit einer Nabenhöhe von 175 Metern, einem Rotorblattdurchmesser von 172 Metern und einer Gesamthöhe von 261 Metern. Die Anlage sollte über eine Leistung von 7,2 Megawatt verfügen.

Zehn Einwände Das Windrad wurde im April vergangenen Jahres beantragt. Zu diesem Zeitpunkt habe der Standort laut Auskunft des Kreises Lippe innerhalb der von der Bezirksregierung Detmold geplanten Flächenkulisse für Windenergieanlagen gelegen, die durch den Regionalplan ausgewiesen werden sollte. Damit wäre die Anlage bei Inkrafttreten des Regionalplans in der damaligen Entwurfsfassung als sogenanntes privilegiertes Vorhaben zulässig gewesen. Deshalb wurde das Genehmigungsverfahren, bei dem auch die Fachbehörden beteiligt wurden , im Juli vergangenen Jahres eingeleitet. Von Ende November bis Ende Dezember fand auch die Öffentlichkeitsbeteiligung statt. Dabei gingen zehn Einwände ein.

Als dann alle nachgeforderten Unterlagen vorlagen, habe sich zwischenzeitlich jedoch die Planung der Bezirksregierung geändert, sodass das beabsichtigte Windrad nicht mehr in einem Windenergiegebiet liegt. Das hatte laut Kreis zur Folge, dass dieser nur über den Antrag entscheiden durfte, wenn die Bezirksregierung das gestattet hätte.

Neuer Regionalplan seit April Laut Barntrups Bürgermeister Borris Ortmeier, der im Regionalrat sitzt, hat es &bdquo;viele Änderungen in ganz Ostwestfalen-Lippe“ gegeben. Denn zunächst seien einfache Kriterien für die Windenergiegebiete herangezogen worden. Nach einer Umweltprüfung seien dann Flächen verkleinert oder verschoben worden. Die Stadt hat jedenfalls keine Stellung zu geplanten Windenergiegebieten in Barntrup abgegeben, so Ortmeier.

Mit Inkrafttreten des Regionalplans im April haben sich dann die planungsrechtlichen Voraussetzungen geändert. &bdquo;Wir haben nun wieder ein Instrument zur Planung von Windkraft in der Hand“, freut sich der Bürgermeister. Weil die Anlage nicht mehr in dem Windenergiegebiet liege, gelte sie auch nicht mehr als privilegiertes Vorhaben, sondern als sogenanntes sonstiges Vorhaben im Außenbereich. Diese seien im Gegensatz zu privilegierten Vorhaben nur in besonderen Ausnahmefällen zulässig, um Zersiedelung zu vermeiden. Der Kreis hat erneut die Stellungnahmen der Fachbehörden eingeholt und geht daher von einer Beeinträchtigung öffentlicher Belange aus.

Rotmilan und Schwarzstorch Diese betreffen unter anderem den Natur- und Bodenschutz sowie das Landschaftsbild. Die Fläche befindet sich im Landschaftsschutzgebiet &bdquo;Lipper und Pyrmonter Bergland“, Teile davon liegen im Biotopverbund &bdquo;Wald-Grünland-Komplexe um Sonneborn“ sowie in einem Schwerpunktvorkommen von kollisionsgefährdeten Rotmilanen und störempfindlichen Schwarzstörchen.

Erfolg für Bürgerinitiative Für die Bürgerinitiative Sonneborn (BI), die gegen die Anlagen am Windmühlenstumpf gekämpft hat, ist die Entscheidung ein &bdquo;bedeutender Erfolg, sowohl für den Umweltschutz als auch für die Lebensqualität der Menschen, die in unmittelbarer Nähe wohnen“, heißt es auf Nachfrage schriftlich. In den vergangenen Monaten hätten sich die Mitglieder intensiv mit den Auswirkungen der geplanten Windräder auseinandergesetzt und dabei nicht nur die ökologischen, sondern auch die sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen berücksichtigt. Besonders die Beeinträchtigung der Landschaft, die potenziellen Auswirkungen auf die Tierwelt und die Lärmemissionen sind Faktoren, die aus Sicht der BI eine &bdquo;schwerwiegende Belastung“ darstellen.

Die jetzige Ablehnung des Windrad-Projekts zeige, dass die Stimme der Bürger gehört wurde. Die BI dankt daher allen für ihr Engagement. Auch in Zukunft gelte es aus ihrer Sicht, verantwortungsbewusst und mit Augenmaß in erneuerbare Energien zu investieren. &bdquo;Wir sind überzeugt, dass alternative Lösungen gefunden werden können, die sowohl den Klimaschutz voranbringen als auch die Interessen der Menschen in unserer Region wahren“, heißt es abschließend.

Wer sich den neuen Regionalplan genauer anschaut, wird aber feststellen, dass Teile des Flurstücks 10 immer noch im Vorranggebiet für Windkraft liegen. Ob Energieplan Ost West daher einen neuen Versuch an anderer Stelle starten wird, will Geschäftsführer Matthias Kopius auf LZ-Nachfrage aus strategischen Gründen nicht sagen.

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