Windkraft in Barntrup: Stadt rechnet mit 762.000 Euro Mehreinnahmen - Bürger üben Kritik

Barntrup. Der Landesverband Lippe, die Stadtwerke Lemgo und die Stadt Barntrup haben sich am Montagabend den Fragen der Bürger in der Mehrzweckhalle Sonneborn gestellt und neue Informationen zu den geplanten Windenergieanlagen gegeben. Rund 90 Personen lauschten der Veranstaltung, darunter Vertreter der Bürgerinitiative (BI) , der Politik und der Verwaltung. Erneut mussten sich die Verantwortlichen viel Kritik anhören.

Was wird wo gebaut? Insgesamt geht es um sechs Anlagen. Zwei davon befinden sich auf dem Elkenberg, der im Wald an einem ehemaligen Militärgelände an der Landesgrenze zu Niedersachsen liegt. Dort sollen zwei kleinere Anlagen des Herstellers Vensys aus Neunkirchen gebaut werden, die jeweils über eine Leistung von 3,5 Megawatt verfügen. Sie sollen ans Mittelspannungsnetz in Bad Pyrmont angeschlossen werden. Eine größere Anlage von Vensys auf dem Steinberg südlich der Stadt Barntrup soll 7,8 Megawatt Leistung bringen. Hier werden die Leitungen entlang der B1 verlegt, um in Blomberg ans Netz zu gehen.

Diese drei Windräder sollen 45 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr liefern. Sie sind ein Projekt der WGB Windgesellschaft Barntrup, die aus drei Gesellschaftern besteht: 76 Prozent der Anteile hält ein Stadtwerke-Verbund aus Bad Salzuflen, Detmold, Lemgo, Rinteln und Oerlinghausen. 20 Prozent der Anteile gehören der Stadt Barntrup und vier Prozent halten drei private Grundstückseigentümer.

Die übrigen drei Windkraftanlagen sind ein Projekt der LVL Windenergie Barntrup, die ebenfalls aus drei Gesellschaftern besteht: Den Löwenanteil von 75,1 Prozent hält der Landesverband Lippe , 20 Prozent gehören den Stadtwerken Lemgo und 4,9 Prozent der Stadt Barntrup. Die Windräder von Vensys liegen auf dem Eilenberg, westlich des Ortsteils Sonneborn und unterhalb des Baudenkmals Windmühlenstumpf. Die großen Anlagen sollen zusammen über eine Leistung von 23 Megawatt verfügen. Für sie ist ein Umspannwerk auf dem Saalberg geplant. Im Jahr sollen die drei Anlagen 70 Millionen Kilowattstunden Strom liefern.

Der Zeitplan Für alle sechs Anlagen liegt eine Genehmigung vor, wie Tim Rose von den Stadtwerken Lemgo erläuterte. Die Tiefbauarbeiten am Elkenberg seien bereits am 24. Januar gestartet. Im zweiten Quartal geht es dann mit den Arbeiten für die Kabeltrasse weiter, im dritten Quartal mit den Fundamenten für die Windräder. Im zweiten Quartal nächsten Jahres sollen die Anlagenteile geliefert werden. Im dritten Quartal 2026 sollen die Windenergieanlagen den Betrieb aufnehmen.

Vergangene Woche sei es dann auch am Steinberg losgegangen. Ansonsten ist der Zeitplan der gleiche wie bei den Anlagen am Elkenberg. Und &bdquo;in den nächsten Tagen“ sei es am Saalberg so weit mit der Vorbereitung des Umspannwerks. Für das zweite Quartal sind die Tiefbauarbeiten vorgesehen, im dritten Quartal wird das Umspannwerk errichtet. Der Betrieb soll im ersten Quartal 2026 starten.

Am Eilenberg geht es erst im dritten Quartal dieses Jahres los mit dem Tiefbau für die Kabeltrasse. Weiter geht es mit dem Tiefbau für die Anlagen. Für das erste Quartal 2026 sind die Fundamente vorgesehen. Die Teile sollen voraussichtlich im dritten Quartal geliefert werden, sodass die drei Anlagen im vierten Quartal ihren Betrieb aufnehmen können.

Die Wertschöpfung Rose ging auch auf die Wertschöpfung für die Stadt ein: Demnach werde die Stadt jährlich durchschnittlich 392.000 Euro an Gewerbesteuern durch die sechs Anlagen einnehmen, denn die beiden Gesellschaften haben ihren Sitz in Barntrup. Laut Erneuerbare-Energien-Gesetz dürfen den von Windanlagen betroffenen Kommunen darüber hinaus Beträge von 0,2 Cent pro Kilowattstunde angeboten werden. Das würde zusätzliche Einnahmen von 230.000 Euro für die Stadt bedeuten.

Durch die Gesellschaftsbeteiligungen rechne die Stadt mit durchschnittlich weiteren 110.000 Euro. Darüber hinaus soll es jährlich 30.000 Euro für gemeinnützige Zwecke geben, sodass die Kommune insgesamt auf Mehreinnahmen in Höhe von 762.000 Euro durch die sechs Windanlagen kommt. Außerdem sollen sich Bürger durch Sparbriefe und Nachrangdarlehen beteiligen können. Für betroffene Anwohner gibt es Bonuszahlungen, so Rose.

Die Kritik Nach der Vorstellung ergriff zuerst Wolfgang Blome von der BI das Wort: &bdquo;Sie hätten diese Veranstaltung zwei Jahre eher machen sollen. Wir hätten uns gewünscht, mehr mitgenommen zu werden. Jetzt sind die Genehmigungen erteilt. Das ist purer Egoismus. So geht man nicht mit Bürgern um.“

Eine andere Zuhörerin war empört über den Landesverband: &bdquo;Das ist unsere Kulturlandschaft, die hier verschwindet. Jetzt, wo der Wald kein Geld mehr hergibt, holen sie es sich woanders, um ihre Museen zu finanzieren.“ Tobias Krumsiek von der BI sagte ebenfalls zum Landesverband: &bdquo;Der Bau der drei Anlagen bei Sonneborn passt nicht zu ihrem Leitbild. Sie treten den Artenschutz hier mit Füßen und nutzen eine Gesetzeslücke schamlos aus.“

Landesverbandsvorsteher Jörg Düning-Gast erläuterte, dass es sich um nachhaltige Energieerzeugung handele und auch die Denkmalbehörde ihr Okay in Bezug auf den Windmühlenstumpf gegeben habe. Außerdem habe nicht er alleine, sondern die Landesverbandsversammlung darüber entschieden. Bürgermeister Borris Ortmeier verwies immer wieder auf die gesetzlichen Vorgaben und Bestimmungen auf Landes- und Bundesebene, die nun mal so sind, wie sie sind.

Auch gab es Fragen zu den Auflagen. Laut Rose gibt es unter anderem sowohl Lärmschutzauflagen für die Nacht, als auch Artenschutzauflagen für die Fledermäuse. Nach rund eineinhalb Stunden war die Versammlung beendet.

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