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Phoenix-Contact erfindet Schnellladekabel für E-Autos

Andrea Frühauf und Dirk-Ulrich Brüggemann

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Ladestation an der Raststätte: Die von Porsche und BMW entwickelten Forschungsautos werden geladen. - © BMW/Ralph Wagner
Ladestation an der Raststätte: Die von Porsche und BMW entwickelten Forschungsautos werden geladen. (© BMW/Ralph Wagner)

Blomberg. Der Blomberger Elektronikspezialist Phoenix Contact will die E-Mobilität in Deutschland voranbringen. Das 2013 gegründete Tochterunternehmen Phoenix Contact E-Mobility (gut 200 Mitarbeiter) mit Sitz in Schieder-Schwalenberg arbeitet in einem Industriekonsortium an der Entwicklung von Schnellladestationen mit, die ähnlich komfortabel wie das Tanken sein sollen.

Die an dem Forschungsprojekt „FastCharge" beteiligten Industrieunternehmen unter Führung von BMW, Porsche, Siemens, dem Ladestationen-Betreiber Allego und Phoenix Contact E-Mobility haben jetzt nach zweieinhalbjähriger Arbeit am Euro-Rastpark Jettingen-Scheppach an der A 8 in Bayern den Prototyp einer schnellen Ladestation mit einer Leistung von bis zu 450 Kilowatt eingeweiht.

Die eigens für dieses Projekt entwickelten Forschungsautos, ein BMW i3 und ein Porsche-Modell, demonstrierten an der neuen „Ultra-Schnellladestation" die kurzen Ladezeiten. Der Porsche mit einer Netto-Batteriekapazität von rund 90 Kilowattstunden erreiche eine Ladeleistung von über 400 Kilowatt und ermögliche damit Ladezeiten von unter 3 Minuten für die ersten 100 Kilometer Reichweite, wie Phoenix Contact mitteilte. Nur 15 Minuten dauerte es demnach, bis das Fahrzeug voll geladen war.

Dies entspreche dem Drei- bis Neunfachen der an bisherigen DC-Schnellladestationen maximal verfügbaren Leistung.
Dieser Prototyp, der in einigen Monaten an der A 8 wieder abgebaut wird, ist prinzipiell für Raststätten an Autobahnen gedacht. Die Ladestation hat zwei Ladesäulen. Mehrere Fahrzeuge könnten simultan geladen werden. In einem Container ist die Leistungselektronik von Siemens untergebracht.

Das Energieversorgungssystem könne schon heute mit höheren Spannungen von bis zu 920 Volt arbeiten, wie sie bei künftigen Elektrofahrzeugen erwartet werden.
Bisher gibt es noch kein in Serie produziertes Elektroauto, das eine Ladeleistung von 450 Kilowatt aufnehmen kann. „Aber jedes Elektroauto, das eine CCS-Ladedose mit der in Europa üblichen Typ-2-Variante hat, kann dort kostenlos geladen werden", sagt Wilhelm Keune von Phoenix Contact.

Denn die neue Ladestation mit der Siemens-Leistungselektronik ist abwärts kompatibel und kann die Ladeleistung runterregeln. Dann dauert der Ladevorgang allerdings länger.
Wegen der hohen Leistung müssen die Ladekabel gekühlt werden. Phoenix Contact liefert für die Ladestation ein inzwischen serienreifes HPC-Ladekabel, das CCS-kompatibel ist. Als Kühlflüssigkeit dient ein Wasser-Glykol-Gemisch.

Das Unternehmen will dafür die Produktionskapazitäten in Europa ausbauen.
Das Forschungsprojekt wird vom Verkehrsministerium mit 7,8 Millionen Euro gefördert. Das Konsortium zeigt: Die Ladetechnik für die Zukunft ist vorhanden.


Skandinavien zeigt, wie es geht

Die Meinungsbörse von Dirk-Ulrich Brüggemann.

Immer mehr Elektrofahrzeuge kommen in Deutschland auf den Markt. Der Einsatz dieses alternativen Antriebs ist umweltfreundlich. Allerdings ist die Herstellung der Akkus noch nicht der Weisheit letzter Schluss und verschlingt enorme Ressourcen.
Und jetzt taucht am Horizont das nächste Problem auf: Es wird in naher Zukunft in unserem Land einen Mangel an Ladesäulen geben.

Schon jetzt stehen E-Mobil-Fahrer in den großen Städten an den wenigen Ladepunkten Schlange, um ihr Gefährt mit Energie zu füllen. Neidisch blickt der deutsche Michel beispielsweise nach Norwegen oder nach Kanada, wo in den Stadtkernen an fast jedem Gebäude außen eine Steckdose zum Laden zur Verfügung steht.

Und was machen Hochhausbewohner, wenn sie ihr Auto daheim laden wollen? Die Infrastruktur der Parkplätze ist in der Regel gar nicht ausgelegt, um jeden Stellplatz mit einer Ladesäule auszurüsten.
Stadt- und Gemeinderäte sollten sich schnellstens Gedanken machen.

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