Der Traum vom neuen Heim in Kleinenmarpe ist geplatzt

Blomberg-Kleinenmarpe. Die Küche steht, neue Fenster sind eingebaut und auch der Hundesalon im Garten ist fertig – Susanne und Fridolin Horst bauen seit März 2019 in Kleinenmarpe ihr neues Zuhause, ein altes Fachwerkhaus, um. Rund 120.000 Euro hat das Paar in den Innenumbau des neues Heims, das sie im Dezember 2018 gekauft haben, gesteckt. Mit ihm sind vier Hunde, eine Katze und drei Esel von Detmold nach Kleinenmarpe gezogen.

Wie berichtet, erfahren die beiden erst nach Unterzeichnung des Kaufvertrages, dass das Haus auf der Blomberger Kulturgutliste steht und für den Denkmalschutz vorgesehen ist. Doch sie suchen das Gespräch der Stadt, um ohne das Label Denkmalschutz das Gebäude renovieren zu können. &bdquo;Wir hatten vertrauensvolle Gespräche mit der Stadt, um gemeinsam eine Renovierungslösung zu finden", sagt Fridolin Horst. Doch dieser gemeinsame Weg findet ein jähes Ende – im Herbst bekommt das Paar einen Brief des Blomberger Bauamtes, darin wird ihnen mitgeteilt, dass ihr Haus jetzt unter Denkmalschutz steht. Sie müssten weitere Arbeiten am Haus genehmigen lassen. &bdquo;Für die Fassade und Dach wären jetzt nochmals 150.000 Euro fällig. Wir sind enttäuscht und verzweifelt", klagt Susanne Horst. Das Paar will das Haus verkaufen und sucht eine neue Bleibe. &bdquo;Wir bedauern den Schritt der Familie", sagt Stadtsprecher Waldemar Bichler.

Dieses Bedauern nimmt ihm das Paar nicht ab. &bdquo;Die Stadt hat uns nur Steine in den Weg gelegt. Wir haben den Eindruck, dass die Verantwortlichen uns hier nicht haben wollen und lieber Leerstand produzieren", ärgert sich der 63-jährige Installateur. Er sei sauer, nervlich am Ende und auch die Lust an dem neuen Domizil sei ihm vergangen. &bdquo;Das Haus war in in einem sehr schlechten Zustand. Wir haben hier viel Liebe und Eigenarbeit reingesteckt. Nach so viel Stress mit der Stadt haben wir einfach keine Lust mehr", betont das Paar. Käufer wurden im Unklaren gelassen Rückblick: Das Ehepaar betont, dass sie schon vor dem ersten Besichtigungstermin im Sommer 2018 den Vorbesitzer und den Makler wiederholt gefragt hätten, ob das Haus irgendwelchen Denkmalschutzauflagen unterliege. &bdquo;Uns wurde versichert, dass solche Auflagen nicht existierten. Sonst hätten wir das Haus nicht gekauft, da wir weder das Geld noch die Zeit haben, um so ein Objekt nach den Kriterien des Denkmalschutzes zu renovieren", betont Fridolin Horst. Sogar beim Notartermin sei ihnen versichert worden, dass keine Auflagen existierten. Erst nachdem alle Verträge unterschrieben waren, hätten sie von der Blomberger Kulturgutliste erfahren.

&bdquo;Wir waren völlig schockiert, denn wir hatten unser altes Haus in Detmold schon zum 1. Juni verkauft", sagt Hundefrisörin Susanne Horst. Beim Austausch mit der Stadt Blomberg seien sie davon ausgegangen, dass das heruntergekommene Haus nicht unter Denkmalschutz gestellt wird, &bdquo;damit wir etwas flexibler und kostengünstiger umbauen können, dieser Eindruck ist uns in den Gesprächen mit der Stadt vermittelt worden", sagte Susanne Horst. Als sie dann im Herbst erfuhren, dass das Haus unter Denkmalschutz gestellt worden sei, hätten sie alle Arbeiten am Haus eingestellt. &bdquo;Wir haben das Haus der Stadt Blomberg zum Kauf angeboten, doch die hat dankend abgelehnt", sagt Horst.

Auf LZ-Anfrage bestätigt Stadtsprecher Bichler ein solches Angebot: &bdquo;Wir haben es nach eingehender Prüfung abgelehnt, da wir keinen Bedarf haben." Die Stadt habe in der Vergangenheit immer wieder Gespräche mit der Familie geführt und eine einvernehmliche Lösung gesucht. &bdquo;Natürlich haben wir kein Interesse, dass das Haus verfällt. Leerstand haben wir genug. Wir bieten der Familie Gespräche an, aber wir rücken nicht vom Denkmalschutz ab", so Bichler.

Dies sei keine Basis für vertrauensvolle Gespräche, betonen die Eheleute. &bdquo;Wir wollen das Haus verkaufen oder vermieten, wenn wir überhaupt Interessenten finden. Wir sind sehr enttäuscht, dass die Stadt unsere Traumhaus-Pläne einfach grundlos zerstört", sagt Susanne Horst. Das Paar wolle nicht weitere Energie und Geld ins das Projekt investieren, wenn die Stadt solche Hindernisse aufbaue. &bdquo;Wir wären sehr gerne hier geblieben, haben wirklich nette Nachbarn, aber unter diesen Voraussetzungen leidet auf Dauer unsere Gesundheit", sagt Susanne Horst und ihr Mann nickt.

&bdquo;Die Leute können nicht die Katze im Sack kaufen" Jede lippische Stadt und Kommune hat eine eigene Informationspolitik gegenüber möglichen Käufern, die an Immobilien interessiert sind, und wo der Denkmalschutz eine Rolle spielen könnte. Der Blomberger Stadtsprecher Walter Bichler räumt ein, dass es eine Kulturgutliste der Stadt gibt, die gemeinsam mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in Münster erstellt werde. &bdquo;Dies ist ein rein internes Papier. Wenn ein Gebäude auf dieser Liste landet, werden weder Eigentümer noch Makler informiert", sagt Bichler. Doch Kaufinteressenten könnten sich melden und erhielten Auskunft. In Blomberg stünden derzeit rund 250 Gebäude auf dieser Liste. Deutliche Kritik an dieser Vorgehensweise der Stadt Blomberg kommt von Christoph Bartel vom Eigentümerverband &bdquo;Haus und Grund" in Detmold. &bdquo;Die Leute können doch nicht einfach die Katze im Sack kaufen, Transparenz ist das oberste Gebot beim Kauf und Verkauf von Immobilien", betont Bartel. So informierten die Städte Lemgo und Detmold viel offensiver die Interessenten. &bdquo;Wir machen es so, dass Kaufverträge durch die Untere Denkmalbehörde laufen und die Käufer darauf hingewiesen werden, dass sie ein potenzielles Denkmal erworben haben", sagt Karl-Heinz Mense, Sprecher der Stadt Lemgo. In Detmold würden dagegen alle Eigentümer, deren Immobilie einen Denkmalwert habe, umgehend informiert und zu einem Gespräch eingeladen, sagt eine Sprecherin der Stadt. Und LWL-Sprecher Markus Fischer betont: &bdquo;Wir erstellen mit den Städten und Kommunen die Kulturgutlisten, doch es gibt kein einheitliches Informationsverfahren. Darüber entscheiden die jeweiligen Verwaltungen."

Kommentar: &bdquo;Nur Verlierer" Von Erol Kamisli

Mit viel Liebe zum Detail haben Susanne und Fridolin Horst, das alte Fachwerkhaus renoviert und im hinteren Teil des Grundstücks auch einen Hundesalon gebaut und eröffnet. Die Nachbarn sind froh, dass mit der Familie aus Detmold endlich wieder Leben ins alte Haus einkehrt ist – mit Menschen und Tieren. Doch nur Monate später platzt der Traum vom neuen Heim. Denn das Blomberger Bauamt wedelt zuerst mit einer internen Kulturgutliste und setzt nur Monate später das Haus der Familie unter Denkmalschutz.

Das Ehepaar soll ihr neues Heim nun nach den strengen Vorschriften des Denkmalschutzes umbauen, und ihre eigenen Wohnwünsche müssen irgendwelchen Bauvorschriften weichen. Der Ärger der Familie ist nachvollziehbar, denn nun wird der Hausumbau zum finanziellen Risiko. Nach vielen Diskussionen mit der Stadt hat die Familie die Nase voll und zieht jetzt weg aus Kleinenmarpe.

Ein verlassenes Haus mehr, obwohl es genug Leerstand gibt. Die Stadt hat sich für einen Denkmalschutz und gegen die Familie entschieden. Leider ist es den Bauamt-Verantwortlichen nicht gelungen, einen tragfähigen Kompromiss zu finden. Die Kulturgüter werden mit solchen Maßnahmen nicht erhalten. Die Immobilie ist wahrscheinlich unverkäuflich, niemand wird sich kümmern und irgendwann wird das Gebäude verfallen. Die Familie Horst verliert viel Geld und die Stadt neue Einwohner samt Hundesalon, das für mehr Leben im Dorf gesorgt hätte. Der Fall hat leider nur Verlierer.

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