Große Chance für die Region Horn-Bad Meinberg: Amazon im Industriepark Lippe

Horn-Bad Meinberg. Der Stadtentwicklungsausschuss in Horn-Bad Meinberg hat einstimmig beschlossen, das Planverfahren für den Bau eines Amazon-Logistikzentrums im Industriepark Lippe bei Belle zu starten. Insgesamt ist das Vorhaben sehr gut angekommen, doch es gibt auch Bedenken.

Stefan Rother, Bürgermeister Horn-Bad Meinberg Nach der langen Zeit der Vorbereitung freut sich Stefan Rother, dass der Ausschuss einstimmig grünes Licht gab. Mit einer Niederlassung von Amazon würden viele niederschwellige Arbeitsplätze geschaffen, sagt der Bürgermeister von Horn-Bad Meinberg. &bdquo;Den Online-Handel kann man sehen wie man will, aber ein Logistikzentrum ändert nichts an dem Einzelhandel vor Ort." Mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen müsse man in einem Industriegebiet einfach rechnen – egal welches Unternehmen sich ansiedele.

SPD Horn-Bad Meinberg &bdquo;Wir begrüßen das Vorhaben sehr. Wir sehen darin die Chance, eine große Anzahl an Arbeitsplätzen zurückzugewinnen – nachdem diese durch Hornitex verloren gingen", sagt Ralf Leßmann, der das einstimmige Votum des Gremiums als wichtigen Schritt bezeichnet. &bdquo;Und außer dem Verkehr gibt es hier keine weiteren Emissionen", so Manfred Robrecht. Ein Chemieriese wäre seiner Meinung nach an dieser Stelle viel bedenklicher.

CDU Horn-Bad Meinberg &bdquo;Wir freuen uns, dass sich die Möglichkeit eröffnet, dass sich Amazon hier ansiedelt", sagt der Fraktionsvorsitzende Dr. Alexander Martin. Die Fraktion werde den Prozess kritisch-konstruktiv begleiten. &bdquo;Im Laufe des Prozesses werden wir uns für die Verträglichkeiten der umliegenden Wohnbebauung einsetzen", erklärt Martin, der jedoch schon in der Sitzung den Eindruck gewonnen habe, dass die Amazon-Mitarbeiter diesen Punkt sehr ernst nehmen.

Bürger-Bündnis Horn-Bad Meinberg &bdquo;Wir sehen das vor dem Hintergrund der Entwicklung der Stadt sehr positiv", sagt Frank Kuhlmann, der glaubt, dass es auch andere Unternehmen animieren könnte, sich hier anzusiedeln.

Bündnis 90 / Die Grünen Horn-Bad Meinberg &bdquo;Grundsätzlich wollte der gesamte Rat den Industriepark. Jetzt kommt zwar alles sehr schnell, aber insgesamt ist es ein Gewinn für die Stadt", sagt Reinhard Reker. Die Verkehrsproblematik sieht der Fraktionsvorsitzende kritisch.

Gerd Detering, fraktionslos &bdquo;Es ist ein Gewinn für die Stadt, darüber kann man nicht diskutieren", sagt Gerd Detering, fraktionsloses Mitglied des Stadtentwicklungsausschusses. Natürlich gebe es auch kritische Punkte. Wenn ein Großteil des Verkehrs durch Belle fahren würde, wäre das nur schwer zu ertragen, sagt er. Wenn man das Interesse aller Bürger sieht, würde jedoch Pro-Amazon überwiegen.

Jörg Bierwirth, Bürgermeister Schieder-Schwalenberg &bdquo;Ich betrachte das als große Chance für die Region", sagt Jörg Bierwirth, der das Vorhaben als Konjunkturpaket bezeichnet. Vor allem vor dem Hintergrund zurückgehender Bevölkerungszahlen sei es ein Gewinn. &bdquo;Die Leute ziehen dort hin, wo Arbeit ist", sagt der Bürgermeister von Schieder-Schwalenberg. Dass die Arbeitsbedingungen von Amazon diskutiert werden, solle nicht ausschlaggebend sein, ob ein Grundstück im Industriepark verkauft wird. Dies sei dann ein Thema für die Gewerkschaften.

Klaus Geise, Bürgermeister Blomberg &bdquo;Über die Geschäftsidee von Amazon und die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen zum Beispiel auf den stationären Einzelhandel und die Innenstädte möchte ich an dieser Stelle nicht philosophieren. Das entscheidet nicht zuletzt der Verbraucher", sagt Geise. Lokal für den Wirtschaftsstandort im lippischen Südosten bedeute die Ansiedlung einen großen Zugewinn, der weit über Belle hinaus ausstrahle. &bdquo;Insofern ist das Neubauprojekt mit der Anzahl der in Aussicht gestellten neuen Arbeitsplätze unter dem Strich für uns deutlich zu begrüßen", so Blombergs Bürgermeister.

Carsten Torke, Bürgermeister Steinheim &bdquo;Es freut mich für Horn-Bad Meinberg, dass man einen Investor generieren konnte. Für den Wirtschaftsstandort ist das sehr positiv und sicher werden auch die Nachbarstädte davon partizipieren", sagt Carsten Torke. Kritisch sieht der Steinheimer Bürgermeister jedoch das erhöhte Verkehrsaufkommen. &bdquo;Davon werden wir direkt betroffen sein."

In Schönheit zu sterben, ist keine Option (Pro)

Ein Kommentar von Silke Buhrmester

Ein Amazon-Logistikzentrum im Industriepark Lippe, mitten in der Pampa? Das ruft bei den Anwohnern Sorgen hervor: zunehmender LKW-Verkehr, Lärm, Luftverpestung, Flächenversiegelung... Doch bei allen Unkenrufen birgt die Ansiedlung des Online-Handelsriesen auch viele Chancen für ein strukturschwaches Gebiet wie Südlippe: Für Menschen auf Arbeitssuche, auch oder gerade für die ohne besondere Qualifikation, für die umliegenden Dörfer, die seit Jahren mit Einwohnerschwund und Leerständen zu kämpfen haben, für Immobilienbesitzer, die künftig arbeitsplatznahe Häuser und Mietwohnungen besser an den Mann bringen können. Und nicht zuletzt könnte der Zuzug von Neubürgern auch der schwachen Infrastruktur auf die Beine helfen. Zugegeben, das sind alles Visionen. Das Logistikzentrum ist kein Allheilsbringer. Aber: Was gibt es für Alternativen für unsere ländliche Region? Die letzten Jahre haben gezeigt, dass das Interesse, sich im Südostlippischen anzusiedeln, bei Firmen nicht gerade groß ist. Ja, wir haben eine tolle Landschaft. Doch damit allein können wir nicht punkten. In Schönheit zu sterben, ist keine Option. sbuhrmester@lz.de

Geldregen kommt nicht automatisch (Contra)

Ein Kommentar von Astrid Sewing

Großer Jubel: Endlich bringt der Industriepark Geld und Arbeitsplätze in eine strukturschwache Region. Hört man, wie groß das Ganze ist, denkt man automatisch an andere Unternehmen wie zum Beispiel Phoenix Contact in Blomberg, die ein echter Gewinn für Lippe sind und hier auch ihre Steuern zahlen. Die Goldmedaille Amazon hat eine andere Kehrseite. Amazon versendet nicht im kleinen Stil, der Verkehr wird deutlich mehr werden, und das ist für die Anwohner eine große Belastung. Zumal die verkehrliche Anbindung an die Autobahn nicht die beste ist. Muss die Infrastruktur ausgebaut werden, gerade auch dann, wenn so viele Arbeitnehmer da auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinkommen sollen, dann zahlen wir das wohl mit unseren Steuern. Gerade die großen amerikanischen Konzerne sind nicht dafür bekannt, emsige Steuerzahler zu sein. Sie nutzen ganz legal das, was eben möglich ist. Wenn sie ihre Miesen gut verrechnen und international verschieben können, fällt für den deutschen Fiskus nicht so viel ab, wie man bei den Umsätzen vermuten könnte. Und Lippe ist dem amerikanischen Konzern egal. asewing@lz.de

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