Timo Broeker: Rasenmähermann mit Muskelantrieb

Blomberg. Ratlosigkeit in der Mittelstraße: Wo an diesem malerischen Bauernhof ist eigentlich der Eingang zu den Broekers? – Den unscheinbaren Haupteingang zur Straße glatt übersehend, landet die Besucherin ums Haus herum in einer Idylle, nach der sich manch ein Stylist bei Home and Garden die Finger lecken würde: Ein selbst gemauerter Pizzaofen, Rosen ranken malerisch die uralte Backsteinmauer empor und an einer Außenwand prangt in Rot die Lippische Rose.

In Bermudashorts öffnet der grüne Bürgermeisterkandidat die gläserne Hintertür, die in eine urgemütliche Bauernküche mit großem Bollerofen und blauweiß bemalten Kacheln führt. Am Holztisch frühstückt eins der beiden Töchterchen, Ehefrau Helai leistet ihr Gesellschaft, räumt nun aber das Feld.

Kurz gefragt &bdquo;Dies ist das älteste Bauernhaus im Blomberger Becken", erzählt Timo Broeker. Seine Eltern sind Kaufmann und Kosmetikerin, aber sie haben eine Leidenschaft für alte Häuser. Das Gen habe er geerbt. &bdquo;Und nach Fachabitur und Zivildienst, als ich mit 21 Vater wurde, habe ich erst mal drei Jahre auf dem Bau gearbeitet, um Geld zu verdienen. Mir macht das einfach Spaß", sagt er, während er Fläschchen mit Wasser auf den Tisch stellt, Überbleibsel von der jüngsten Fraktionssitzung.

Und zack war er im Rat Wie kommt eigentlich der Ingenieur, der an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe arbeitet und sich unter anderem mit innovativer Energieerzeugung beschäftigt, in die Politik? – Politisch interessiert sei er seit jeher gewesen, erzählt Broeker. &bdquo;Mir ist es wichtig, dass es in der Stadt, in der ich wohne, auch Grüne gibt", berichtet er. Und als der damalige Fraktionschef Ulrich Arnecke vor Jahren einen Brandaufruf wegen des eklatanten Personalmangels in der Partei startete, geriet er selbst hinein in die Kommunalpolitik. &bdquo;Eigentlich hatte ich dazu keine Zeit. Ich stand auf Platz drei der Liste", und zack: war er im Rat. Das war 2014.

Dabei hatte er neben der beruflichen und familiären Verpflichtungen auch schon das Engagement für den Breitensport, spielt selbst, trainierte Kinder und Jugendliche. &bdquo;Ich wollte nicht so etwas Zeitaufwendiges machen."

Doch Politik ist nicht immer berechenbar. Die Fraktion überwarf sich mit ihrem eigenen Fraktionschef, störte sich an dessen großer Nähe zur SPD in der rot-grünen Koalition. Die Fraktionskollegen hätten sich im Rat nicht ernst genommen und von Arnecke nicht gut genug informiert gefühlt, wie Broeker sagt, gerade bei strittigen Themen wie den Baumfällungen am Vattipark. Es kam zum Bruch, und die Fraktion wählte einen neuen Fraktionschef: Broeker. &bdquo;Ich habe mich nicht drum gerissen", sagt er.

Angeeckt mit "Extra 3" Seitdem ist er mit seiner direkten Art manches Mal angeeckt. Dabei habe nicht er die Redaktion der Satire-Sendung "Extra 3" auf den Plan gerufen – &bdquo;die haben mich kontaktiert". Auch bei der jüngsten Aufregung um die Verleihung des Heimatpreises habe er nicht im Alleingang einfach mal Geheimnisverrat begangen: &bdquo;Das war ein klares Votum der Fraktion, ich hatte den Auftrag. Wir wussten, dass das ein Tabubruch ist, aber was wollen Sie denn machen, wenn Sie deutlich darauf hinweisen, dass etwas schief läuft und alle kehren es unter den Teppich?"

Timo Broeker weiß, dass er den Zorn vieler Kollegen auf sich gezogen hat. Wie soll da konstruktives Arbeiten funktionieren, vielleicht sogar als Bürgermeister? &bdquo;Oppositionsarbeit und die Verwaltung einer Kommune sind zwei ganz unterschiedliche Dinge." Als Stadtoberhaupt gäbe es andere Sachzwänge. Er kenne sich mit Verwaltungsdingen ziemlich gut aus, schließlich müsse er bei seinen Projektarbeiten an der TH OWL auch immer wieder Förderanträge schreiben, mitunter für Millionen: &bdquo;Und im Umgang mit Partnern aus der Wirtschaft muss man ohnehin einen ganz anderen Ton anschlagen. Selbstverständlich kann ich auch sachlich und diplomatisch Ziele erreichen."

Genug geredet, jetzt noch ein kleiner Rundgang durch den üppigen Garten mit Hühnern, Hochbeeten und einem sauber englisch geschnittenen Rasen. So kurz ist der nur dank Muskelkraft, Timo Broeker holt einen Handrasenmäher hervor: &bdquo;Das ist cool, damit kann ich sonntags auch Rasen mähen, ohne die Nachbarn zu stören."

Timo Broeker persönlich Timo Broeker wirbt auf seinen Wahlplakaten mit dem Slogan &bdquo;Zeit, Blomberg neu zu denken." Ganz wichtig sei ihm die Daseinsvorsorge, betont der 43-Jährige Vater von drei Kindern. &bdquo;Das heißt, dass wir unbedingt die Infrastruktur wie Sportplätze, lokale Friedhöfe und Kitaplätze erhalten müssen", sagt er.

Es gehe auch um Bildung, hier fordert er kreative Lösungen, wenn es beispielsweise um die Raumnot an der Grundschule am Weinberg geht. Broeker möchte die Bürger mehr einbeziehen, das heißt, er will das Ehrenamt stärken und die politische Kultur pflegen. Insgesamt will er mit seiner Partei &bdquo;Blomberg grüner und fortschrittlicher machen durch Umsetzung des von den Blomberger Grünen vorgelegten Klimaschutzkonzeptes".

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