Blomberger Hobbyfotografin fängt besondere Momente ein

Blomberg. Wenn Martina Wortmann zu Höchstform aufläuft, schafft sie schon mal gut 2000. An normalen Tagen zwischen 300 und 500. Vor ein paar Jahrzehnten wäre das noch unvorstellbar gewesen: 2000 Fotos? Wer hätte die entwickeln sollen? Und wer hätte das bezahlen können? Doch die Digitalfotografie macht’s möglich. Und mehr noch: Dank Sozialer Netzwerke wie Instagram und Facebook kann die Hobbyfotografin, die am liebsten Tiere vor die Linse nimmt, die Ergebnisse ihrer Arbeit mit vielen Nutzern teilen.

Marla ist treue Begleiterin

Die Fotos der 56-Jährigen überraschen und begeistern ihre Fangemeinde im Internet. Wer hätte gedacht, wie bunt und vielfältig unsere Vogelwelt ist? Allerdings: Wer mal eben mit dem Handy einen Nachmittag loszieht um ein bisschen zu knipsen, wird mit derartigen Aufnahmen nicht nach Hause kommen. Dazu braucht es gutes Wetter, eine Top-Fotoausrüstung, Geduld, ein gutes Auge und gute Ohren – und auch das berühmte Quäntchen Glück.

An diesem sonnigen Tag ist Martina Wortmann auf dem Philosophenweg in Blomberg. Im Schlepptau hat sie ihre Hündin Marla, die sie seit viereinhalb Jahren begleitet. Eine genügsame Gefährtin, kein Jagdinstinkt, kein Bellen – und manchmal sogar macht die Mischlingsdame ihr Frauchen mit einem wachsamen Blick erst aufmerksam auf lohnenswerte Motive – so wie auf das Reh, das jüngst 30 Meter vor ihr auftauchte und genauso erstaunt herüber linste wie seine Gegenüber.

Vier Kilo Kamera

Martina Wortmann hat für solche Fälle die vier Kilo schwere Kamera meistens schussbereit – die Grundeinstellungen an ihrer Canon Eos 80 D-Spiegelreflexkamera passen, das lichtstarke Sigma-Teleobjektiv aufgeschraubt. Denn jetzt muss sie schnell sein. Doch nicht nur die Belichtung, auch das Licht muss passen. Die Hobbyfotografin drückt auf den Auslöser, klickklickklick – schon ist das Wild verschwunden. Ein geschulter Blick aufs Display – die Bilder können sogleich gelöscht werden, wenn sie nicht gelungen sind. Von Bildbearbeitung hält sie wenig: &bdquo;Der Himmel ist wie er ist, das ist eben die Natur. Den möchte ich nicht blauer machen."

Wie ein Jäger spürt Martina Wortmann auf ihrer Fotosafari die Tiere auf. Heute ist sie auf Vogelsuche. Sie hört genau hin, erkennt viele am Gesang und verfolgt die Stimmen in den Bäumen. Das Sonnenlicht dieses fröhlichen Sommermorgens ist bisweilen hinderlich, das satte Grün der Blätter verdeckt den ein oder anderen Piepmatz – und die grau-braune Farbe des Gefieders ist kaum von der Baumrinde zu unterscheiden. Dennoch findet die Blombergerin immer wieder Motive, wo andere Spaziergänger achtlos vorbei gehen. Blaumeise, Distelfink, Mönchsgrasmücke, Baumläufer, Rotschwänzchen... die Liste ist unendlich. Ob sie die Tiere alle kennt? Sie schüttelt den Kopf: Aber falls nicht, recherchiert sie im Internet oder erfragt den Namen beispielsweise in der Facebook-Wildvögel-Gruppe.

Tipps auf YouTube

Im Januar 2020 entdeckte sie die Liebe zur Fotografie, zum Geburtstag im Februar bekam sie die erste bessere Kamera mit integriertem Objektiv von ihrem Mann geschenkt – doch die genügte schon bald nicht mehr ihren Ansprüchen. Fast 3000 Euro hat sie in ihre Ausrüstung investiert. Und meist schleppt sie das schwere Gerät mit, wenn sie mit Mala spazieren geht: &bdquo;Wenn ich das nämlich nicht tue, läuft mir garantiert etwas Tolles über den Weg und ich ärgere mich." Den Fotokursus, den sie geschenkt bekam, konnte sie coronabedingt noch nicht einlösen. Stattdessen fragte sie Freunde mit demselben Hobby, holte sich Tipps und Tricks und schaute sich Youtube-Videos an: &bdquo;Und natürlich hab ich immer wieder viel ausprobiert."

Normales Spazierengehen ist für die 56-Jährige mittlerweile fast unmöglich. Es muss leise sein, ständig bleibt sie stehen. Sie liebt es still, ihre Aufmerksamkeit gehört vollends der Natur: &bdquo;Deshalb bin ich auch meist alleine unterwegs", gesteht sie. Oder mit anderen Hobbyfotografen, die ähnlich ticken. Zu denen hält sie Kontakt und verabredete sich per Whatsapp für weiter entfernte Touren. Durch ihre Schichtarbeit in einer Erwachsenen-Behinderteneinrichtung hat sie mitunter mehrere Tage am Stück frei. Und die nutzt sie für ihr Hobby, egal ob Sommer oder Winter. &bdquo;Nur bei bei Dauerregen nicht", gesteht sie. Hündin Marla ist fast immer dabei, sie braucht keine Unterhaltung, legt sich geduldig neben ihr Frauchen und wartet ab.

Wieder zuhause, sortiert Martina Wortmann die Fotos direkt aus. Die guten werden in der Cloud gespeichert, die schlechten gelöscht. Einige veröffentlicht sie auf Instagram und Facebook, auch in den lokalen Gruppen. Dort gibt es jede Menge positives Feedback. Und den Ansporn, wieder loszuziehen auf der Suche nach den Motiven, die die Natur hervorbringt. Manchmal noch am selben Tag. Es ist die (Sehn-)Sucht nach der Natur.

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