Kirche unter Druck zur Veränderung: So sieht Blombergs Pastorin Lena Skirka die Zukunft

Blomberg. &bdquo;Mein Traum ist, in Blomberg Generationen zu verbinden, sodass Kirche ein Ort lebendiger Gemeinschaft für Jung und Alt ist und bleibt“: So hatte Lena Skirka sich auf der Internetseite der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Blomberg vorgestellt. Dass das alles nicht so einfach würde, war der jungen Pastorin schon damals klar.

Die damals 31-Jährige hatte sich gewünscht, für die wirklich wichtigen Aspekte der Seelsorge Zeit zu haben. Doch Pfarrerinnen und Pfarrer sind täglich mit vielen Aufgaben konfrontiert, die mit der Arbeit am Menschen kaum etwas zu tun haben. &bdquo;Beispielsweise versuchen wir derzeit, das ehemalige Pfarrhaus in der Berliner Straße zu verkaufen.“

Es geht um viele Formalien jenseits von Seelsorge, um den Gemeindehaushalt und um den Immobilienbestand der Kirchengemeinde. &bdquo;Natürlich ist der Kirchenvorstand an meiner Seite, und da ist ein großer Wille.“ Doch all die Menschen in dem Gremium unter Vorsitz von Heidrun Kernchen machen das ehrenamtlich. &bdquo;Und der Vorsitz ist schon fast ein Halbtags-Job.“ Lena Skirka ist dankbar. Aber: &bdquo;Ehrenamt darf man nicht überstrapazieren.“

So wie sie ihre eigenen Kräfte auch nicht überstrapazieren will und darf. Nicht alles müsse die Pfarrerin selbst machen, hatte sie im Mai 2024 der LZ gesagt. &bdquo;Ich bin sozusagen die theologische Kompetenz, aber ich kann nicht überall präsent sein. Fürs Kaffeetrinken sind wir viel zu gut bezahlt“ . Hat dieser Vorsatz geklappt? - Bedingt, muss sie zugeben.

Dabei braucht es bei dem massiven demographischen Wandel - bis 2030 werden allein in der Klasse Ost nur noch zehn statt 14 Pfarrstellen sein - dringend noch mehr Kooperation zwischen den Gemeinden.

Gemeinsamer Konfirmandenunterricht Insbesondere mit der lutherischen Gemeinde Blomberg und der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Cappel-Istrup, sagt Lena Skirka. Ressourcen intelligent zu nutzen, ist die Devise. Nicht jeder soll alles machen. &bdquo;Wir haben uns beispielsweise vorgenommen, einen gemeinsamen Konfirmandenunterricht in Blomberg anzubieten. Viele Jugendliche gehen ohnehin hier zu Schule.“

Tradition zu achten, ohne sich neuen Wegen zu verschließen, das ist die Gratwanderung, aber auch ein Muss: &bdquo;Wir werden überrollt von den Veränderungen, und ich glaube, das hat die Gemeinde noch nicht ganz verstanden. Was wir jetzt entscheiden, wird wegweisend für die Zukunft sein.“

Zu gern würde Lena Skirka mehr Konzepte entwickeln, aber &bdquo;das Alltagsgeschäft lässt das oft kaum zu.“ Etwa drei Beerdigungen pro Woche - die entsprechenden Trauergespräche dazu, so etwas lässt sich nicht aufschieben oder delegieren, da ist sie als Seelsorgerin gefragt. &bdquo;Ich mache das sehr gern.“ Aber: Es ist schwer, wenn die Hinterbliebenen sich nicht einig sind. &bdquo;Manchmal verbuche ich es schon als Erfolg, wenn wenigstens beide Parteien zur Beerdigung kommen.“ Sie weiß: Die Hinterbliebenen sind oftmals die Kinder einer traumatisierten Kriegsgeneration, die nicht gelernt hat, Streit offen zu klären. &bdquo;Das kostet viel Kraft.“ Aber sie versucht, diesen Streit zumindest im Trauergottesdienst einzubinden, wenn es nicht nur um Gottes Vergebung geht, sondern auch um die Vergebung all der Verletzungen, die man vielleicht den Verstorbenen oder einander zugefügt hat.

&bdquo;Gründe finden, um in der Kirche zu bleiben“ Ungeklärte, unausgesprochene Konflikte sind etwas, das Lena Skirka auch im Berufsalltag nur schlecht aushält, und es könne schon mal vorkommen, dass Menschen einen Konflikt sozusagen auf dem Rücken der Pastorin austragen.

Andererseits fühlt sie sich in Blomberg sehr wohl, sie ist mit ihrer Familie - ihrem Mann und den beiden Kindern - gut angekommen, wie sie sagt. Und dass die Kirche im Seligen Winkel bei ihrer offiziellen Amtseinführung so voll war, hat sie sehr gerührt. &bdquo;Man braucht solche stärkenden Momente.“ Denn die bleiben fürs Leben.

Üblicherweise spricht Lena Skirka nicht von oben herab mit ihren Gemeindegliedern, doch zu diesem feierlichen Anlass ist sie auf die Kanzel gestiegen. Und hatte eine ziemlich klare Botschaft:

&bdquo;Manchmal, da diskutieren wir nur über Gebäude, Finanzen, Pensionswellen. Wir sitzen in Sitzungen, anstatt aufzustehen. Manchmal schauen wir nur neidvoll auf den anderen, anstatt sich mit ihm zu freuen. Wir drehen uns vielfach um uns selbst, statt um Gottes Verheißung. Wer möchte in einer solchen Kirche schon Mitglied sein? Das möchte ich mit euch herausfinden. Gründe finden, gerade jetzt, in der Kirche zu bleiben, sich einzusetzen, gemeinsam zu handeln, zu glauben und zu verändern.“

Kirche unter Druck zur Veränderung: So sieht Blombergs Pastorin Lena Skirka die Zukunft

In Blombergs Klosterkirche macht der Popkantor Mut

Hilfe bei psychischen Krisen: Das Blomberger Projekt „Winkel 12“ wird nicht fortgeführt

Das ist die neue Pfarrerin der Kirchengemeinde Bega

So wollen diese beiden Männer junge Menschen für Kirche und Glauben begeistern

Kirchenbänke ade - Graffiti bringt neues Leben in die Gemeinde Cappel-Istrup

Warum Mitglieder der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Cappel auf dem Baum sind

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €