Blomberg. Wenn die beiden großen Stahltore an dem Wilbasengelände aufgebaut sind, dann wissen die Menschen, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis Lippes traditionelle Stoppelkirmes endlich startet. Am 9. September beginnt der Wilbaser Markt, seit Montagmorgen stehen die Eingangstore. Mit einem großen Kran manövriert Antonio Noack konzentriert das Kopfstück des Tores auf die beiden Seitenteile. Routiniert, aber mit viel Fingerspitzengefühl baut er mit seinen Helfern in Windeseile die Eingangstore zusammen. Bereits seit vielen Jahren übernimmt der Vorsitzende des Schaustellerverbandes diese Aufgabe und ist über das Ergebnis immer hoch erfreut: „Die Menschen, die hier vorbeifahren, sehen, dass es jetzt nicht mehr lange dauern kann bis der Markt beginnt. Es ist immer eine Art Startschuss, der Vorfreude weckt.“ Und nach drei Jahren Pause dürfte diese nicht nur bei den Schaustellern, sondern vor allem bei den Besuchern besonders groß sein. Von Freitag, 9., bis Montag, 12. September, erwartet die Gäste wieder eine besonders großartige Auswahl an Fahrgeschäften. Auch einige neue Fahrgeschäfte würden die Wilbasen-Besucher erwarten, verrieten Kirsten Hilker vom Kreis Lippe und Marktmeister Michael Gronau. „Die Besucher werden hier Spaß haben und eine tolle Zeit erleben, das ist unser höchstes Ziel“, versprachen sie. Mehr als 600 Jahre Wilbaser Markt Der Wilbaser Markt hat in Lippe eine lange Tradition. Zehn Fakten aus mehr als 600 Jahren Kirmesgeschichte hat die LZ als Voregeschmack auf das bunte Kirmestreiben im September zusammengefasst. 1. Wilbasen war einst der bedeutendste der lippischen Gerichtssitze, weil es nahe der Blomberger Residenz liegt und dort auch zeitweilig der königliche Zins eingezogen wurde. 2. In den Nachkriegsjahren (ab 1947) fand der Wilbaser Markt nur zweitägig statt. 3. Einst stand auf Wilbasen eine Kapelle, die von Graf Simon III. gestiftet wurde und als Familiengruft diente. Sie wurde 1708 wegen Verfalls abgerissen. 4. Heute erinnert in Wilbasen nur noch ein Agnus Dei (Gotteslamm) an die Vergangenheit des kirchlichen Charakters. Es trägt die Jahreszahl 1398 und ist in die Mauer eines Wirtschaftsgebäudes in Tippenhauers Hof eingelassen. 5. Im Lippischen Landesmuseum in Detmold ist eine holzgeschnitzte Madonna aus Wilbasen zu finden. 6. Wilbasen erlangte zum Ende des 14. Jahrhunderts vermehrt Bedeutung. Der Ort wurde aufgrund der Madonnenfigur zum Wallfahrtsort. 7. 1429 wurde als erster Edelherr Graf Simon IV. dort in der Kapelle beigesetzt. Er verstarb wahrscheinlich im Kirchenbann, daher durfte er nicht in der Lemgoer Marienkirche beigesetzt werden. 8. Der Wilbaser Pferdemarkt gehörte einst zu den größten Westdeutschlands. Von Nord, Süd, Ost und West rollten die Gefährte an. 9. Überlieferungen zufolge tauchte das erste Karussel auf Wilbasen 1835 auf und wurde als große Sensation gefeiert. 10. Zu Wilbasen 1859 trieb ein Ungeheuer zwischen Herrentrup und Siebenhöfen sein Unwesen. Schnell war klar: "Der Büxenwolf geht um". Erst später stellte sich heraus: Es war ein in schwarzes Fell gekleideter Höntruper, der den Nachbarn einen Streich spielte. Er wurde verprügelt und ward dann nie mehr als Büxenwolf gesehen.