Blomberg hat ein Problem mit streunenden Katzen

Blomberg. Katzen sind beliebte Haustiere, doch nicht alle haben ein liebevolles Zuhause. Der Deutsche Tierschutzbund geht von etwa zwei Millionen Katzen aus, die bundesweit auf der Straße leben - und täglich einen harten Überlebenskampf führen.

Streunende Katzen seien auch in Blomberg, insbesondere in der Brinkstraße, ein Problem, berichtet Vanessa Feeken. Sie ist Vorsitzende des gemeinnützigen Fördervereins für Tierschutz "Animals Island". Trotz Kastrationspflicht vermehrten sich die Tiere unkontrolliert, da sich niemand für sie verantwortlich fühle. "Wer füttert, ist Besitzer. Das wissen viele nicht", sagt die 36-Jährige. Deswegen möchte der Verein nun verstärkt Aufklärung leisten.

Während "Monti" neugierig das Wohnzimmer von Vanessa Feeken entdeckt, ist "Tilda" noch etwas zurückhaltender. Die beiden Fundkitten haben bei der Blombergerin ein vorübergehendes Zuhause gefunden. Der etwa zwölf Wochen alte "Monti" wurde auf einem Bauernhof gefunden, "Tilda" traf ein weitaus härteres Schicksal. Das ungefähr sechs bis acht Wochen alte Kätzchen sei auf der Straße unter ein Auto gekommen, erzählt die Vorsitzende - glücklicherweise wurde es nicht überrollt. Doch unter dem fahrenden Auto habe sich das Kitten mehrfach überschlagen, wie der Fahrzeugführer dahinter beobachtet habe. Er war es, der die Katze zum Tierarzt brachte. Weil das Tierheim schon geschlossen hatte, wurde der Blomberger Tierschutzverein kontaktiert.

Streuner erfahren viel Leid "Jede Woche werden wir zu solchen Fällen gerufen", sagt Feeken. Die Fundtiere müssten immer erst im Tierheim gemeldet werden - in der Hoffnung, dass sich dort der Besitzer melde. "Wir haben ein paar ,Katzenfrauen', die die Tiere bei Bedarf vorübergehend privat bei sich aufnehmen." Schließlich platzten die Tierheime aus allen Nähten. Auch die Corona-Pandemie habe das Problem verschärft: Viele Menschen hätten sich während des Lockdowns Tiere angeschafft, die später wieder im Tierheim oder gar auf der Straße landeten.

"Tilda" hatte Glück im Unglück. Bei dem Unfall wurde sie nicht verletzt. "Aber traumatisiert", berichtet die Vereinsvorsitzende. Zudem sei sie in einem sehr schlechten Zustand gewesen: "völlig dehydriert." Wahrscheinlich habe sie schon mehrere Tage kein Wasser und Futter gehabt. Ein Leid, das laut Feeken viele Streuner erfahren. Zudem liefen die Tiere auf der Straße die Gefahr, sich mit Krankheiten, beispielsweise dem Katzenschnupfen, anzustecken. "Die Tiere sterben dann elendig", wie Vanessa Feeken bedauert. Durch Bissverletzungen könnten außerdem Abszesse entstehen, die bei herrenlosen Katzen ebenfalls unbehandelt blieben und zu großem Leid für das Tier führen könnten.

Wer Katzen füttert, ist auch verantwortlich Ein solches Leben wollen die Vereinsmitglieder von "Animal Island" den Tieren ersparen. Nach Schätzungen von Vanessa Feeken laufen in der Brinkstraße derzeit etwa 15 unkastrierte Katzen herum. Bürgermeister Christoph Dolle bestätigt, dass es sowohl in der Brinkstraße als auch in der Wittenauer Straße ein Problem mit streunenden Katzen, die von Anwohnern gefüttert werden, gebe.

Seit zwei Jahren ist "Animal Island" dort bereits aktiv. "Sechs erwachsene Katzen haben wir in der Brinkstraße schon einfangen können. Und erst kürzlich vier kleine Kitten." Dennoch sei es ein Kreislauf, der sich nicht durchbrechen lasse, wie die Ehrenamtliche deutlich macht. "Wenn die Leute nicht für die Tiere verantwortlich sein wollen, dann dürfen sie sie auch nicht füttern." Nur so habe der Verein überhaupt eine Chance, die Tiere einzufangen. "Eine Katze, die gefüttert wird, geht nämlich in keine Katzenfalle."

Wer eine Katze füttere, auch wenn sie ihm nicht gehöre, übernehme automatisch die Pflichten eines Halters. Und dazu gehöre eben die Kastration. Die Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrationspflicht für freilaufende Katzen gilt zwar nicht flächendeckend in Deutschland, jedoch aktuell in etwa 800 Gemeinden. Blomberg hat diese im Jahr 2011 eingeführt.

Zuständig für Fundtiere ist in erster Linie das Ordnungsamt. "Ohne Zustimmung des Ordnungsamtes dürfen wir gar keine Fallen aufstellen, weil das sonst unter das Jagdrecht fällt", erklärt Feeken, die von einer inzwischen guten Zusammenarbeit spricht. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes würden die Hilfe des Vereins anfragen, beispielsweise wenn es um die Aufklärung von Tierhaltern zum Thema Kastration gehe.

"Der Verein ist eine sehr große Hilfe", lobt der Bürgermeister das Engagement der Ehrenamtlichen. Um die Situation mit den streunenden Katzen in den Griff zu bekommen, setzt der Verein künftig auf noch mehr Aufklärungsarbeit. "Wir wollen zum Beispiel auf dem Wochenmarkt informieren", so die Idee der Vorsitzenden. Wer "Animal Island" bei seiner Arbeit, zu der noch viele weitere Tierrettungsprojekte auch im Ausland gehören, beispielsweise die Hilfe für Straßenhunde in Griechenland, unterstützen möchte, findet weitere Informationen im Internet unter www.animal-island.de.

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