Was war los an Tim Kellners „Offenem Abend“ am Clubhaus in Tintrup?

Blomberg-Tintrup. Noch hat die Polizei ihre Ermittlungen zu den Vorgängen am ersten Septemberwochenende in Tintrup nicht beendet. Wie berichtet, sollen Gäste des rechten Influencers Tim Kellner ein Fahrzeug des Ordnungsdienstes eingekesselt haben .

Die Polizei schreibt, sie sei um 19.42 Uhr vom städtischen Ordnungsdienst um Amtshilfe gebeten worden, "da mehrere Dutzend Personen ihr Fahrzeug vorm Clubhaus umringten". Die Situation sei "kommunikativ entschärft" worden. "Zugunsten der Gefahrenabwehr" sei zunächst auf Personalienfeststellung der Beteiligten verzichtet worden.

Die Ermittlungen wegen des Verdachts auf Nötigung werden im Kriminalkommissariat 5 mit Sitz in Bad Salzuflen geführt, heißt es. "In diesem Rahmen werden derzeit Zeugen ermittelt." Zudem solle Video- und Bildmaterial, das potenziell Tatverdächtige zeigt, sichergestellt und ausgewertet werden.

Zwei Zeugen haben sich nicht bei der Polizei, sondern bei der LZ gemeldet. Ihre vollen Namen und Adressen sind der Redaktion bekannt, sie wollen ihre Namen aber nicht in der Zeitung lesen. Es handelt sich um Tintruper, die beide Kellners Einladung gefolgt sind.

"Ich wollte nur ein Bierchen trinken" "Ich wollte einfach nur ein Bierchen trinken, man kann sich da gut mit anderen unterhalten und Leute kennenlernen", erklärt der eine, warum er im Vogtweg zu Gast war. "In Tintrup ist doch sonst nie was los." Wie der der Verfassungsschutz den Gastgeber einschätzt, sei ihm nicht bewusst gewesen . An Kellner gefalle ihm, wie dieser zu der Migrationspolitik in Deutschland stehe, "deswegen bin ich aber kein Nazi."

Der Tintruper hält die bisher bekannten Schilderungen des Abends für falsch. Der Wagen vom Ordnungsamt habe sich regelrecht den Weg durch Gäste der Feier bahnen müssen, die auf der Fahrbahn im Umfeld des Clubhauses standen, das stimme. Es habe Gegenverkehr gegeben, "und dann ging es erst mal nicht mehr weiter. Natürlich standen nun noch alle auf der Straße und natürlich stand der Wagen mittendrin! Von absichtlichem Einkesseln kann da keine Rede sein." Kellner habe an die Fahrertür geklopft und gerufen: ,Macht doch mal die Scheibe runter, ich will doch nur mit Euch reden, ich tue Euch doch nichts', so schildert der Mann das Geschehen aus seiner Sicht. Augenscheinlich habe Kellner mit dem Ordnungsamt über die Falschparker sprechen wollen, "wie man es richtig machen könnte."

Über ein derartiges Ansinnen, wie es dieser Tintruper vermutet, kann Bürgermeister Christoph Dolle allerdings nur mit dem Kopf schütteln: "Herr Kellner war Polizist, der weiß sehr genau, wie man was besser machen kann." Kellner selbst hat sich zu dem Abend gegenüber der LZ erneut nicht geäußert - auch vorherige Anfragen ließ er bislang immer unbeantwortet.

Ein weiterer Gast, der in dem Gedränge an einer anderen Stelle gestanden haben will, habe den Wagen des Ordnungsamtes um die Ecke kommen sehen, wie er berichtet. Er selbst sei zur Seite gegangen, um dem Auto auszuweichen. Als es wegen des entgegenkommenden Wagens nicht weitergegangen sei, habe Kellner an die Scheibe der Fahrertür geklopft.

"Alle haben mit ihren Handys gefilmt und fotografiert" Dass das Ganze auf die Insassen bedrohlich gewirkt hat, kann der Tintruper gut nachvollziehen: "Die Umstehenden hatten alle ihre Handys in der Hand und haben gefilmt und fotografiert." Für die Mitarbeiter des Ordnungsamtes eine schwierige Lage, räumt er ein. "Die Leute haben das Fahrzeug ja regelrecht umzingelt". Aber als Kellner sie wiederholt dazu aufgefordert habe, seien sie schließlich ein Stück zurückgegangen, "vielleicht von 1,50 Meter auf fünf bis sechs Meter."

Davon haben allerdings andere Augenzeugen, mit denen die LZ gesprochen hat, nichts mitbekommen - und angeblich ist davon auch auf Bildmaterial zu dem Vorfall, das der Polizei vorliegen soll, die LZ allerdings nicht sichten durfte, nichts zu sehen.

Derweil soll es am Rande der Feier in einer Nebenstraße zu einem Zusammenstoß zwischen zwei Festgästen und einem Anwohner gekommen sein, dessen Einfahrt durch das fremde Fahrzeug blockiert worden sei. Sie ging allerdings glimpflich aus, es kam lediglich zu einer Rempelei. Der Anwohner hat eigenen Angaben zufolge dennoch Strafanzeige gestellt.

Kurz vor 22 Uhr wurde die Polizei erneut zu der Adresse gerufen, da nach Zeugenhinweisen auf der Straße ein Bengalo gezündet worden war. "Ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz wurde eingeleitet", sagt dazu die Polizei.

Übrigens ist das Haus Vogtweg 6 derzeit noch nicht im Besitz von Tim Kellner: Es ist noch nicht im Grundbuch eingetragen. Noch hat die Stadt einige Wochen Zeit, das Vorkaufsrecht tatsächlich geltend zu machen, sagt Bürgermeister Christoph Dolle.

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