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Stolpersteine finden endlich ihren Platz in Blomberg

Marianne Schwarzer

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Wo heute die Volksbank am Kurzen Steinweg steht, stand früher das Wohnhaus der jüdischen Familie Königheim. Das Bild zeigt Max-Julius Königheim und seine Schwester Ilse. - © Repro: Marianne Schwarzer
Wo heute die Volksbank am Kurzen Steinweg steht, stand früher das Wohnhaus der jüdischen Familie Königheim. Das Bild zeigt Max-Julius Königheim und seine Schwester Ilse. (© Repro: Marianne Schwarzer)

Blomberg. Vor mehr als 30 Jahren hat Gunter Demnig begonnen, kleine quadratische Gedenktafeln zu erstellen und im öffentlichen Raum ins Pflaster zu verlegen - an der Stelle, wo die Opfer der NS-Zeit ihren letzten frei gewählten Wohnsitz hatten.

Im März 2021 haben Marcus Pansegrau für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und Hermann Donay, damals noch für den „Runden Tisch miteinander Leben“, jeweils einen Antrag gestellt, auch in Blomberg Stolpersteine zu verlegen. Einhellig stimmte der Blomberger Rat dafür.

Insgesamt hat der Künstler Gunter Demnig bereits mehr als 100.000 Exemplare verlegt, nun sollen auch in Blomberg die ersten fünf Steine ihren Platz finden. Sie erinnern an den Viehhändler Gustav Königheim, seine Frau Elsa sowie ihre beiden Kinder Ilse und Max-Julius, die bis zu ihrer Flucht nach Argentinien im Jahr 1937 in der Heutorstraße in einem Haus an der Stelle gewohnt haben, an der heute die Volksbank residiert. Auf dem Bürgersteig davor werden am Freitag, 8. Dezember, um 10 Uhr die ersten vier Steine ins Pflaster gesetzt, anschließend ein weiterer vor der Neuen Torstraße 47, wo die in Treblinka ermordete Witwe Emma Lipper vor ihrer Deportation gewohnt hat.

Gunter Demnig verlegt die Stolpersteine höchstselbst. Der städtische Bauhof bereitet lediglich im Vorfeld den Platz vor und nimmt die vorhandenen Pflastersteine heraus. „Er hat quasi sein eigenes kleines Bauunternehmen dabei, Mörtel inklusive“, sagt Marcus Pansegrau.

Abends ab 18.30 Uhr erinnert die AG Stolpersteine gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern des Hermann-Vöchting-Gymnasiums in einer öffentlichen Feierstunde an das Schicksal der NS-Opfer in Blomberg. „Wir haben dafür die Tische aus dem Ratssaal geräumt“, sagt Hausherr Bürgermeister Christoph Dolle. „Das ist dem Anlass angemessen, und hier finden ungefähr 90 Menschen Platz.“

Die Gymnasiasten haben Kurzbiografien für Emma Lipper und die Königheims erstellt, es wird ein Grußwort von Max-Julius Königheims Sohn, Mario Königheim, verlesen. Er lebt mittlerweile in Israel. „Er wäre mit seiner Familie eigentlich gern selbst nach Blomberg gekommen, aber der Krieg kam dazwischen, jetzt klappt das nicht“, berichtet Markus Pansegrau.

Es soll noch mehr Stolpersteine im Stadtgebiet geben, unter anderem für die jüdische Familie Herzberg sowie für Wilhelm Friedrichs, Vera Tatarenko, Wassily Loboda und Hermann Hesse.

Pastorin Bettina Hanke-Postma wird im Namen der Stolperstein AG die Moderation übernehmen. Sie habe ursprünglich der Stolperstein-Idee skeptisch gegenüber gestanden, weil sie es schwierig gefunden habe, dass die Gedenktafeln quasi mit Füßen getreten werden. Doch mittlerweile habe sie ihre Meinung geändert. „Mittlerweile ist daraus ein riesengroßes Kunstwerk geworden, online lassen sich Bezüge und die Schicksale der Opfer nachvollziehen“, betont sie.

„Parallel werden wir ein Gedenkbuch auf die Internetseite der Stadt Blomberg stellen“, ergänzt Stadtarchivar Dieter Zoremba.

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