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Gitarrist Thomas Kirchhoff gibt Studenten Tipps für die Selbstvermarktung

Vision und Wille bilden den Kern einer Karriere

Freya Köhring

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Gehören zusammen: Professor Thomas Kirchhoff und die Gitarre in der Hochschule für Musik Detmold. - © Freya Köhring
Gehören zusammen: Professor Thomas Kirchhoff und die Gitarre in der Hochschule für Musik Detmold. (© Freya Köhring)

Detmold. Nur selten haben Musiker das Glück in einer Künstleragentur aufgenommen zu werden. Viele müssen sich daher selbst vermarkten. Wie das funktioniert, zeigt Professor Thomas Kirchhoff in Kursen zur Konzertakquise.

Information
Persönlich

Professor Thomas Kirchhoff ist 55 Jahre alt und kommt aus Iserlohn. Der klassische Gitarrist studierte an der ehemaligen Musikhochschule in Dortmund, die später mit der HfM Detmold zusammengelegt wurde, und später in London bei dem Virtuosen David Russell. Seit 2001 unterrichtet er an der Hochschule für Musik Detmold. Zusammen mit seiner Frau Dale Kavanagh, die ebenso an der HfM tätig ist, gründete er das „Amadeus Guitar Duo", mit dem er weltweit Konzerte spielt.

Dieses Angebot richtet sich an Hochschüler, die nach ihrem Studium gerne Konzerte spielen möchten und sich dabei selbst managen wollen, oder die ein Management suchen und dieses beurteilen möchten. Zum zweiten Mal hat Kirchhoff einen solchen Kursus an der Hochschule für Musik Detmold angeboten. Im Interview spricht der Musiker darüber, warum dieses Angebot wichtig ist.

Was genau behandeln Sie in Ihrem Kurs für Themen? Und wie läuft das ab?

Thomas Kirchhoff: Ganz grob gesagt geht es darum: Wem biete ich wann was an? Wo fragt ein Student an, um Konzerte spielen zu können und wie macht er das am besten? Wann ist der Zeitpunkt günstig und was hat er zu bieten? Selbstreflexion und Bewusstwerdung des eigenen Könnens gehört dazu. Es ist ein praxisnaher Kurs, in dem ich Übungsbeispiele mitbringe und den Teilnehmern zeige, an wen man sich am besten wendet und wie man am Telefon oder per E-Mail von sich überzeugt. Sie bekommen auch die Hausaufgabe, die Beispiele in die Praxis umzusetzen. Später treffen wir uns noch einmal zu einem Erfahrungsaustausch.

Und wie kann jemand überzeugen?

Kirchhoff: Die Stichwörter sind Individualität und Erfahrung. Ich muss vermitteln, dass ich vom Fach bin und dass ich meinen Job kann. Wie jemand so ein Gespräch beginnt und das vermittelt ist sehr wichtig, um überhaupt gehört zu werden. Man sollte einen Weg finden sein Anliegen sympathisch darzustellen und mit ansprechenden Unterlagen zu ergänzen. Dazu müssen erst Erfahrungen gesammelt werden. Das passiert nicht allein mit einem Kurs.

Wo genau können die Studenten ihr Talent denn anbieten?

Kirchhoff: In Deutschland bei Kulturbüros, Musikverbänden, Symphonischen Orchestern oder Kirchen. Aber beispielsweise auch auf Firmenfesten oder Kreuzfahrtschiffen.

Warum ist es so wichtig, einen solchen Kurs anzubieten?

Kirchhoff: Weil niemand auf den absolvierten Musikstudenten wartet. Keiner weiß von ihm, es sei denn, er hat sich irgendwo, beispielsweise durch einen Wettbewerb, hervorgetan. Dass ein Musiker entdeckt wird, kommt zwar vor, ist aber sehr sehr selten. Es gibt viele Musiker und die Konkurrenz ist sehr groß. Aus diesem Grund müssen die freischaffenden Künstler auf sich aufmerksam machen. Viele wissen nicht, wie das geht. Deshalb wird das Musikmanagement hier gefördert. Lange wurde das Thema vernachlässigt. Detmold ist in dem Punkt Vorreiter.

Passt das denn überhaupt zusammen, dieser wirtschaftliche Aspekt und die Kunst?

Kirchhoff: Nein, das verträgt sich eigentlich nicht. Leute können das nur erfolgreich machen, die zwischen der künstlerischen Arbeit und der technischen Arbeit trennen können. Viele Künstler sind introvertiert. Ihnen fällt es schwer über sich selbst zu sprechen. Das ist oft zu weit von ihrem Genre entfernt. Aber es ist eine Frage der Notwendigkeit, sie haben meistens keine andere Wahl. Das erfordert viel Arbeit, Selbstdisziplin und Übung.

Wie wichtig sind Konzerte eigentlich? Kommt es da auf Masse an?

Kirchhoff: Das kommt auf das Honorar an. Wer viel Gage bekommt ist vielleicht mit weniger und ausgesuchten Konzerten zufrieden. Wer wenig bekommt, muss natürlich mehr spielen.

Wie viel Gage ist denn üblich und wie kann sie ausgehandelt werden?

Kirchhoff: Das ist ganz unterschiedlich und hängt natürlich auch von Angebot und Nachfrage ab. Gagen können von 50 bis 50.000 Euro und noch höher gehen. Teilweise ist das aber ein langer Prozess. Wie Künstler eine Gage aushandeln, kann ich nicht in einem Satz zusammenfassen. Allein für das Thema habe ich im Kurs zwei bis zweieinhalb Stunden eingeplant.

Gibt es etwas, was Sie Ihren Studenten abschließend raten würden?

Kirchhoff: Vision and Will – Vision und Wille ist der Nukleus, die Grundlage, einer Karriere, abgesehen natürlich vom Können. Die Leute müssen eine Vorstellung davon haben, wo sie in fünf oder zehn Jahren sein wollen. Sich einfach treiben lassen geht in dem Bereich nicht gut.

Das Interview führte LZ-Volontärin Freya Köhring

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