Hoffnung für Inkontinente: Experten beleuchten das Thema Harn und Blase

Von Infektionen sind hauptsächlich Frauen betroffen

Marianne Schwarzer

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Experten: Dr. Alfons Gunnemann (rechts) und Dr. Jörg Junkermann berichten bei „Gesundheit im Dialog" viel Wissenswertes zum Thema Harn- und Blasenerkrankungen. - © Marianne Schwarzer
Experten: Dr. Alfons Gunnemann (rechts) und Dr. Jörg Junkermann berichten bei „Gesundheit im Dialog" viel Wissenswertes zum Thema Harn- und Blasenerkrankungen. (© Marianne Schwarzer)

Detmold. Der Name ist Programm: „Gesundheit im Dialog" heißt die Veranstaltung, mit der LZ, AOK, die Ärztekammer Westfalen-Lippe und das Klinikum Lippe auch gestern wieder mehr als 100 Zuhörer anlockte. Der Tabubruch gehört beim Thema „Harn und Blase" dazu. Offen sprachen die Experten die Inkontinenz an.

LZ-Redakteur Erol Kamisli moderierte den Abend. Im Mittelalter hätte das Thema noch „von das Juckenn an haimlichen Ortenn" gelautet, erzählte der Chefarzt der Urologie am Detmolder Klinikum, Dr. Alfons Gunnemann, den Zuhörern im Residenzhotel. Doch auch heute spricht kaum jemand über Beschwerden an Blase oder Harn.

Dabei hat das Wirtschaftsmagazin „Capital" jüngst noch berichtet, dass in Deutschland 1,7 Millionen Tage Arbeitsunfähigkeit wegen Harnwegsinfektionen pro Jahr zusammenkommen. Oft genug ein Frauenproblem, sagt Dr. Gunnemann, „nur ein Fünftel der Betroffenen sind Männer."

Dafür saßen erstaunlich viele Herren im Publikum. Auch sie kann es – beispielsweise bei Problemen mit der Prostata - treffen. Blasenentleerungsstörungen, Blasensteine, Infektion beim Sex mit einer erkrankten Partnerin, aber auch die Beschneidung können ebenfalls Probleme bereiten.

Dafür, dass hauptsächlich Frauen betroffen sind, machen die Mediziner in erster Linie die Anatomie verantwortlich: In 77 Prozent der Fälle liegt eine Infektion mit Darmbakterien vor, die kurze Harnröhre sowie die räumliche Nähe von Anus und Harnausgang begünstigen das, sagt Dr. Jörg Junkermann.

Blasen- und Harnwegsinfektionen gehören zu den Erkrankungen, die häufig mit Antibiotika behandelt werden – für die beiden Fachleute ist das die Behandlung der Wahl: „Allerdings können Sie Ihren Körper auch mit bestimmten Keimen anfreunden."

Wichtig sei, nach der Ursache zu forschen. Auch für die Inkontinenz, die mit der Vorlagenindustrie mittlerweile einen großen Wirtschaftsfaktor darstelle. Liegt es an der Schwäche des Beckenbodens? Hat es mit dem Gehirn und mit den Nerven zu tun? – Was auch immer die Ursache sei, hier hatte Dr. Gunnemann gute Nachrichten: „Geben Sie nicht auf. Inkontinenz ist nicht immer heilbar, aber auf jeden Fall verbesserbar."

Damit ist die Veranstaltungsreihe für dieses Jahr beendet. Hier gibt es alle Inhalte noch einmal zum Nachlesen.

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