Einser-Abiturientin aus Detmold geht ein Jahr nach Indien

Detmold . Ayesha Lietzau ist die beste ihres Abiturjahrgangs am Stadtgymnasium. Eigentlich könnte sie sich jetzt für ihr Medizin-Studium einschreiben. Stattdessen entscheidet sich die junge Frau für ein Freiwilliges Soziales Jahr in Indien. 75 Prozent der Kosten übernimmt &bdquo;Weltwärts", eine vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung geförderte Initiative. Die restlichen 25 Prozent muss sie selbst finanzieren. Dafür fehlen ihr noch rund 1000 Euro.

&bdquo;Nach dem Abi direkt studieren wollte ich nicht", erzählt Ayesha Lietzau. &bdquo;Ich fand es zu schade, einfach durchzustarten. Wann sonst im Leben hat man die Chance für ein Jahr ins Ausland zu gehen?" Natürlich gebe es im Studium auch die Möglichkeit von Auslandssemestern, &bdquo;aber das ist nicht das gleiche, weil man in dem Land dann eben studiert. Und jetzt habe ich noch keine anderen Verpflichtungen." Ayesha Lietzau informierte sich. &bdquo;Work and Travel" schien ihr ungeeignet, weil dort viel selbst organisiert werden muss und man selten einen Ort intensiv erlebt, sondern oft von Job zu Job nur auf der Durchreise ist. Ihre Wahl fiel auf die Freiwilligen-Austausch-Agentur ICJA, die Projekte in vielen Ländern anbietet.

&bdquo;Indien hatte ich eigentlich erst ausgeschlossen", erinnert sich Ayesha Lietzau. &bdquo;Meine Mama kommt ja aus Sri Lanka und das war mir zu ähnlich. Ich hatte eher an die Philippinen, an Thailand oder Südamerika gedacht." Diese Einstellung wandelte sich bei den Infotagen im Oktober, bei denen verschiedene Projekte mit Erfahrungsberichten vorgestellt wurden. &bdquo;Indien hat mir immer besser gefallen", erinnert sich Ayesha Lietzau. &bdquo;Ein Vorteil ist auch, dass die größte Gruppe der FSJler dorthin geht. Man ist also nie alleine."

Drei Projekte konnte Ayesha Lietzau in ihre Vorauswahl nehmen. Welchem sie letztendlich zugeteilt wird, erfährt sie erst relativ kurzfristig. &bdquo;Die ersten beiden sind aus dem Bereich ,Arbeit mit Kindern und Jugendlichen", erzählt sie. Einmal würde sie in einem Kinderheim arbeiten, Kindern Nachhilfe geben, ihre Hausaufgaben betreuen und sie wäre bei den Wochenend-Aktivitäten dabei. Das andere wäre eine Art mobile Jugendarbeit. Mit einem Bulli werden dabei Straßenkinder betreut. Das dritte Projekt dreht sich rund um eine Notfallstation für verletzte Tiere. Die Station kümmert sich um Straßenhunde, aber auch um Wildtiere wie Schlangen, Elefanten und vielleicht sogar Leoparden. Wohnen möchte Ayesha Lietzau im Projekt und nicht in einer Gastfamilie, was auch möglich wäre. &bdquo;Das Risiko, dass man sich mit der Familie hinterher nicht versteht, ist mir zu hoch."

Und wie hat ihre Mutter die Entscheidung für Indien aufgenommen? Auch vor dem Hintergrund von Medienberichten über Vergewaltigungen im Vielvölkerstaat mit seinem archaischen Kastensystem? &bdquo;Meine Mama war anfangs schon geschockt, aber durch den Kontakt zur Organisation ICJA hat sich das beruhigt." Natürlich gebe es Sachen, die man als Frau in Indien besser nicht (alleine) tue, weiß Ayesha Lietzau von Kontakten, die ICJA ihr zu Ehemaligen vermittelt hat. &bdquo;Bei den Infotagen sagte eine Ehemalige, die in Bangalore war – wo die meisten Projekte stattfinden – dass das aus ihrer Sicht etwas zu sehr dramatisiert wird." Wegen der Herkunft ihrer Mutter sticht Ayesha Lietzau auch nicht sofort als &bdquo;weiße Fremde" heraus.

Das Vorbereitungsseminar vom 1. bis zum 10. August macht Ayesha Lietzau fit für das Leben in Indien. Am 21. August soll es dann endgültig los gehen. 1000 Euro von dem Eigenanteil der Kosten von insgesamt 2700 Euro fehlen ihr noch. &bdquo;Im optimalen Fall ist das Geld vor dem FSJ komplett auf dem Spendenkonto", sagt sie, &bdquo;aber das klappt bei den wenigsten." Viele, die den Eigenanteil nicht komplett mit Jobben oder Geld aus der Verwandtschaft aufbringen können, planen deshalb, das monatliche Kindergeld auf das Spendenkonto umzuleiten.

Wer Ayesha Lietzau erreichen möchte, kann das per E-Mail an ayesha.lietzau@gmx.de

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