Erhalten oder fällen? Gutachter untersucht Bäume am Kaiser-Wilhelm-Platz

Detmold. Mit einem offenen Brief wendet sich die Initiative zum Erhalt der Bäume am Kaiser-Wilhelm-Platz an den Bürgermeister. Sie kritisiert, dass der Prozess und Entscheidungen zum Für und Wider zu langsam gehen. 4567 Unterschriften zur Rettung der Bäume zu Gunsten des Innenstadt-Klimas seien im Mai übergeben worden. Klare Äußerungen seitens der Stadt blieben aber aus. Die kommen bald, sichert Technischer Beigeordneter Thomas Lammering zu: Es starten demnächst Untersuchungen, wie die Bäume erhalten werden könnten.

&bdquo;Welche Resonanz hat alles bis jetzt gebracht? Nichts!", kritisiert Sprecherin und Initiatorin Regina Domeier in dem Schreiben. Bei der letzten Sitzung vor der Sommerpause des Stadtentwicklungsausschusses am 2. Juli seien die Unterschriften zwar zur Kenntnis genommen worden, aber, es soll jetzt noch ein Gutachten über die Standfestigkeit der Bäume am Kaiser-Wilhelm-Platz eingeholt werden – &bdquo;nur wer bezahlt wieder dieses Gutachten, was auch von der FDP erfragt wurde, aber eigentlich will man an den bisherigen Beschlüssen festhalten", heißt es in dem Schreiben als eine Interpretation der Initiative.

&bdquo;Ich fühle mich, sicherlich genauso wie die vielen Personen auf den Listen, nicht ernst genommen, um es mal harmlos auszudrücken. Was soll das ganze Geeiere?", so Domeier. Klare Positionen gebe es nirgends. Fakt sei aber nach ihrer Auffassung, dass die Bäume ein sehr wichtiger Bestandteil des Innenstadt-Klimas seien. Ein alte Baum dort mit seiner großen Krone gebe so viel Sauerstoff ab wie vielleicht 100 kleine Bäume. Aussagen darüber, dass die kleinen Bäume in 30 Jahren groß seien, nützt dem Innenstadt-Klima jetzt nichts. Darauf komme es aber an.

Ein Parkleitsystem wäre aus Klimaschutzgründen ebenso wichtig wie eine Überarbeitung des Nahverkehrskonzepts – und sowieso schnelle Lösungen, denn: &bdquo;Es wurde uns bei der Sitzung am 2.7.2019 zwar zugesichert, daß die Entscheidungen um den Kaiser-Wilhelm-Platz nicht unnötig hinaus geschoben werden, vorerst nichts passieren wird, aber wer soll das glauben? Vielleicht wache ich eines morgens auf und die Bäume sind weg, weil sie plötzlich (angeblich) doch nicht mehr sicher waren!", heißt es in dem Brief wörtlich.

Vor allem vor dem Hintergrund der laufenden Klimaschutzdebatte müssten die Bäume bleiben. Weiter dürfe die Politik sich nicht einfach über den Willen der Menschen hinweg setzen, sondern müsse zum Wohle der Detmolder und des Innenstadt-Klimas alles noch einmal überprüfen, rechnen und neu entscheiden. Exakt das passiere allerdings aktuell, schildert Technischer Beigeordneter Thomas Lammering – auch wenn es nicht ganz so schnell gehe, wie mancher sich das vielleicht wünsche. &bdquo;Wir mussten natürlich erstmal Geld finden, um ein Gutachten über die Bäume zu beauftragen", so Lammering. Das sei nun erfolgt. In diesem Gutachten gehe es darum, welche Maßnahmen die Stadt baulich ergreifen müsste, um die Bäume bei Umbaumaßnahmen an dem Parkplatz und der Heinrich-Drake-Straße zu erhalten.

Dabei werde mit einem Saugbagger gearbeitet und das Wurzelwerk der Bäume sowie dessen Verästelung im Boden ermittelt. Plan sei, dass das im Herbst geschehe. Das Gutachten sei in Auftrag gegeben worden. Im Winter rechne man mit Ergebnissen, so dass der Fachausschuss für Stadtentwicklung die Resultate im Januar/Februar besprechen könne. Dann lägen für Entscheidungen Erkenntnisse über die Bäume auf den Tisch sowie, ob und wie die Stadt die Bäume trotz Baumaßnahmen an dem Parkplatz erhalten könnte und was das voraussichtlich kostet.

"Der Ton wird rauer" Kommentar von Sven Koch

Im Zusammenhang mit dem Kaiser-Wilhelm-Platz und einem möglichen Fällen von Linden am Parkplatz wird der Ton rauer. Das ist einer sachlichen Debatte nicht dienlich. Aber es ist ohnehin eine emotionale Debatte, die um den Kaiser-Wilhelm-Platz und die Bäume geführt wird. An der Stelle treffen viele unterschiedliche Interessen aufeinander. Wohlgemerkt: Es hat noch niemand beschlossen, was dort mit den Parkplätzen geschehen soll. Auf dem Tisch liegen unterschiedliche Optionen – gewiss: Die Tendenz ist da, den Parkplatz auszuweiten, und das würde mit sich bringen, dass wahrscheinlich 17 Linden gefällt werden müssen.

Doch wegen der Initiative und den Unterschriften von fast 5000 Menschen schauen nun Gutachter, Verwaltung und Politik nochmals genauer hin – unter der Prämisse: Wenn beim Umbau die Bäume erhalten werden sollen – wie müsste dann gebaut werden, was würde das kosten und geht das? Die Befürworter zum Erhalt der Bäume müssen sich schon gedulden. Erst auf der Grundlage wird der Fachausschuss entscheiden können, was mit den Parkplätzen und den Bäumen passieren soll. Das ist ein Teilerfolg. Und ebenfalls ein Teilerfolg, dass alle plötzlich zurückhaltender geworden sind, wenn es um die Bäume geht – und man sich mehr Zeit mit Entscheidungen lassen will. Das ist kein Herumeiern, das ist ein Ergebnis des von den Bürgern Erreichten.

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