Neubau für die Detmolder Stadtwerke unausweichlich

Detmold . Im Sommer bescheren die großen Glasflächen den Stadtwerke-Mitarbeitern Hitzerekorde, bei schlechtem Wetter bilden sich im Verwaltungsgebäude am Gelskamp überall Regenwasser-Pfützen. Und statt der großzügigen Eingangshalle aus den 80er-Jahren hätte Stadtwerke-Geschäftsführer Jörg Karlikowski lieber ein paar Büroräume mehr. Auch darum hat der Aufsichtsrat seine Zustimmung für einen Neubau gegeben.

&bdquo;Wir haben beide Varianten durchgespielt: Neubau oder Sanierung des jetzigen Gebäudes mit einem Erweiterungsbau", erklärt Karlikowski. Letzterer wäre auf jeden Fall nötig, denn als das Verwaltungsgebäude mit Lager und Werkstatträumen 1981 errichtet wurde, ging man von etwa 70 Büroarbeitsplätzen aus. Heute werden 100 benötigt.

Und &bdquo;Meeting Points" vermisst Jörg Karlikowski. &bdquo;Kleine Besprechungsräume gab es damals so nicht. Wir haben nur zwei große Sitzungsräume." &bdquo;Vieles in der Anlage des Gebäudes passt von den Funktionsabläufen heute einfach nicht mehr", ergänzt Prokurist Stefan Freitag. Heute gebe es ein anderes Sicherheitsdenken. &bdquo;Man würde Bereiche wie eine Netzleitstelle, zu der nur eine kleine Anzahl von Mitarbeitern überhaupt Zugang haben, viel stärker von öffentlich zugänglichen Bereichen trennen."

Insgesamt hätten sich die Stadtwerke seit den 80er Jahren stark gewandelt und komplette Bereiche wie die Fernwärmeversorgung, das Stromnetz und das Freizeitbad Aqualip zusätzlich übernommen, ergänzt ihr heutiger Chef Karlikowski: &bdquo;Auch einen Werkstatt- und Lagerbereich würde man heute so nicht mehr vorsehen. Der wäre erheblich kleiner, weil man sich Materialien inzwischen direkt anliefern lässt, wenn sie benötigt werden." Auch weil man wegen der durch die Glasdächer ständig eindringenden Feuchtigkeit inzwischen Schäden an der Stahlarmierung der tragenden Betonsäulen befürchte, sei ein Neubau letztendlich wirtschaftlicher. Damit könne man dann auch besser aktuellen Anforderungen wie der Barrierefreiheit Rechnung tragen, denn einen Fahrstuhl besitze das derzeitige Gebäude nicht.

Strenge Vorgaben, wie das künftige Verwaltungsgebäude aussehen soll, gibt es nicht, allerdings einige Rahmenbedingungen: Der Bau soll auf dem jetzigen Gelände im laufenden Betrieb (!) entstehen. Ausgelagert werden nur das Lager und die Werkstätten. So entstünde ein ausreichend großes Baufeld für den Neubau – abzüglich eines Überschwemmungsbereichs in Richtung Werre, der nicht überbaut werden darf.

Weitere Vorgabe ist der Energieverbrauchsstandard KfW55. Er schreibt vor, wie viel Energie ein Quadratmeter Bürofläche maximal verbrauchen darf. Bezogen auf ein Wohnhaus, bedeutet das beispielsweise: Ein KfW-Effizienzhaus-55 benötigt 45 Prozent weniger Primärenergie im Jahr als ein vergleichbarer Neubau. Noch lieber wäre den Stadtwerken Passivhaus-Standard. &bdquo;Uns ist klar, dass der zu einer deutlichen Kostensteigerung führen würde", sagt Stefan Freitag, &bdquo;aber eben auch zu verminderten Betriebskosten."

Gemeinsam mit dem Niedrig-Energie-Institut und einem Detmolder Planungsbüro ist eine Vorplanung mit einem Pflichtenheft für die europaweite Ausschreibung erstellt worden. Das sei bei einem Auftrag dieser Größenordnung für städtische Tochterfirmen so vorgeschrieben. Freitag: &bdquo;Unser Wunsch wäre es natürlich, den Auftrag an ein Architekturbüro aus der Region und hiesige Baufirmen zu vergeben." Wie groß das Auftragsvolumen ist, möchten weder Karlikowski noch Freitag sagen. Denn vielleicht käme ein Architekt ja auch mit weniger aus, als sich die Stadtwerke vorstellten. In den Ausschreibungsunterlagen steht ein geschätzter Gesamtauftragswert von 1,6 Millionen Euro.

Die Ausschreibungsunterlagen sind digital im Deutschen Vergabeportal unter www.dtvp.de/Satellite/public/ company/project/CXP4YBFDRQS/de/processdata?9 zu finden.

Der Plan bis 2023 Aktuell läuft die europaweite Ausschreibung. Teilnehmer können sich mit Referenzen aus anderen Projekten bewerben. Aus dem Bewerber-Pool werden die Stadtwerke einige auswählen, die dann konkrete Pläne einreichen dürfen. Über die wird der Aufsichtsrat im Frühjahr 2020 beraten und einen Zuschlag erteilen. Erst dann kann der Bauantrag gestellt werden. Im Januar 2021 sollen das Lager und die Werkstatt ausziehen, so dass ihre Gebäude abgerissen werden können und im Sommer 2021 die ersten Bagger für den Neubau anrollen können. Die Stadtwerke rechnen mit insgesamt 18 Monaten Bauzeit, sodass die neuen Büros vermutlich Anfang 2023 bezogen werden können. Erst dann soll das jetzige Gebäude abgerissen werden und möglicherweise einem Gebäudetrakt mit Räumen für öffentliche Veranstaltungen Platz machen.

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