
Detmold. 35 Millionen Euro hat vor rund sechs Jahren der Abriss und Umbau des früheren Karstadt-/Hertie-Gebäudes zur Rosental-Galerie gekostet. Um die 50 Millionen Euro wollen Investoren für die Galerie am Hornschen Tor in die Hand nehmen. Bis Ende Februar will sich die Stadt, der das Areal gehört, für einen der Bewerber entscheiden – klar aber ist: Ihre Vorstellungen muss sie an die Erfordernisse des Marktes anpassen.
„Was wir vor drei bis vier Jahren für den Standort wollten, können wir längst wieder zu den Akten legen", erklärte Technischer Beigeordneter Thomas Lammering im Jahrespressegespräch der Stadt. Das, was immer gehe, sei sicherlich ein Lebensmittler. Und Bürgermeister Rainer Heller fügte hinzu: „Der Markt wandelt sich gerade erheblich. Wir können von der Idee abrücken, einen großen Elektroartikelmarkt als Magnet und Ankermieter zu bekommen." In den letzten eineinhalb Jahren habe sich viel verändert, die Internet-Konkurrenz in diesem Segment sei enorm. Auch im Textilbereich sei der Wandel massiv. Manche große Anbieter würden zurzeit überhaupt nicht mehr in die Innenstädte gehen und Geschäfte höchstens in Städten über 200.000 Einwohner eröffnen. Mittlerweile änderten sich die Trends schon im Halbjahrestakt.
Vorgaben laufen ins Leere
Ein Beispiel dafür, dass die Dynamik im Einzelhandel größer ist als von der Stadt bislang angenommen worden war. Sie hatte in den Ausschreibungsunterlagen festgezurrt, dass am Hornschen Tor ein Elektrofachmarkt, ein Sportartikelmarkt und ein Textilgeschäft mit 2000 Quadratmetern Grundfläche sowie ein Lebensmitteldiscounter mit 1400 Quadratmetern und einen Biomarkt mit 800 Quadratmetern angesiedelt werden soll und weitere Vorgaben gemacht. Letztes Jahr war es zu Verzögerungen im Zeitplan gekommen, denn ein Entscheidergremium konnte sich auf keinen Bewerber für das Hornsche Tor einigen. Die Stadt wurde um fast ein Jahr nach hinten geworfen – einen Investor wollte sie eigentlich schon im Januar 2019 gefunden haben. In der Folge musste sie wieder neu ins Vergabeverfahren einsteigen und hatte bis dato keine Entscheidung pro einem Investor fällen können, „da maßgeblich die Rahmenbedingungen der Auslobung, insbesondere zu Verkaufsflächen und Einzelhandelsstrukturen, von keinem der Bieter in Gänze erfüllt wurden", so Thomas Lammering damals.
Anfang der Woche sagte er jetzt: „Die Stadt hat in dieser Zeit lernen müssen, sich an den Bedarf des Marktes und an den der Investoren anzupassen." Sprich: Was man sich bislang vorgestellt hat, lässt sich so nicht umsetzen. Das bedeute nicht, dass man sich vom großen Konzept und der Rahmenvorstellung von der Einkaufs-Galerie am Hornschen Tor verabschieden müsse. Vielmehr gehe es um den Abschied von einigen Details und um mehr Flexibilität, was die Bestückung der Flächen mit Einzelhandels-Sortiment angeht. Klar in jedem Fall sei: Es wird für Detmold und das Hornsche Tor vor allem nach Frequenzbringern gesucht. Es gehe darum, die neue Galerie für Kunden attraktiv zu machen und „die Leute heranzuholen."
Das eingesetzte Bewertungsgremium sich nun in Kürze die Projekte der Bewerber im Detail anschaut, sie auf Tauglichkeit für Detmold prüft und dann einen Zuschlag empfehlen wird. „Es geht darum", sagte Bürgermeister Rainer Heller, „festzustellen: Wer will was." In jedem Fall sei klar, dass die weitere Entwicklung der Innenstadt maßgeblich vom Hornschen Tor abhänge. Auch mit der Sanierung der Fußgängerzone soll es losgehen, so bald mit den Abrissarbeiten an der Galerie gestartet wird, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.