Hermann-Karikaturen: Entwaffnung eines „teutschen Helden“

Detmold. Als die Zeichner frech wurden: Vor 20 Jahren luden Landesverband Lippe, Kreis Lippe und Stadt Detmold zum 125. Geburtstag des Hermannsdenkmals Karikaturisten aus aller Welt ein, &bdquo;Herman the German" mit künstlerischen Mitteln vom Sockel zu holen. Zeichner aus 17 Nationen beteiligten sich mit mal komischen, mal satirischen Arbeiten am internationalen Karikaturenwettbewerb. Viele der rund 4000 Einsendungen von damals seien auch heute noch hoch aktuell, haben die Akteure der Denkmal-Stiftung beim Stöbern im Archiv festgestellt.

Wiederauflage der Ausstellung Und sie wollen die Karikaturen noch einmal zeigen: Die Wanderausstellung &bdquo;Herman the German 2.0" markiert das zehnjährige Bestehen der Stiftung. Start soll im Mai im Landesmuseum Detmold sein. &bdquo;Wir möchten uns gern in ganz Lippe präsentieren und den Hermann in möglichst viele Kommunen bringen", sagt Peter Gröne, einer von zwei Stiftungs-Geschäftsführern, zur Wiederauflage der Ausstellung aus dem Jahr 2000. Damals waren die Ziele der Initiatoren durchaus weiter gesteckt, zumindest in räumlicher Hinsicht: &bdquo;Die Idee war es, das Hermannsdenkmal dem kritischen Geist internationaler Karikaturisten auszusetzen", sagt Stiftungs-Geschäftsführer Ralf Noske.

Die eingesandten Arbeiten wurden seinerzeit von einer hochkarätig besetzten Jury prämiert; unter der künstlerischen Leitung des Oerlinghausers Dieter Burkamp, Spezialist für diese Kunstform, wurden die besten Karikaturen zudem damals schon zu einer Ausstellung zusammengefasst, die außerdem auch überregional – unter anderem in Bremen und Warschau – zu sehen war.

Die künstlerischen Ansätze der Karikaturisten decken eine große Bandbreite ab. Das Denkmal als Mahnung für Freiheit und Frieden setzte Lex Drewinski (Polen/Deutschland) in seinem Plakat in minimalistischer und konsequenter Schwarz-Weiß-Optik ins Bild – sein Beitrag wurde damals mit dem ersten Preis bedacht. Einen ähnlichen Ansatz verfolgten Zeichner, die etwa Hermanns Schwert zum Pflugschar machten. Andernorts wird das Schwert zur großen Nadel, die das zerfaserte Deutschland zur Einheit zusammennähen soll – auch diese Lesart wirkt zum Beispiel hoch aktuell.

Schwert als Döner-Spieß Das Schwert als Döner-Spieß oder Pickert-Halter, als Schirm gegen den (lippischen) Landregen oder als Landeplatz für Vögel: &bdquo;Was die Zeichner aus allen fünf Erdteilen erreicht haben, ist die globale ,Säkularisierung eines ,teutschen Helden, die wahrhaft entwaffnend und entspannend wirkt", bilanzierte etwa die Oerlinghauser Kunsthistorikerin Gisela Burkamp seinerzeit.

Für das Projekt &bdquo;Herman the German 2.0" werde die Ausstellung natürlich überarbeitet und noch einmal neu zusammengestellt, berichten die Stiftungs-Geschäftsführer. Auf diese Weise sollen auch Karikaturen zu sehen sein, die bislang noch nicht gezeigt wurden. Jede einzelne Ausstellung werde zudem ein kleines bisschen anders aussehen – schon weil die Gegebenheiten und die räumlichen Möglichkeiten vor Ort jeweils anders seien.

Um die Arbeiten angemessen präsentieren zu können, hat sich die Denkmal-Stiftung eigens ein mobiles Ausstellungssystem zugelegt. Das Angebot stoße jedenfalls auf gute Resonanz, berichtet Ralf Noske: Bis zum Jahresende sei die Wanderausstellung, die an den einzelnen Standorten jeweils um die sechs Wochen zu sehen sein soll, schon gut gebucht.

Coronakrise verzögert Terminplanung Interesse angemeldet haben auch der MuséoParc Alésia samt Denkmal des Vercingetorix (des französischen Konterparts von Hermann dem Cherusker, der zu ähnlicher Zeit gegen die Römer kämpfte, allerdings verlor) in Alise-Sainte-Reine, beide bei Dijon im Burgund gelegen. Mit den Einrichtungen verbindet die Denkmal-Stiftung seit vergangenem Jahr eine Kulturpartnerschaft. Die Ausstellungsplanungen für Frankreich liegen allerdings, bedingt durch die Corona-Pandemie, erst einmal auf Eis.

Unter diesem Vorbehalt steht natürlich fürs erste auch die Eröffnung der Wanderausstellung an ihrem ersten Schauplatz, dem Landesmuseum Detmold, die für den 17. Mai geplant ist. Dort sollen, anlässlich des 220. Geburtstags von Ernst von Bandel, Karikaturen im Fokus stehen, die sich dem Hermannsdenkmal-Erbauer selbst widmen.

Digitale Besuche im Landesmuseum sind möglich unter https://lippisches-landesmuseum.de

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