Kindesmissbrauch: 25-jähriger Lagenser muss drei Jahre in Haft

Detmold. Dennis S. blickt starr in die Leere, während seine Familie wutentbrannt den Saal 165 verlässt. Der 25-Jährige aus Lage ist am Montag vor dem Landgericht wegen schweren sexuellen Missbrauchs in zwei Fällen zu einer Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten verurteilt worden. Obwohl der 25-Jährige die Taten vehement bestreitet, hat die Jugendschutzkammer keinen Zweifel an seiner Schuld.

Die Verteidigung hatte zuvor auf Freispruch plädiert, die Staatsanwaltschaft ein halbes Jahr mehr gefordert als verurteilt – obwohl zwei der angeklagten Taten eingestellt werden, weil sie sich aus Sicht des Gerichts weder zeitlich einordnen noch konkretisieren lassen. Die authentischen Schilderungen der inzwischen sieben und zehn Jahre alten Mädchen haben das Gericht überzeugt. Beide können jeweils einen sexuellen Übergriff unter Ausschluss der Öffentlichkeit konkret beschreiben. &bdquo;Was wir heute gehört haben, kann sich ein Kind nicht ausdenken", sagt die Vorsitzende Richterin Anke Grudda.

Das Unvorstellbare passiert im familiären Umfeld. Dennis S. wohnt bei der Familie seiner Verlobten in Lage – darunter ihre drei jüngeren Geschwister. An einem Abend im April folgt die siebenjährige Schwester dem Angeklagten in die obere Etage, um den Controller für eine Spielkonsole zu holen. Der 25-Jährige nutzt nach Auffassung des Gerichts die Gelegenheit aus und vergewaltigt das Mädchen. Seine Verlobte erwischt ihn sogar beinahe. Erst will Dennis S. die 19-Jährige nicht ins Zimmer lassen, dann sieht sie ihre kleine Schwester untenherum nackt auf dem Bett liegen.

Sie habe sich zwar gewundert, sei in diesem Moment jedoch eher wütend auf die kleine Schwester gewesen. &bdquo;Ich hatte das Gefühl, sie will sich an meinen Verlobten heranmachen – auch sexuell", gesteht sie vor Gericht. Ihr fehle zwar das letzte Puzzlestück, aber sie glaube an eine Verschwörung.

"Das kann sich ein Kind nicht ausdenken" Dass sich ein siebenjähriges Kind aus sexuellem Interesse einem Mann nähern möchte, halten sowohl Gericht als auch Staatsanwaltschaft für &bdquo;absurd". Richterin Anke Grudda ist sich dennoch der Zerrissenheit der Zeugin bewusst. &bdquo;Die Verlobte steht zwischen den Fronten und ist komplett überfordert."

Bei einer anderen Gelegenheit soll Dennis B. die zehnjährige Cousine im Bad gezwungen haben, ihn bis zum Samenerguss zu befriedigen. Etwas später vertraut sich das Kind der Mutter an. Das Gericht ist überzeugt, dass sich auch dieser Übergriff so abgespielt hat. &bdquo;Sie wusste gar nicht, was sie da tut und hat es trotzdem deutlich beschrieben", sagt Grudda.

Den Antrag von Verteidiger Christoph Löhning, die Glaubwürdigkeit der Kinder prüfen zu lassen, lehnt die Kammer ab. Außerdem kritisiert er die polizeiliche Vernehmung. &bdquo;Teilweise sind den Kindern suggestive Fragen gestellt worden", sagt Löhning. Auch diese Ansicht teilt das Gericht nicht – die Vernehmung hätte bloß geduldiger laufen müssen.

Als letzte Verzweiflungstat will der Verteidiger ärztlich begutachten lassen, ob durch die Penisgröße seines Mandanten der Genitalbereich des Kindes nicht hätte verletzt sein müssen. Ein letztes Mal schmettert die Kammer ab – "ein sexueller Übergriff lässt sich nicht medizinisch beweisen", sagt die Richterin. Strafmildernd wirkt sich eine leichte Intelligenzminderung aus, weshalb der Gutachter Dennis B. für eingeschränkt schuldfähig hält. &bdquo;Die Gelegenheit war da und er hat seine Impulse nicht im Griff", sagt er.

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