Detmold. Per Messengerdienst sollen sie Bestellungen angenommen und anschließend Drogen im Kreisgebiet bis zur Haustür geliefert haben. Was klingt wie eine Fortsetzung der Serie "How to Sell Drugs Online Fast", hat die Aufmerksamkeit der Kriminalpolizei in Lippe auf sich gezogen. Am Kronenplatz haben die Ermittler drei mutmaßliche Drogendealer festgenommen. Die drei Männer im Alter von 27, 23 und 18 Jahren sollen mit ihrem Lieferdienst verschiedene Betäubungsmittel angeboten haben. Auf einer dieser Lieferfahrten mit einem schwarzen Mercedes-Van griff die Polizei nun zu.
Umfangreiche Ermittlungen führten die Kriminalpolizei auf die Spur der Detmolder. Nach bisherigen Erkenntnissen verkauften sie auf Bestellung via Messengerdienst Amphetamin, Ecstasy und Marihuana an Abnehmer im Kreis Lippe und lieferten bis an die Haustür. Das erklären Polizei und Staatsanwaltschaft in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
Betäubungsmittel verkaufsfertig verpackt
Neben den drei Tatverdächtigen wurde auch ein Abnehmer vorläufig festgenommen. Er ist inzwischen wieder auf freiem Fuß. Im Fahrzeug, das die drei Detmolder nutzten, wurden verkaufsfertig verpackte Betäubungsmittel gefunden und sichergestellt. Bei anschließenden Durchsuchungen konnten rund 1,4 Kilo Amphetamin, mehrere hundert Ecstasypillen und eine größere Menge Marihuana sowie geringe Mengen Pilze und Kokain sichergestellt werden. Die weiteren Ermittlungen laufen.
Zwei der Tatverdächtigen wurden am Mittwoch wegen des dringenden Verdachts des bandenmäßigen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge dem Haftrichter vorgeführt, der die Untersuchungshaft anordnete. Gegen den 18-jährigen bestand bereits ein Haftbefehl in anderer Sache.
Koks-Taxi mit 850 Kunden
Einen ähnlicher Fall kommt gerade in Berlin vor Gericht. Ein "Kokain-Lieferservice" versorgte dort über Monate hinweg rund 850 Stammkunden. Knapp acht Monate nach der Festnahme mehrerer Verdächtiger haben sechs Angeklagte vor dem Landgericht gestanden. Ein 26-Jähriger erklärte zu Prozessbeginn am Mittwoch, er habe das illegale Geschäft zunächst mit einem Handy begonnen. Als es bald immer mehr Abnehmer geworden seien, habe er sich Komplizen gesucht. Er habe die Drogen beschafft und auch den Einsatz der Kuriere koordiniert. Ein 37-Jähriger sagte, sie hätten "mit mindestens vier Fahrern im Schichtsystem gearbeitet".
Mit sogenannten Koks-Taxis sei die Auslieferung erfolgt, heißt es in der Anklage. Die Kurierfahrer hätten im Schichtbetrieb gearbeitet, um den festen Kundenstamm von mindestens 850 Personen ab mittags bis in die frühen Morgenstunden des folgenden Tages versorgen zu können. Eine 28-jährige Angeklagte soll ihre Wohnung zum Portionieren und Verpacken des Rauschgifts zur Verfügung gestellt haben. Nach Verständigungsgesprächen der Prozessbeteiligten müssen drei der Männer mit Haftstrafen von etwa fünf Jahren rechnen, schreibt die Deutsche Presseagentur.