
Detmold. Das kurz vor 18 Uhr noch spärliche Grüppchen am Donopbrunnen wuchs am Montag Abend rasch an. Als die Kirchenglocken läuteten, mussten fast 100 Menschen einen großen Kreis bilden, um Coronavirus-konform der schrecklichen Pogrome des 9. November 1938 zu gedenken.

Als stille Mahnwache wurde die Veranstaltung von den Ordnungskräften geduldet. Beteiligt waren neben dem „Forum offenes Detmold" die „Omas gegen Rechts" und die evangelische Landeskirche sowie weitere Organisationen und Bürger. Mitgebrachte Kerzen und Blumen legten die Teilnehmer in der Mitte ihres Kreises ab, bevor sie dem Violinenspiel von Laura Relitzki lauschten. Abgesehen davon blieb die Veranstaltung stumm. „Keine Reden, keine Aufrufe", bekräftigte Marius Roll, Pressereferent der Stadt.
Mahnwache statt Gedenkveranstaltung

Als stille, „spontane" Veranstaltung im kleinen Rahmen ohne große Ankündigung könne die Stadt die Mahnwache trotz Coronavirus-Lockdown dulden. Minuten vorher hatte Roll mit Joanne Herzberg und Bürgermeister Frank Hilker die Gedenkstätte Ehemalige Synagoge an der Exterstraße besucht und eine Rose am Mahnmal niedergelegt. Genau das konnten die Mahnwachen-Teilnehmer später auch tun – einzeln und unter den wachsamen Augen von Polizei und Ordnungsdienst. Frank Hilker und die stellvertretende Bürgermeisterin Christ-Dore Richter legten zudem im Namen der Stadt einen Kranz nieder – im kleinen Rahmen, so die Stadt. Sonst fand im Synagogengarten eine öffentliche Gedenkfeier statt, die corona-bedingt abgesagt werden musste.

„Ausgerechnet in diesem Jahr, in dem es eine so bedrückende Zunahme antisemitischer Vorfälle gibt, fallen nun auch viele der insbesondere rund um den Gedenktag am 9. November geplanten Veranstaltungen aus. Wir bedauern das sehr", hatte die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Lippe im Vorfeld geschrieben. Was trotz des Coronavirus-Lockdown möglich ist, zeigte diese würdevolle Veranstaltung.