Vollvermietung der Detmolder Britensiedlung zwei Jahre vor Plan

Detmold. Alle 44 Wohneinheiten im Bereich der Kommunalen Wohnungsgenossenschaft Britensiedlung im Quartier Immelmannstraße/Frieda-Nadig-Weg/Sentaweg/Elisabeth-Selbert Weg sind vermietet. Die letzten fünf werden bis Ende Januar bezogen sein. Nun sollen die Mieter als Genossen aufgenommen werden. Während eines Pressegesprächs schwärmen die Verantwortlichen von dem Modell und erklären, warum sie eine weitere Genossenschaft gründen werden.

Wieso eine Genossenschaft? &bdquo;Wir standen ja am Anfang vor der Frage, wie wir für Teilparzellen der ehemaligen Briten-Siedlung eine wirtschaftliche und sozialverträgliche Entwicklung sowie eine Durchmischung des Gebiets hinbekommen können", erinnert sich Bürgermeister Frank Hilker, der das Projekt auch in seiner Zeit als Kämmerer schon begleitet hat. Um das Engagement der Bewohner sicherzustellen und eine echte Entwicklung als Kreativquartier möglich zu machen, sei die Gründung der Genossenschaft die Lösung gewesen. Hilker: &bdquo;Das Fazit ist bis jetzt uneingeschränkt positiv."

Wie hoch ist das Interesse? Man sei überrascht gewesen von der hohen Nachfrage nach den Genossenschaftswohnungen, berichtet der Bürgermeister. &bdquo;Wir hatten zehn Anfragen pro Wohneinheit." &bdquo;Mit unserer Miete von 6,30 Euro pro Quadratmeter haben wir sogar erreicht, dass sich sogar aus dem näheren Umfeld Personen aus ähnlichen Gebäuden für eine Genossenschaftswohnung beworben haben", berichtet Kämmerer Daniel Klei. &bdquo;Der Wirtschaftsplan sah eine Sanierung im Zeitraum von zwei bis drei Jahren vor", erinnert sich Klei. &bdquo;Das haben wir nun innerhalb eines Jahres geschafft, denn durch die Vollvermietung konnte die Genossenschaft früher ihre vollen Erträge realisieren." Nun kann sie den Kredit, den sie für die Sanierungskosten der Gebäude – etwa 90.000 Euro pro Einheit – aufgenommen hat, abbezahlen.

Wieso eine zweite Gründung? Nach diesem Erfolg habe man sich den Auftrag von der Politik für die Gründung einer zweiten Genossenschaft für den Bereich der Adenauer- und Stauffenbergstraße abgeholt und die bei der ersten Genossenschaft nicht zum Zuge gekommen Interessenten angeschrieben, berichtet Hilker. Eine neue Genossenschaft sei dafür die richtige Wahl, weil es sich um einen anderen Bereich der ehemaligen Briten-Siedlung handele, erklärt der Bürgermeister. &bdquo;Und: Je kleiner die Genossenschaft, desto größer ist die Identifikation mit ihr und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Größere Genossenschaften haben oft Schwierigkeiten, für alle Funktionen jemanden zu finden." &bdquo;Wir begleiten diese Prozesse ja in einigen Städten", berichtet Michael Kirchner, Geschäftsführender Gesellschafter der Münsteraner Firma Pyramis, die neben der Stadt und der Stadtentwicklungsgesellschaft eine der drei Gründungsmitglieder der Genossenschaft ist. &bdquo;In der Regel kann man sagen, dass sich bei mehr als 50 Genossen in Wohngenossenschaften nicht mehr genug einbringen."

Und die Prüfgesellschaft der kleinen und mittelständischen Genossenschaften habe die wirtschaftliche Tragfähigkeit vor der Gründung schließlich geprüft. Im Vergleich mit großen kommunalen Wohnbau-Genossenschaften habe die der Briten-Siedlung den Vorteil, dass sie keine hoch defizitären Altbestände im Portfolio habe, die sie mit rentablen neueren Wohnungen gegenfinanzieren müsse. &bdquo;Und die Gründungskosten sind bezogen auf die Gesamtkosten der Genossenschaft ein verschwindend geringer – vierstelliger – Betrag", sagt Hilker.

Wer sind die Ansprechpartner? Pyramis hat das Detmolder Projekt mit seiner Expertise angeschoben und kümmert sich nun für einen dreistelligen Betrag um die Verwaltung der Wohneinheiten. Michael Kirchner und der städtische Kämmerer Daniel Klei übernehmen dabei bis jetzt die Rolle der Eigentümer, während Nadine Kombol als Objektmanagerin die Rolle einer Hausverwalterin ausfüllt.

Wie geht es weiter? Zurzeit besteht die Genossenschaft noch aus den drei Gründungsgenossen Stadt, Stadtentwicklungsgesellschaft und Pyramis. &bdquo;Es war immer der Plan, dass wir weitere Genossen erst aufnehmen, wenn das Baurisiko beendet ist", erklärt Pyramis-Chef Kirchner. Das sei nun der Fall. Weil die Stadt laut Vertrag mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA), von der sie die Häuser gekauft hat, sechs Wohneinheiten für die Unterbringung von geflüchteten Menschen bereitstellen muss, eine Wohnung als Begegnungszentrum angemietet hat und für vier Wohnungen noch alte Mietverhältnisse bestehen, können 33 neue Genossen aufgenommen werden. Das soll – je nach Pandemie-Lage – spätestens im Frühsommer passieren. Am liebsten bei einer Präsenzveranstaltung, notfalls auch per Videokonferenz, weil man es wegen des Virus nicht immer weiter hinausschieben will.

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