Zukunftskonferenz stellt die Weichen für Veränderungen in Mobilität, Sozialleben und Rathaus

Detmold. Zur &bdquo;Zukunftskonferenz der digitalen Agenda der Stadt Detmold" (ZUKON21) hatte Sandra Müller von der Stabsstelle Digitalisierung von Freitag bis Sonntag eingeladen. Mehr als hundert Bürger, Vertreter von Organisationen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung (sowie anderer Kommunen) trafen sich virtuell, um in drei &bdquo;Challenges" über die digitale Zukunft der Residenz zu sprechen.

Bearbeitet wurden so die Themenfelder Mobilität, Sozialleben und Rathaus. Mit Impulsvorträgen brachten externe Experten in den drei Bereichen die Diskussion ins Rollen, moderiert wurde die Veranstaltung vom Büro &bdquo;city2science" aus Herford. &bdquo;Die Ergebnisse kommen im März in die Fachbereiche und im Juni in den Rat", hatte Sandra Müller im Vorfeld versprochen.

"Push statt Pull" Einige der während der ZUKON21 vorgetragenen Ideen werden schon umgesetzt – wie beispielsweise ein zentraler Veranstaltungskalender. Viele kennen diese Projekte aber nicht. Das war eine Erkenntnis der abschließenden Betrachtung am Sonntag. Es bedürfe also einer besseren Kommunikation und breiter gestreuter Information. Die städtische Verwaltung müsse fachbereichsübergreifend zusammenarbeiten und ein Silo-Denken überwinden. &bdquo;Push statt Pull" wurde von den Teilnehmern der Rathaus-Challenge gefordert.

Die Stadt solle mit ihren Angeboten von sich aus auf die Bürger zugehen, anstatt dass diese sich das für sie passende heraussuchen müssten. In welchem (virtuellen) Raum das passieren kann und wie entsprechende Angebote gebündelt werden können, damit befasste sich die Challenge Sozialleben. Besonders der Einsatz von Lastenrädern und ein Belohnungssystem für umweltgerechte Mobilität wurde in der Challenge Stadtverkehr diskutiert.

Beim Umsetzen der Ideen sei eine offene Fehlerkultur wichtig, hieß es am Sonntag. Digitalisierung habe immer auch etwas Spielerisches, man müsse neues ausprobieren, und dabei dürfe auch mal etwas schief gehen. Eine Aussage, der Bürgermeister Frank Hilker umgehend einen kleinen Realitätscheck verpasste: &bdquo;Man darf die politischen Aktivitäten bei der Fehlerkultur nicht unterschätzen. Wenn ein Bürgermeister, der gerade ein paar Monate im Amt ist, mit fünf Fehlern in den Rat geht, dann können sich sich vielleicht vorstellen, was in einem Wahljahr passiert: Der wird auseinander genommen und an der Hecke entlang gezogen." Insgesamt müsse Detmold aber mehr aus der Sicht der Bürger denken, befand Hilker. Der neue Familieninfotreff sei ein gutes Beispiel dafür: Ein Treffpunkt, wo es alle Informationen gebe und niemand von A nach B geschickt werde.

Virtuelle Pinnwände Während für den schriftlichen Austausch während der ZUKON21 das Online-Tool Slack ein Forum bot, wurden in der Gruppenarbeit Murals als virtuelle Pinnwände eingesetzt. Sich sehen und miteinander reden konnten die Teilnehmer über eine Zoom-Videokonferenz. &bdquo;Interessant war, wie die jungen Damen gekonnt mit allem umgingen, einzelne Facetten geschickt zusammenbanden, die richtigen Knöpfe drückten, die Teilnehmer nett ansprachen und bei all dem nicht ins Stottern kamen", lobte Hans-Joachim Keil die Moderation von &bdquo;city2science".

Er habe in seiner beruflichen Laufbahn schon viele Konferenzen mitgemacht, diese sei technisch interessant gewesen und habe als Online-Konferenz auch mehr Möglichkeiten zum Vernetzen geboten. &bdquo;Bei einer nicht-virtuellen Konferenz in einem Raum mit hundert Teilnehmern hätte ich ja schlecht rübergehen und mich mit jemand allein austauschen können." In seiner Gruppe Sozialleben brachte Keil als &bdquo;Oldie" seine langjährige Erfahrung in der Digitalisierung mit ein.

&bdquo;Die jungen Leute glauben ja mitunter, dass es das erst seit ein paar Jahren gibt." Eins seiner Anliegen: Digital vorhandene Forschungsergebnisse besser auffindbar zu machen. &bdquo;Viele Historiker und Hobbyforscher machen da etwas, aber jeder auf seiner eigenen Homepage." Während gedruckte Forschungsergebnisse gut archiviert würden, sei digitalisiertes Wissen mitunter schwierig zu finden.

Beim Verkehr lokal gedacht Über den hohen Altersdurchschnitt in der Gruppe Stadtverkehr wunderte sich Teilnehmer Sven Hubbes. &bdquo;Das hat mich sehr positiv überrascht, dass sich auch die ältere Generation so für Nachhaltigkeitsthemen interessiert." Viele hätten beim Verkehr aber sehr lokal gedacht. &bdquo;Dabei pendeln ganz viele nach Paderborn oder Bielefeld."

Während die rasche Umsetzung kleiner Ideen im Stadtverkehr schnell Erfolge bringe, befand Detlef Wehrmann von der Stabsstelle Mobilität, sei für große Veränderungen wie eine autofreie Innenstadt ein stabiler politischer Rückhalt erforderlich. Und die Probleme zeigten sich oft erst im Detail.

&bdquo;Ich hätte mir vorab eine Trendanalyse und Bestandsaufnahme gewünscht. Welche Probleme gibt es in Detmold? Welche Möglichkeiten bietet Digitalisierung?", sagte Uta Bellion, die für die Grünen im Rat sitzt. So habe sie das Gefühl gehabt, die Ideen in einem leeren Raum zu entwickeln. Außerdem seien in der Gruppe Rathaus viele Verwaltungsmitarbeiter und nur wenige Bürger dabei gewesen.

Ja, das stimme wohl, gab Ute Ehren vom Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu, &bdquo;aber städtische Mitarbeiter sind schließlich auch Bürger." Sie glaube, dass positiv wahrgenommen worden sei, dass die Menschen mit ihren Ideen gehört worden seien. &bdquo;Ich bin gespannt auf die Ergebnisse unserer Evaluation. Bisher sieht es sehr positiv aus."

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