Renaturierung: Berlebecke soll in der Aue fließen

Detmold-Heiligenkirchen. Schon seit einigen Jahren wird es geplant, jetzt geht ein größeres Gewässerprojekt in die Umsetzung: Die Berlebecke wird auf einem rund 1,6 Kilometer langen Abschnitt zwischen Heiligenkirchen und Hiddesen renaturiert. Kostenpunkt: rund 1,5 Millionen Euro.

&bdquo;Es entsteht eine Auefläche, in der mehrmals im Jahr Wasser steht", erklärt Andreas Hoffmann, Leiter der Tiefbauplanung bei der Stadt Detmold. Das sei toll für die Grundwasserneubildung, denn das Wasser könne in dem Untergrund aus Sand und Kies direkt versickern. Und auch ansonsten soll der Natur freier Lauf gelassen werden: Der Bach soll sich selbst entwickeln und sich in der Aue seine Wege suchen, ohne dass dabei eingegriffen sein.

Der erste Bauabschnitt reicht vom Kirchweg in Heiligenkirchen bis zum Rautenbergweg. Hier schlängelt sich die Berlebecke südlich der Paderborner Straße entlang – parallel zum Unteren Weg, der als Fahrradstraße vielfach von Radfahrern und auch von Spaziergängern genutzt wird. Letztere sollen das Wasser künftig stärker erleben können. Denn: Parallel zu der Gewässermaßnahme stehen auch Arbeiten am Schmutzwassersammler an, der Abwasser aus Berlebeck und Heiligenkirchen gen Kläranlage transportiert und in die Aue verlegt werden soll. Für dessen Unterhaltung wird ein Wirtschaftsweg geschaffen, der später von den Spaziergängern genutzt werden kann.

Fläche soll durch Beweidung offen gehalten werden

&bdquo;Das war ein großer Wunsch in der Bürgerbeteiligung, weil es bislang keinen offenen Weg an der Berlebecke gibt", erklärt Andreas Hoffmann. Das I-Tüpfelchen soll sein, dass sie dabei auch auf Tiere treffen. Die Stadt plant, die Fläche beweiden zu lassen, damit sie offen bleibt und kein Auwald entsteht. Dazu laufen nach eigenen Angaben unter anderem Gespräche mit einem Rinderzüchter.

Bis es soweit ist, rückt jetzt aber erst einmal der Bagger an. Eine Baustraße wird angelegt, die später zum Wirtschaftsweg wird. Als Richtpunkte sind auf der Wiese Pflöcke gesetzt worden. &bdquo;Alles dahinter wird ausgehoben", erklärt Sebastian Büker vom Team Tiefbauplanung mit Blick Richtung Bachufer. Mehr als 10.000 Kubikmeter Boden werden abgetragen, damit sich die Berlebecke ausbreiten kann. 1,5 bis 2 Meter geht es nach unten in das Erdreich. Der Verlauf des Bachs werde grob angelegt, werde sich aber schon nach dem ersten Jahr auf natürliche Weise verändern. Die Bäume bleiben als Inseln bestehen, lediglich drei, vier hätten entfernt werden müssen.

&bdquo;Auch wenn der Damm für das Rückhaltebecken in Hornoldendorf gebaut wird, wird die Fläche noch mehrmals im Jahr überstaut", erklärt Andreas Hoffmann. Dazu habe es Absprachen mit dem Werre-Wasserverband gegeben. Die Maßnahme an der Berlebecke diene auch dem Hochwasserschutz.

Wasser wird erlebbar

Thomas Lammering, Technischer Beigeordneter der Stadt Detmold, sieht zudem noch einen weiteren Nutzen: &bdquo;Wir müssen Räume schaffen für Natur und Mensch im Klimawandel", sagt er. Der Bereich bilde zum einen eine Frischluftschneise für die Innenstadt und sei mit dem parallel verlaufenden R1 gleichzeitig eine touristische Route.

Heiligenkirchens Ortsbürgermeister Rainer Friedrich freut sich, dass die Bewohner des Ortsteils einen Ort bekommen, der das Wasser erlebbar macht und der deshalb auch anders wahrgenommen wird. Wasser habe eine besondere Qualität und sei ein Thema, das man besonders im Auge behalten müsse – gerade auch vor dem Hintergrund des Klimawandels.

Der zweite Bauabschnitt, der vom Rautenbergweg bis zur Friedrich-Ebert-Straße in Hiddesen reicht, soll sich ab Herbst anschließen und im kommenden Jahr fortgesetzt werden. Bis Ende 2022 muss alles fertig sein, da bis dahin die Fördermittel ausgegeben sein müssen. 80 Prozent der Gewässerbaukosten werden vom Land übernommen, das sind 960.000 Euro. Sobald es vor dem Hintergrund der Pandemie wieder möglich sein wird, soll es auch Bürgeraktionen und einen Info-Point mit Informationen geben.

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