Mutter kämpft um Wohnung

Detmold . Vor der Haustür eines Mehrfamilienblocks an der Spottauer Straße hängt ein ominöser Zettel. Die Aufschrift: &bdquo;Bitte schließen Sie die Eingangstür immer ab, da fremde Leute rein kommen und Schuhe klauen!" Willkommen zu sein, fühlt sich anders an. Doch abseits des tristen Treppenhauses empfängt Olga Wichert umso herzlicher in ihrer Wohnung.

&bdquo;Viele halten die Gegend für ein Ghetto , aber ich fühle mich hier sehr wohl", sagt die 40-Jährige. Die alleinerziehende Mutter will unbedingt bleiben. Doch seit einem Jahr kämpft sie darum, in eine kleinere Wohnung im Viertel umzuziehen. Ausgerechnet ihr langjähriger Vermieter, die LEG, stelle sich dabei in den Weg. Seit dem Auszug der großen Tochter sind vier Zimmer für Mutter und die kleine Evelina (6) einfach zu groß und teuer geworden. Als Aufstockerin habe das Jobcenter der 40-Jährigen daher nahegelegt, in eine kleinere Wohnung zu wechseln.

Zwar hat Olga Wichert inzwischen nach eigener Aussage einen festen Job als Reinigungskraft in einem Pflegeheim, einen Teil der Nebenkosten müsste das Amt aber weiter übernehmen. &bdquo;Wenn ich den Job verliere, bleibe ich auf den Kosten sitzen", erklärt Olga Wichert .

Ein Wohnungswechsel für mehr Sicherheit und eine langfristige persönliche Perspektive sei daher unausweichlich. Nur die Suche scheint entgegen aller Erwartungen nahezu aussichtslos zu sein. Für zehn infrage kommende Wohnungen bei der LEG habe es in den vergangenen Monaten Absagen geregnet. &bdquo;Immer ist der Grund ein anderer", sagt Olga Wichert : &bdquo;Langsam bin ich am Ende meiner Kräfte." Sie fühle sich mittlerweile schon richtig diskriminiert. Dabei wohnt die 40-Jährige seit 17 Jahren bei der LEG. &bdquo;Ich war immer zufrieden", sagt sie. Bis jetzt. Plötzlich sei sie als Auftstockerin nichts mehr wert und habe keinen Anspruch auf einen Wechsel. Das habe man ihr so zu verstehen gegeben. Ein anderes Argument, mit dem ihr abgesagt worden sei: Die Wohnung wäre ausschließlich für Familien vorgesehen.

Sind zwei eine Familie?

&bdquo;Aber sind meine Tochter und ich keine Familie?", fragt Olga Wichert . Aus ihrer Sicht gebe es sicher genug mehrköpfige Familien, die auf eine größere Wohnung – wie ihre aktuelle – tatsächlich angewiesen sind. Den Platz würde sie gerne räumen, wenn man sie lässt. Der andauernde Stress mit der Wohnungssuche zerre an den Nerven. Dabei möchte Olga Wichert einfach nur im Viertel bleiben. &bdquo;Ich bin hier verwurzelt, meine Eltern wohnen in der Nähe. Auf deren Hilfe bin ich bei der Kinderbetreuung angewiesen."

Doch nicht alle Wohnungen kämen für die kleine Familie infrage, das mache es noch schwieriger. Eine von der LEG passend angebotene Dachgeschosswohnung habe sie ablehnen müssen. &bdquo;Ich bin zu 50 Prozent gehbehindert, das schaffe ich nicht." Inzwischen sei es schwierig, überhaupt Kontakt zu den Zuständigen aufzunehmen. &bdquo;Ich werde nicht mal mehr zurückgerufen." Auch die Familienbetreuung des Kreises habe versucht, bei der Problematik zu vermitteln und sei gescheitert.

Kreis hält sich zurück Der Kreis möchte sich mit Details zurückhalten. LEG-Pressesprecher Nils Rosin geht der Sache nach einer Anfrage auf den Grund. Weshalb sich ein Wohnungswechsel für die Detmolderin so unmöglich gestaltet, kann er zunächst nicht nachvollziehen. &bdquo;Teilweise kosten die kleineren Wohnungen ja genauso viel oder sind sogar geringfügig teurer", sagt Nils Roschin – zumindest wenn es sich um modernere oder sanierte Wohnungen handelt. Doch für in Olga Wicherts Situation komme es eben auf die &bdquo;angemessene Wohnungsgröße" an. Nach Rücksprache mit der Kundenbetreuung kommt aus Düsseldorf noch ein versöhnliches Zeichen. &bdquo;Man wird den persönlichen Kontakt zur Mieterin suchen und über das freie Wohnungsangebot mit ihr im Quartier sprechen", schreibt Pressesprecher Nils Roschin .

Die persönliche Situation der Mieterin sei dem Team bekannt, daher kämen eben nicht alle freien Wohnungen infrage. Dennoch wolle sich die LEG bemühen, mit der Mieterin eine zufriedenstelle Lösung zu finden. &bdquo;Das wäre schön", sagt Olga Wichert und scheint es kaum zu fassen. &bdquo;Ich möchte doch nur endlich zur Ruhe kommen."

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