Nach illegalem Welpenhandel: Überlebende Hunde finden kleines Happy End

Detmold/Blomberg . Es gibt sie doch, die Geschichten mit einem kleinen Happy End. Von 43 geretteten Welpen aus einem illegalen Welpenhandel in Detmold hatten nur 13 überlebt. Dass es überhaupt welche geschafft haben, ist nur dem unermüdlichen Einsatz der Tierheime in Detmold und Bad Salzuflen zu verdanken. Inzwischen haben die vier überlebenden Schützlinge aus dem Detmolder Tierheim ein neues Zuhause gefunden. Einen von ihnen hat die LZ in seiner neuen Familie besucht. Der kleine Piro , der erst Ingo hieß, hat die Herzen im Sturm erobert.

"Wir haben unglaubliches Glück mit ihm"

Schüchtern, fast ein klein bisschen ängstlich wackelt der knapp acht Monate alte Mischling auf den fremden Besuch an der Tür zu. Ganz vorsichtig erschnüffelt Piro den Handrücken, der ihm entgegenstreckt wird, bevor er schwanzwedelnd beschließt, sich streicheln zu lassen. Was Piro und seine Artgenossen in den ersten Wochen ihres Lebens durchmachen mussten, ist kaum vorstellbar. Um Profit zu machen, hatten Händler die Welpen viel zu früh von der Mutter getrennt, nicht geimpft und in einem Einfamilienhaus in Unternienhagen sich selbst überlassen. Nach der Rettung durch die Polizei raffte dann die hochansteckende Parvovirose die kleinen Kämpfer nach und nach dahin. Nur wenige schafften es – einer von ihnen ist Piro .

&bdquo;Wir haben unglaubliches Glück mit ihm, das hätten wir gar nicht vermutet", sagt Simone Bailis (57), die dem Kleinen gemeinsam mit Tochter Sarah (26) ein neues Zuhause in Blomberg gegeben hat. Es sei schwierig abzuschätzen gewesen, wie viel Arbeit in einen jungen Hund gesteckt werden müsse, dessen Leben so traumatisch begonnen hatte. Vieles habe Piro nicht lernen können, was ihm seine Mutter sonst beigebracht hätte. &bdquo;Er konnte anfangs überhaupt nichts mit Spielzeug anfangen", erinnert sich Sarah Bailis . Selbst Bälle seien ihm suspekt gewesen. Doch inzwischen scheint sein Spieltrieb entfacht zu sein, vielleicht weil er sich inzwischen eingewöhnt hat. Seit zwei Monaten ist er nun hier daheim. Es wirkt so, als wäre er nie woanders gewesen.

Piro lernt viel vom "Senior"

Als &bdquo;freundlich und ruhig" beschreiben seine Halterinnen das Wesen des neuen Familienmitgliedes. Manchmal wirke der dackelähnliche Hund ein wenig verwirrt, doch vor allem sei er ungemein kuschelbedürftig und strebe nach Nähe. Geborgenheit ist wohl etwas, das ihm bereits kurz nach der Geburt verwehrt wurde. Ob er möglicherweise noch weitere schlimme Erfahrungen gemacht hat, ist nicht auszuschließen. &bdquo;Auffällig ist nur, dass er sich sofort und jedem unterwirft", sagt Sarah Bailis , die durch ihren ersten Hund bereits viel Erfahrung mit Hundeerziehung gesammelt hat. &bdquo;Er war ein Problemfall – ein sogenannter Angstbeißer."

Vor einer Woche starb ihr langjähriger Begleiter, erzählt sie, nach langer Krebserkrankung, kurz vor seinem 13. Geburtstag. &bdquo;Als es ihm noch gut ging, hat er Piro beim Gassigehen noch gezeigt, wie man das Beinchen hebt", sagt Sarah schmunzelnd. Auch die Technik des Buddelns habe der junge Hund vom Senior gelernt. Stubenrein war der Kleine schon. Insgesamt fordere Piro bei Weitem nicht so viel Aufmerksamkeit ein, wie die Bailis vermutet hätten. &bdquo;Manchmal ist er ein bisschen stur – wenn er etwas nicht will, kann man ihn nur schwer überzeugen", sagt Simone Bailis .

Sensible Tierseele

Wie sensibel die kleine Tierseele doch ist, wird im nächsten Moment deutlich. Beim kurzen Fotoknipsen für das Bild zum Artikel scheint Piro die Kamera nicht ganz geheuer zu sein. Die anfangs eingeforderten Streicheleinheiten des Besuchs will der junge Hund daraufhin dann lieber doch nicht mehr annehmen. Dafür geht es direkt ins Körbchen zum entspannten Mittagsschlaf. &bdquo;Es ist viel Arbeit, aber macht auch viel Freude", hält Simone Bailis mit Blick auf den schlummernden Angsthasen fest. Sie findet, gerade Hunden aus schlechten Verhältnissen müsse eine Chance gegeben werden. Daher ist sie froh, den Tipp mit den zu vermittelnden Welpen von der Freundin ihres Sohnes bekommen zu haben. Lisa absolviert gerade ihren Bundesfreiwilligendienst im Tierheim und konnte direkt den Kontakt vermitteln.

Anfangs habe Piro selbst beim Besuch im Detmolder Tierheim überhaupt nicht gerne Gassigehen wollen, inzwischen sei das aber kein Problem mehr. Nur wenn es Richtung nach Hause geht, beginne der junge Rüde wie verrückt an der Leine zu ziehen, sagen seine Halterinnen. Woran das liegt, können beide nur vermuten. Vielleicht sind in dem kleinen Hund unterbewusst doch noch Ängste verankert, wieder aus dem wärmende Nest gerissen zu werden. Das wird aber nicht passieren. Seit Kurzem hat Piro mit der kleinen Yuki sogar eine 16 Wochen alte Spielkameradin, die eine Etage tiefer mit Sarah Bailis lebt. Der Welpe war von seinem vorherigen Besitzer als Zweithund geholt, aber vom Althund nicht akzeptiert worden. Jetzt können beide Problemkinder wie Geschwister aufwachsen.

Ermittlungen laufen

Laut Polizeisprecherin Laura Merks dauern die Ermittlungen im Fall des illegalen Welpenhandels gegen mehrere Beschuldigte an. &bdquo;Das Verfahren ist kompliziert", sagt Merks. Am 12. Juni waren 43 Welpen aus einem Einfamilienhaus in Unternienhagen gerettet worden. Zwei weitere waren bereits bei der Ankunft tot. Auch das Kreisveterinäramt ermittelt.

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