Dieser Detmolder hat 5000 Spiele in seiner Wohnung

Detmold. Dieter Mensenkamp lächelt, wenn er von seinen Spielen erzählt. Mehrfach steht er auf, visiert ein Regalbrett, seine Glasvitrine oder gerahmte Spielbögen an der Wand an und bringt alte Schätze an den Tisch. Behutsam packt er sie aus, zeigt Spielsteine, erklärt Regeln und sein Ordnungssystem. Denn in seiner Wohnung beherbergte der Sammler bis vor Kurzem rund 5000 Spiele. Nun sind es noch zirka 200. Die anderen hat er drei Museen überlassen.

Vor 36 Jahren habe seine Sammelei begonnen. Mit dem Spiel &bdquo;Im Zoo", das er extra herausgesucht hat. &bdquo;Da hat mir das Titelbild gefallen und diese witzige Aufmachung", sagt er über den Elefanten auf dem Karton. Er zeigt die Spielfiguren aus Zinn und den Spielplan, der einen Besuch im Zoo darstellt. Rund 110 Jahre ist das Spiel alt, bei dem die Kinder die Tiere kennenlernten. &bdquo;Das war immer eine ganz wichtige Sache für die Spieleproduzenten, dass die Spiele auch lehrreich sind", weiß Dieter Mensenkamp.

In seinem rustikalen, gemütlichen Wohnzimmer scheinen sich die vielen Spiele zunächst zu verstecken. Doch beim genaueren Hinsehen fallen Schachbretter, Spielkarten-Pressen und illustrierte Schachteln in den Blick. Es ist fast ein Spiel für sich, die alten Schätze in der Wohnungseinrichtung zu finden. Sie gehören dazu. Nach sieben Sammel-Jahren hatte Dieter Mensenkamp etwa 1600 Spiele zusammen. Er kaufte eine alte Schmiede, in deren Obergeschoss er ein Archiv anlegte. Den Raum wollte er erst nutzen, um sich künstlerisch zu betätigen, doch &bdquo;als sich die Sammlung immer weiter ausweitete, bin ich gar nicht mehr dazu gekommen", sagt er.

Ordnungssystem mit 135 Kategorien

&bdquo;Um dann mit den über 5000 Spielen zurechtzukommen, braucht man eine wirkliche Ordnung. Die eigentliche Ordnung war meine Kartei. Jedes Spiel wurde fotografiert, kriegte eine Karteikarte und diese Karte war auch auf dem Foto, und die waren dann nach dem Schema sortiert, in einem Karteikasten", erklärt er sein System. Über 135 Kategorien hatte er zum Schluss, nach denen die Spiele geordnet waren. Acht Hauptkategorien, die sich weiter unterteilten. &bdquo;Ich war ganz glücklich mit meiner Kartei-Führung, und die wird auch jetzt weiterhin im Spielearchiv in Nürnberg genutzt", sagt er.

Er habe seine Sammlung aufgeteilt: Nach Nürnberg sei der größte Teil gegangen, ein weiterer nach Soltau in das Spielzeugmuseum. &bdquo;Da passten die Beschäftigungsspiele besser hin", erklärt er die Aufteilung. Einen dritten Teil gab er nach Bad Blankenburg an das Fröbelmuseum. &bdquo;Man wird ja nicht jünger, und das, was mir am meisten Sorge bereitet hat in den letzten Jahren ist, dass ich das vielleicht mal hinterlasse, ohne dass irgendjemand das richtig weiterverwendet. So habe ich jetzt die Möglichkeit genutzt, so kann ich noch mitbestimmen, was mit den einzelnen Sachen geschieht. So bin ich eine Sorge los. Es ist schön zu sammeln, aber es ist auch schön, sie wieder loszuwerden, die Sammlung", begründet der 77-Jährige die Trennung von seinen Spielen. Das sei ihm schon schwer gefallen: &bdquo;Ich habe sie dann ja alle noch einmal einzeln verpackt und ja, habe quasi dann von jedem Spiel Abschied genommen." Doch nicht alle Spiele sind weg. &bdquo;Meine Lieblingsspiele habe ich behalten."

Ältestes Objekt ist von 15.70

Dieter Mensenkamp geht zu seiner Glasvitrine am Anfang des Wohnzimmers und holt sein ältestes Spielobjekt heraus – einen schwarzen, hölzernen Spielstein aus dem Jahr 1570, der für Spiele wie Dame oder Mühle verwendet wurde. &bdquo;Man kann sich vorstellen, wie der Prinz da mit seiner Prinzessin gesessen hat", sagt er und lächelt. Er hat die Spiele nicht nur gesammelt, sondern auch Forschung betrieben. Er kennt den historischen Kontext der Spiele und weiß, wie Schachteln koloriert wurden. &bdquo;Man musste sich mit dem Sammeln auch mit der Geschichte auseinandersetzen, denn ohne die Geschichte verstand man das gar nicht. Während Geschichte für mich früher mal das Horrorfach überhaupt war, ist es dann quasi für mich zu einer Lieblingsbeschäftigung geworden", sagt er.

Dann holt er seine &bdquo;Schatzkiste." In der Holzschatulle befinden sich kleine Schuber mit Karten darin. &bdquo;Das sind alles Sachen von 1820. Alles extrem selten, manches Spiel wird es so nicht mehr geben", ist sich Dieter Mensenkamp sicher, da diese Spiele nur in geringer Auflage produziert wurden und ein paar Kriege darüber vergangen seien. Er zeigt Karten, auf denen griechische und römische Götter abgebildet sind. &bdquo;Ein bisschen verballhornt", scherzt er über die Darstellung der Götter. In Detmold habe es übrigens auch einmal eine Spielefirma gegeben. Auf drei kleinen Schubern steht &bdquo;Aristo Detmold". Diese Firma habe sich am Ende der Paulinenstraße befunden.

Persönlich

Dieter Mensenkamp wohnt in Detmold und wird 78 Jahre alt. Er war zunächst Mechaniker, dann Ingenieur für Maschinenbau und hat anschließend in Aachen Lehramt in den Fächern Kunst- und Gestaltung sowie Metalltechnik studiert. Er war an den lippischen Berufskollegs und an der Fachschule für Sozialpädagogik tätig. Bei letzterer konnte er beispielsweise Beschäftigungsspiele aus seiner Sammlung mit einbringen.

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