Auf den Spuren von Paula Paradies

Detmold. &bdquo;Paula Paradies – was für ein wundervoller Name“, sagt Daniel Wahren. Und was für eine fürchterliche Lebensgeschichte: Am 30. März 1942 wurde die Jüdin aus Detmold verschleppt und gilt seither als verschollen. Sie steht im Mittelpunkt der neuen Stadtführung von Wahren, bei der es um Detmold in der NS-Zeit geht. Sie startet am Donnerstag, 30. Juni, um 18 Uhr erstmals auf dem Marktplatz. Der Titel: &bdquo;Das Dritte reicht“.

&bdquo;Es gibt ja bereits Rundgänge zur jüdischen Geschichte Detmolds“, sagt Wahren, der seit vielen Jahren stets gut besuchte Themenrundgänge in Detmold organisiert und außerdem Musiker ist. Meist verkleidet er sich mittelalterlich. Doch wenn es um die NS-Zeit geht, dann wird er zivil auftreten und erklärt: &bdquo;Ich möchte Geschichte am Beispiel einer Person vermitteln.“ In diesem Fall der Geschichte von Paula Paradies.

Sie war eine sehr schicke Frau Sie wuchs in Cappel auf und betrieb später in Detmold in der Langen Straße 33 einen Hutsalon, der in den 1920er Jahren zu den renommierten Geschäften in Detmold zählte. Sie war auch die Pensionsmutter der jüdischen Schule in der Gartenstraße 6. &bdquo;Der Hutsalon“, schildert Wahren, &bdquo;war dort, wo heute Wortmann ist. Sie war eine sehr schicke Frau.“ Und das Schicksal wollte es, dass sie in der Krummen Straße wohnte, und zwar direkt über der späteren &bdquo;Großdeutschen Buchhandlung“, der späteren Parteizentrale der NSDAP in Detmold. &bdquo;Das muss man sich mal vorstellen“, schildert Daniel Wahren, &bdquo;als Jüdin direkt darüber zu wohnen.“

Von Anfang an war Paula Paradies nach der Machtergreifung Drangsalierungen durch die Nazis ausgesetzt. 1935 musste sie ihr Geschäft schließen, verkaufte aber privat weiter Hüte, was dann rasch von der Gestapo unterbunden wurde. Mit einer Vertretung für den Verkauf von Kaffee und Schokolade hielt sie sich wirtschaftlich über Wasser, aber das klappte nur für kurze Zeit. Danach gehörte sie zu den jüdischen Fürsorgeempfängerinnen, deren Unterstützung jedoch im Juni 1939 eingestellt wurde. Am 30. März 1942 wurde Paula Paradies deportiert, und zwar zunächst nach Bielefeld und von dort dann einen Tag später mit vielen anderen Menschen in Viehwaggons nach Warschau. Paula Paradies gilt als verschollen.

Blick in den Innenhof der Synagoge &bdquo;Die Geschichte und das Schicksal von Paula Paradies erzähle ich entlang jüdischer Stationen in Detmold “, sagt Wahren. Zum Beispiel seien die Synagogen eine Station, zum Standort der neuen Synagoge in der Lortzingstraße habe er einen Schlüssel erhalten, damit man einen Innenhof betreten kann, der für die Öffentlichkeit sonst nicht zu besuchen ist. Auch die Stolpersteine in der Langen Straße gehören zur Führung. Und Privates bleibt nicht vor der Tür: &bdquo;Jeder hat in der Familiengeschichte ja eine Beziehung zur NS-Zeit. Also werde ich von der meines Vaters erzählen.“

Unterstützung habe er viel erhalten zur Konzeption der Führung. &bdquo;Unsere Archive haben mich sehr unterstützt. Es ist ein tolles Netzwerk von Historikern.“ Auch Bilder werde er zeigen – und am Ende klar machen wollen, was die Zutaten sind, aus denen Faschismus entstehen kann, und der &bdquo;hat zu keinem Zeitpunkt funktioniert, sondern endete stets in Krieg, Mord und Zerstörung.“

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