Unhörbare Frequenzen: Infraschall sorgt in der Palaisstraße für Leidensdruck

Detmold. Infraschall ist Schall mit tiefen Frequenzen unterhalb der menschlichen Hörbarkeit. Er kommt überall in der natürlichen Umgebung vor, wird aber auch vom Verkehr oder durch technische Geräte erzeugt. Manche Tiere können ihn wahrnehmen, bei Menschen spricht man von 10 bis 30 Prozent. Und die können durchaus sehr daran leiden, schildert die Detmolder Ärztin Dr. med. Anette Prollius. Sie ist im Umfeld der Palaisstraße selbst betroffen und will nicht nur über das Problem informieren, sondern weitere Betroffene bitten, sich zu melden.

Wissenschaftliche Studien schließen die Wirkung von Infraschall nicht aus. "Forscher der Universität Mainz", heißt es in einer Studie des Deutschen Bundestages, "untersuchen wie Infraschall die Kraft des Herzmuskels beeinflusst. Nach Aussage der Forscher zeigt das Ergebnis eine eindeutige Verminderung der Herzmuskelkraft bei Beschallung mit Infraschall-Signalen."

Das Umweltbundesamt schließt Gesundheitsschäden durch eine kurz- und langfristige Exposition gegenüber Infraschall ebenfalls nicht aus. Das Ärzteblatt verweist darauf, dass der derzeitige Forschungsstand die Schlussfolgerung zulasse, dass Infraschall negative Auswirkungen haben könne.

Dröhnende Vibration Körperliche (weniger akustische) Empfindungen einer Art dröhnender Vibration Tag und Nacht stören Schlaf und Lebensqualität empfindlich, schildert Dr. Anette Prollius. Infraschall ist zudem messbar. Die Ärztin legt die Daten auf den Tisch: In Detmold brummt es im Bereich der Palaisstraße, wo sie wohnt und auch ihre Praxis führt, zwischen 8 und 14 Hertz sowie im Bereich von 1 Hertz.

Messungen bestätigen das Vorhandensein von tieffrequenten Geräuschen. Diese wurden von Prof. Dr.-Ing. Detlef Krahé bereits 2021 durchgeführt. Krahé hat auch für die Deutsche Gesellschaft für Akustik mit Förderung des Bundesamtes für Umwelt bereits Infraschall-Studien vorgenommen. Weitere Messungen nach einem Verfahren von Prof. Helmholtz bestätigten die Messwerte. Woher das kommt? "Wenn ich das wüsste", sagt sie.

Messungen stellen Belastung fest Quellen können Warmluftpumpen, Blockheizkraftwerke, Klimaanlagen, Kühlaggregate und vieles mehr sein. Häufig spielen Diskussionen über den Infraschall eine Rolle bei Windkraftanlagen, verursacht durch die rotierenden Flügel. Es gibt auch natürliche Quellen wie den Wind - und wer beim Autofahren hinten die Scheiben herunterdreht und das Wummern wahrnimmt, bekommt einen Eindruck davon, was unter Infraschall verstanden wird.

Die akustische Wahrnehmbarkeit ist gering, der Schalldruck ist deutlicher wahrzunehmen. Auch das kennt man, das Wummern im Bauch, wenn man bei einem Konzert neben einer Bassbox steht. "Das Problem ist die Ortung und die Messbarkeit, denn übliche Messungen beziehen sich nur auf akustische Lautstärke", sagt die Medizinerin.

Sie selbst leide seit über einem Jahr unter diesem für sie sehr quälenden Phänomen, das mittlerweile auch rund hundert Patienten wahrgenommen hätten sowie Anwohner. Und sie hofft, dass sich weitere melden werden, "damit man sich zusammentun und etwas unternehmen kann, die Quelle herausfinden und dämmen oder isolieren."

Betroffene zweifeln oft erst Woran es letztlich mit dem Problem an der Palaistraße liegt, bleibe unklar. Anfangs zweifelten Betroffene oft an ihren Beschwerden. Medizinisch habe sie zunächst ausgeschlossen, dass sie selbst an Tinnitus leide. Außerdem hat sie mit allen Institutionen oder Firmen im Umfeld gesprochen, auch mit den Stadtwerken, der Musikhochschule und vielen weiteren, um festzustellen: Ist da irgendwo etwas gebaut worden, dass die Geräusche und Vibrationen verursacht?

Eingebunden waren auch Institutionen und Behörden vor Ort, um das Haus als Quelle auszuschließen. Das Gebäude wurde sogar testweise vom Strom abgeklemmt. Immissionen wurde auch gemessen, doch nichts festgestellt, weil die üblichen Geräte nicht so empfindlich sind, denn: t ieffrequente Geräusche erstrecken sich nach der "Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm - ?TA Lärm? " lediglich auf den Frequenzbereich bis 90 Hertz. Infraschall liegt darunter - es ist also behördlich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts zu machen.

Weitere Betroffene gesucht Für Betroffene kann der Leidensdruck dennoch hoch sein. Insbesondere, wenn sich keine Quelle verorten lässt. Daher bittet die Detmolder Ärztin weitere Betroffene, sich bei ihr zu melden: www.dr-annette-prollius.de

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