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Dialog in Detmold: Interreligiöser Austausch nach dem Terroranschlag

Rudi Rudolph

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Diskutierten auf dem Podium: Prof. em. Matitjahu Kellig, Dr. Hamideh Mohagheghi, Prof. Dr. Nuka Kim und Moderator Stefan von Zons. - © Rudi Rudolph
Diskutierten auf dem Podium: Prof. em. Matitjahu Kellig, Dr. Hamideh Mohagheghi, Prof. Dr. Nuka Kim und Moderator Stefan von Zons. (© Rudi Rudolph)

Detmold. Wie kann man miteinander in den Dialog treten, und das trotz grauenhafter Vorgänge wie dem Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober und der israelischen Antwort im Gazastreifen, im Libanon und Westjordanland? Dies war das Thema einer höchst differenziert geführten Podiumsdiskussion mit vorangehenden Workshops im Landesmuseum Detmold.

Brisantes Thema, hochkarätige Referenten

Dazu eingeladen hatte die Gesellschaftspolitische Akademie des Kolping-Bildungswerkes Paderborn (KBW). So brisant das Thema, so hochkarätig waren die Referenten, die dabei als ausgewiesene Experten in einen interreligiösen Dialog traten. Prof. em. Matitjahu Kellig ist Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Herford-Detmold sowie Konzertpianist, Er brachte zur Einleitung in die Veranstaltung zwei Klavierstücke zu Gehör brachte, bei denen das Publikum „einfach zuhören, nicht fragen, ob gut oder schlecht“ sollte. Davon besonders modern und eindringlich „Two Preludes in Impressionistic Mood“ von Ben Zion Orgad.

Weitere Referenten waren Prof. Dr. Nuka Kim, katholischer Theologe und Logopäde, und Dr. Hamideh Mohagheghi, muslimische Theologin und Co-Vorsitzende des Rates der Religionen Hannover. Beide beteiligten sich zunächst an drei Workshop-Gruppen, die von Miriam Schütte und Julia Fiege vom Kolping-Bildungswerk und Stefan von Zons, Experte in der politischen Bildung, moderiert wurden. Ziel war die Formulierung eigener Erfahrungen mit antisemitischen oder rassistischen Vorfällen, den dabei empfundenen Emotionen und den eigenen Reaktionen. Hat man reagiert? Wenn ja, wie, und wenn nein, warum? Rund 30 Teilnehmer vertieften sich in diese Aufgabe, allerdings wurde im Anschluss an die von Stefan von Zons moderierte Podiumsdiskussion nur relativ kurz darauf eingegangen.

In der Diskussion lag der Schwerpunkt auf der Frage „Wie wollen wir nach dem 7. Oktober zusammenleben?“ Die persönlichen Erfahrungen und Einstellungen der Referenten zeigte die Richtung, denn alle hatten offenen oder latenten Rassismus und Antisemitismus erlebt. „Mein Motto ist ‚von Herz zu Herz, von Mensch zu Mensch‘, ich bin ein Mensch dieser Erde. Man muss zu seinen Werten stehen“, sagte Prof. Dr. Nuka Kim.

Die Sprache ist rau geworden

Und die im Iran geborene Dr. Hamideh Mohagheghi bedauerte, dass die Sprache rau geworden sei. „Remigration, das betrifft auch mich, oder Sätze wie ‚Die Moscheen in Deutschland sollen brennen‘“. Doch sei sie optimistisch, und man müsse daran arbeiten. Optimismus kennzeichnete auch Prof. em. Matitjahu Kellig, der bestätigte, „Respekt und Toleranz sind der einzige Weg zum menschlichen Miteinander. Ich bin ein verzweifelter Optimist, innerlich zerrissen.“

Prof. Dr. Nuka Kim wies auf die Bergpredigt hin. „Auge um Auge – Zahn um Zahn gibt es in allen Weltreligionen, doch es ist nur das Maximalgebot. Wir müssen miteinander reden, auch mit denen, die nicht zuhören wollen.“ Und Dr. Hamideh Mohagheghi ergänzte: „Wer aber vergibt, ist näher an Gott.“ Trotz aller Gewalt, allen Terrors und aller rechten Parolen waren sich die drei Referenten einig. Wir müssen in dieser Gesellschaft gelassener werden, Interesse am Nächsten haben und Haltung zeigen. „Wer schweigt, verabschiedet sich von Werten – wir dürfen nicht schweigen.“

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