Anwohner erfahren Details zur Sanierung der Detmolder Fußgängerzone

Detmold. Etwa 20 Anwohner und Geschäftsleute haben sich bei einem Spaziergang die ab dem 28. August beginnende Umgestaltung der Fußgängerzone erklären lassen. Der Fokus lag dabei auf den 115 Metern des ersten Bauabschnitts vom Marktplatz bis zur Krummen Straße/Exterstraße. Bauabschnitt II (Krumme Straße in Richtung Hornsche Straße) und Bauabschnitt III (Marktplatz in Richtung Karlstraße) kommen erst viel später dran.

"So wie die Fußgängerzone oberirdisch derzeit ein Flickenteppich ist, so sieht es auch im Untergrund aus", erläuterte Projektleiter Christian Ahlers die Notwendigkeit der Sanierung. Unter dem Marktplatz und dem Rosental sei beispielsweise das Kanalsystem schon erneuert worden. Regenwasser- und Mischwasserkanal sollen nun auch im ersten Bauabschnitt der Langen Straße erneuert werden. An die Kanäle in vier Meter Tiefe kommen die Arbeiten über zwölf Meter lange Baugruben, die jeweils nach Fertigstellung mit Asphalt wieder geschlossen werden. Wandernde Baugruben also. "Das war die Auflage von Feuerwehr und Rettungsdiensten", erklärt Ahlers. "Denn bei den alten Gebäuden wird der zweite Rettungsweg über die Fenster realisiert und zwölf Meter lassen sich maximal mit der Drehleiter überbrücken."

Provisorischer Asphalt zur Winterpause Ende November, zur Andreasmesse sollen alle Löcher wieder geschlossen sein, wenn auch nur provisorisch mit Asphalt, damit die Kirmes und das Weihnachtsgeschäft nicht gestört werden. Sobald es die Witterung zulässt, werden die Arbeiten im kommenden Jahr wieder aufgenommen. Ab 2024 verlegen die Stadtwerke Fernwärmeleitungen und entsprechende Hausanschlüsse, so dass jeder Hauseigentümer sich (auch später) für einen Fernwärmeanschluss entscheiden kann, ohne dass dafür dann erneut die Straße aufgerissen werden muss. Auch Leerrohre für Glasfaser-Internet seien vorgesehen. Für diese Arbeiten seien dann aber auch längere Gruben direkt vor den Häuserfronten notwendig, so dass die Geschäfte teilweise nur über Fußgängerbrücken zu betreten seien, erklärt Ahlers.

"Manche sagen ja auch, dass eine Baustelle Publikum anzieht", macht Ahlers den Geschäftsinhabern und Gastronomen Hoffnung. Von den Teilnehmern kommt der Hinweis, dass man ja auch einen Baustellenspielplatz einrichten könne, wie andere Städte das erfolgreich vormachten. Denn Kinder ziehe so eine Baustelle auf jeden Fall an. Wo denn die Baumaterialien gelagert würden, möchte ein Anwohner wissen. Dafür habe man sich die Querparkplätze in der Exterstraße direkt neben der Altbausanierung ausgeguckt, sagt Bauleiter Henrik Hagemeister. Dort sollen sie auch während der Winterpause lagern. "Alternativ wäre nur ein Bereich am Bahnhof in Frage gekommen", sagt Ahlers.

2024 stehen dann Pflasterarbeiten, Baumpflanzungen und schließlich der Einbau der neuen Sitzmöbel und Spielgeräte zum Klettern und Balancieren an. Vieles davon war mit Hilfe einer Bürgerbeteiligung ausgewählt worden. Die vorhandenen zwei Bäume vor dem Modegeschäft "Sinn" werden den Tiefbauarbeiten weichen müssen. Man werde versuchen, sie umzupflanzen, verspricht Freiraumplanerin Nadine Vormweg. Die fünf neu anzupflanzenden Blumen-Eschen sollen alle östlich der Straßenmitte - in der Nähe des Eiscafés, von Strates Brauhaus, von Engbers, der Weidmüller Welt und der Bäckerei Engel - stehen. Mehr Baumstandorte sind wegen der Leitungen im Untergrund nicht möglich. Die ausgewählten Bäume sind hochstämmig und kleinkronig, um die Sicht auf die historischen Fassaden nicht zu nehmen.

Trinkbrunnen statt Windspiel Anstelle des bisherigen Windspiels vor Engbers soll ein kleiner Trinkbrunnen mit Hochbeeten rücken. Vor "Sinn" werden Balance- und Klettermöglichkeiten für Kinder entstehen. Die geplanten Sitzbänke werden sich an das Modell anlehnen, was derzeit vor dem Schlosspark zum Probesitzen bereit steht. Das Modell ist so nicht mehr lieferbar und die Stadt ist mit der Haltbarkeit nicht zufrieden. "Es sieht jetzt schon unansehnlich aus, weil das Holz nicht schnell genug abtrocknet", sagt Ahlers.

Bei der Beleuchtung weicht die Stadt vom Ergebnis der Bürgerbeteiligung ab. Dort hatte sich die Mehrheit für Hängeleuchten ausgesprochen. "Die Fassadenhaken müssen alle einzeln statisch überprüft werden", sagt Ahlers. Die Weihnachtsbeleuchtung hänge an alten Haken. Stattdessen werde man unauffällige Lichtmasten mit LED-Spots verwenden. Ein Beispiel ist schon vor dem Geschäft Oberschorfheide zu sehen. "Die Lampen haben die Anmutung von Überwachungskameras", schimpfte eine Teilnehmerin des Spaziergangs. So sähen Spots halt aus, sagte Ahlers. Mit ihnen können man bei wenig Lichtverschmutzung zielgerichtet bestimmte Bereiche erhellen, wie den Laufweg in der Mitte, während die Randbereiche dann durch die Schaufenster beleuchtet würden. Auch schöne Fassaden ließen sich - mit einer integrierten Schablone zur Ausblendung der Fenster - so anstrahlen. Oben an den Masten gebe es Haken für die Weihnachtsbeleuchtung, WLAN-Module und Umweltsensoren ließen sich ebenfalls nachrüsten.

Historische Wundertüte Die Arbeiten am Bauabschnitt I könnten bereits im Herbst des kommenden Jahres abgeschlossen sein - wenn alles nach Plan verläuft. Schließlich befinde man sich im historischen Stadtkern, sagt Ahlers. "Wir wissen, dass das Niveau der Fußgängerzone mal angehoben worden ist. Ursprünglich war das Gebäude des Eiscafé Europa über drei Stufen zu erreichen. Wir könnten auch auf alte Straßenbahnschienen stoßen. Und wenn ein archäologisches Team möglicherweise Funde sichern muss, könnte das natürlich alles verzögern." Anliegerbeiträge werden für die Sanierung der Fußgängerzone als Detmolds Wohnzimmer nicht erhoben. Die Kanalsanierung wird über den Gebührenhaushalt bezahlt.

Weitere Infos gibt es im Internet auf www.langestrasse-mitgestalten.de

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