Lehrermangel: So hart trifft es die Detmolder Realschule I

Detmold. Die Detmolder Realschule I (R1) hat ein Problem: Unter anderem wegen Langzeiterkrankungen von Lehrkräften müssen 80 Stunden dauerhaft vertreten werden. Die Hälfte dieser Stunden sind Hauptfächer. Dazu kommen ad-hoc-Vertretungen bei kurzfristigen Ausfällen von Kollegen. In einem der LZ vorliegenden Elternbrief hat Schulleiter Stefan Mühlenberend die Situation in drastischen Worten geschildert und Unverständnis über die Beurteilung der Situation durch das Schulamt der Bezirksregierung geäußert. Das sagt, es habe schon eine Vertretungsstelle ausgeschrieben.

"Ich schreibe nun das für viele Klassen Offensichtliche, indem ich Ihnen mitteile, dass wir uns nach kaum drei Wochen Unterricht in einer unerträglichen Personalsituation befinden", heißt es im Elternbrief. "Gestern wurde ich durch die Bezirksregierung darüber unterrichtet, dass man aus den vorliegenden Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen der Langzeiterkrankten nicht ableiten könne, dass sich die Krankschreibungen fortsetzen würden. Sprich: es werden keine zusätzlichen Vertretungsmittel zur Verfügung gestellt." Die Bezirksregierung sehe keinen dringlichen Handlungsbedarf. 28 Unterrichtsstunden entsprechen an Realschulen einer Vollzeitstelle. Also bedeuten die 80 zu vertretenden Stunden rechnerisch fast drei Vollzeitstellen.

Realschule plant neue Unterrichtsverteilung Schulleiter Mühlenberend empfindet "das ,Knochenhinhalten' des Kollegiums und der Schulleitung für ständige Vertretungen und das Abwehren von Elternbeschwerden" als empörend und sieht durch den Lehrermangel auch den Bildungserfolg für die Schüler gefährdet. Dies werde entweder nicht bedacht, nicht angemessen bewertet oder ignoriert.

Eine fachgenaue Vertretung sei nicht mehr möglich. Die Schulleitung werde nun eine neue Unterrichtsverteilung inklusive Unterrichtskürzungen erarbeiten. "Es wird somit zwangsläufig zu Lehrerwechseln in einzelnen Fächern und Lerngruppen kommen. Dies ist meines Erachtens ultima ratio, aber nicht vermeidbar, sondern nur bedauerlich", schreibt Mühlenberend. Dadurch soll ab dem 4. September wieder ein verlässlicher Stundenplan vorliegen. Dieser werde dann allerdings - mit Ausnahme der Klassen 5 und 6 sowie der Abschlussklasse - gekürzt sein.

Mangelndes Engagement im Kollegium scheint nicht der Grund für die Situation an der R1 zu sein, denn Schulleiter Mühlenberend bedankt sich ausdrücklich, dass durchgängig versucht worden sei, das Unterrichtsgeschäft aufrecht zu erhalten. So hätten Lehrkräfte bereits vor den Ferien ihre Stundenzahl erhöht und eine Kollegin habe sich sogar bereit erklärt, ihre Pensionierung um zwei Monate zu verschieben, um vier Lerngruppen im Fach Englisch übernehmen zu können.

Bezirksregierung ist zuständig für 561 öffentliche Schulen Die Bezirksregierung Detmold unterstütze die Realschule I, teilt deren Pressesprecher Steffen Adams auf LZ-Anfrage mit. "So konnte beispielsweise der ursprüngliche Vertretungsbedarf von 80 Wochenstunden mittlerweile auf 52 Wochenstunden reduziert werden", schreibt er. "Eine Vertretungsstelle wurde ausgeschrieben und die ausgewählte Lehrkraft wurde gebeten, die erforderlichen Unterlagen einzureichen. Sobald diese vorliegen, kann die Vertretungskraft an der Schule unterrichten." Zudem habe die Realschule I eine feste Stelle zur Ausschreibung zum 1. November erhalten. Darüber hinaus würden weitere Lösungsmöglichkeiten geprüft. "Dabei ist jedoch immer der gesamte Kreis und der gesamte Regierungsbezirk in den Blick zu nehmen."

Die Bezirksregierung Detmold ist für alle 561 öffentlichen Schulen im Regierungsbezirk zuständig. Derzeit gebe es dort rund 23.000 Lehrkräfte, berichtet Adams. "Im Regierungsbezirk beträgt die Personalausstattungsquote 101,88 Prozent. Diese Zahl verdeutlicht, dass die Bezirksregierung möglichen Ausfällen durch eine vom Ansatz her hohe Personalbereitstellung begegnet." An einzelnen Schulen könnten aber Personalengpässe auftreten, da die Personalausstattung über alle Schulen hinweg nicht vollständig gleichmäßig erfolgen könne. Auch könne es an Schulen zu Personalausfällen, etwa durch Krankheit, kommen.

Um solche vorübergehende Bedarfe zu decken, könnten bestehende Teilzeit-Arbeitsverträge aufgestockt werden. "Auch die Einstellung von Vertretungslehrkräften kommt grundsätzlich in Betracht. Um eine Vertretungseinstellung vornehmen zu können, muss der Personalausfall eine gewisse Dauer umfassen." Denn das Auswahlverfahren unter Beteiligung verschiedener Gremien und die Erstellung der nötigen Dokumente, benötige Zeit.

An der Realschule scheint sich die Lage auch so etwas zu entspannen: Ab Montag unterrichtet zumindest eine ehemals langzeiterkrankte Lehrkraft wieder.

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